1. FC KölnSkurrile Begleitumstände wegen Coronavirus
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Der 1. FC Köln muss am kommenden Samstag vor Geisterkulisse gegen Mainz antreten.
Der Coronavirus sorgt in diesen Tagen für skurrile Begleitumstände.
Ungewiss ist noch, wie man beim 1. FC Köln die fehlenden Einnahmen kompensiert.
Köln – Die gespenstische Atmosphäre von Spieler- und Trainerrufen, die von leeren Tribünen wiederhallen, erlebte die Fußball-Bundesliga am Mittwoch beim Derby zwischen Mönchengladbach und Köln aufgrund der Zuschaueraussperrung wegen des Coronavirus zum ersten Mal. Am Wochenende ist diese fußballfremde Szenerie Bestandteil aller Stadien. Wenn dann am Samstag die Spieltags-Konferenz von Bezahlsender Sky auf einem frei empfangbaren Senderkanal übertragen wird, kann jeder Fußball-Fan nachempfinden, was FC-Kapitän Jonas Hector so beschrieb: „Geisterspiel ist einfach scheiße!“
Auch wenn die Atmosphäre im Borussia-Park zum Davonlaufen und vergleichbar mit der eines Testspiels unter Ausschluss der Öffentlichkeit war, so waren die spielerischen Leistungen beider Mannschaften ordentlich. Das zeigten auch die statistischen Werte wie Laufleistung, Ballaktionen und Torschüsse. Die Kölner beklagten allerdings, dass sie es in der Schlussphase versäumten, das mögliche 2:2 zu erzielen. „Wir standen kompakt. Die Gegentore waren unglücklich. Gladbach hatte scheinbar das Glück des Tüchtigen“, stellte Innenverteidiger Toni Leistner fest.
Bornauw gegen Mainz fraglich, Hennes fehlt definitiv
Nicht schlechtreden wollte Trainer Markus Gisdol die dritte Niederlage der Rückrunde. Seine Mannschaft habe gute Ballbesitzphasen besessen und gegen „einen gut organisierten Gegner Lösungen gefunden“. Horst Heldt zeigte sich nicht so vermessen, dass man gegen den Champions-League-Kandidaten habe gewinnen müssen: „Wenn wir so gegen Mannschaften spielen, die in der Tabelle um uns herum stehen, sind wir in der Lage, die Punkte für den Klassenerhalt einzufahren.“
Ob dies am Samstag mit der gleichen Startelf wie in Mönchengladbach geschieht, ist wahrscheinlich. Die frühzeitigen Auswechslungen von Florian Kainz (66.) und Ismail Jakobs (72.) sprechen dafür, dass die Flügelspieler auch am Samstag gegen Mainz gesetzt sind. Ob Sebastiaan Bornauw nach seinen Muskelproblemen zurückkehren kann, soll sich beim Abschlusstraining entscheiden.
Fans feiern Spieler
Offen ist, wie mit FC-Fans umgegangen wird, die sich vor dem Stadion versammeln. Anzeichen dafür, dass es dazu am Samstag hinter der Südtribüne kommt, besitzt man beim 1. FC Köln. In Mönchengladbach hatten hunderte Borussia-Anhänger die Mannschaft bei der Fahrt zum Stadion begrüßt und sie vom Vorplatz aus nach dem Sieg gefeiert. Die Spieler zeigten sich ihnen deshalb auf der Außenseite der Nordkurve. Horst Heldt bezeichnete solch eine Menschenansammlung „nicht im Sinne dessen, was man mit dem Verzicht auf Zuschauer erwirken wollte“. Andererseits könne er das Fan-Verhalten nachvollziehen. „Es fällt mir schwer zu sagen: Macht es nicht.“
Möglichst vermieden wird jedoch der Kontakt von Spielern zu Fans und anderen Personen. Deshalb gibt es keine Mixed Zone, in der die Journalisten die Spieler interviewen. In Mönchengladbach sind die Fans auch von den Trainingseinheiten ausgesperrt. In Köln ist dies nur bedingt möglich. Der am meisten genutzte Platz am Geißbockheim liegt im öffentlichen Bereich. Ein direkter Kontakt war nur beim Schreiben von Autogramm und bei Fotografien gegeben. Dies wird wohl eingeschränkt.
Millionen-Verlust droht
Ebenfalls keinen Kontakt gibt es am Spieltag zwischen den FC-Profis und Hennes IX. Das Maskottchen kommt nicht ins Stadion, auch wenn keine Ansteckungsgefahr besteht. Letztmals hatte ein Geißbock Bundesligaspiele wegen der Maul- und Klauenseuche im April 2001 verpasst. Damals gab es zwei Unentschieden, bevor mit dem zurückgekehrten Hennes VII. 4:0 gegen Cottbus gewonnen wurde.
Ungewiss ist noch, wie man beim 1. FC Köln die fehlenden Einnahmen kompensiert. Das am Samstag ausverkaufte Stadion hätte für eine Nettoeinnahme von etwa 1,5 Millionen Euro gesorgt. Bei zwei Heimspielen pro Monat wären das rund drei Millionen Euro, denen ein monatlicher Personalaufwand von etwa vier Millionen Euro gegenübersteht.