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Veedels-CheckRoggendorf/Thenhoven – Von Schloss bis Plattenbau

Lesezeit 3 Minuten
Barockkirche

 Das Barockschloss Arff schlägt seine Besucher in den Bann.

KölnAls Gesamtnote vergeben die Teilnehmer unserer nicht-repräsentativen Umfrage Worringen eine 2,6. Besonders ausgeprägt ist hier der Kölsch-Faktor: Note 2,5. Auch die Gemeinschaft wird im hohen Kölner Norden groß geschrieben, wohingegen die Parkmöglichkeiten ähnlich gering geschätzt werden wie anderswo. 183 Kölner gaben an, dass Worringen ihr Lieblingsveedel ist. Für 75,8 Prozent kommt ein Umzug in einen anderen Stadtteil nicht in Frage.

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In der Nähe des S-Bahnhofs liegt die Plattenbausiedlung am Mönchsfeld.

Die Quettinghofstraße ist so etwas wie der Schrägstrich von Roggendorf/Thenhoven: Der Länge nach zieht sie sich durch den Ort – die Häuser auf ihrer östlichen Seite liegen in Roggendorf, die auf der westlichen in Thenhoven. Im 19. Jahrhundert waren die beiden Straßendörfer an dieser Naht zum Doppeldorf zusammengewachsen. Bis zur Eingemeindung nach Köln 1922 gehörten beide Dörfer zur Bürgermeisterei Worringen, im Zuge der Gebietsreform von 1975 wurden sie zu einem Stadtteil zusammengefasst. „Eine Zeit lang sollte der Ort nur Thenhoven heißen, aber dagegen haben sich die Roggendorfer vehement gewehrt“, erinnert sich Maria Matzak. Die 87-jährige ist in Roggendorf geboren und hat hier ihr ganzes Leben verbracht.

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Jede Sektionen des Schützenvereins hat ein Wappen.

Hier am nördlichen Stadtrand ist die Großstadt weit weg: Felder reichen bis an die Häuser heran, einige der alten Bauernhöfe des Dorfes werden noch bewirtschaftet, andere sind zu Wohnanlagen umgebaut worden. Der Turm der 1866 erbauten Kirche St. Johann Baptist überragt die spitzgiebeligen Dächer der adretten Ein- und Mehrfamilienhäuser – einzig die Plattenbausiedlung „Am Mönchsfeld“ passt nicht in das ländliche Ambiente. Als Gegengewicht findet sich auf dem Gebiet des Stadtteils aber auch das Schloss Arff, einer der wenigen Barockbauten im Stadtgebiet. Angesichts der überschaubaren Größe des Ortes überrascht es, dass Roggendorf/Thenhoven flächenmäßig der größte Stadtteil links des Rheins ist – dank der landwirtschaftlichen Flächen und des Waldstücks Chorbusch.

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Auf dem Gilleshof feiern die Altstädter ihr Sommerfest.

Mit der Schützenbruderschaft St. Johann Baptist 1992 ist der Stadtteil weiterhin Heimat des größten Schützenvereins der Stadt, der sich eine einzigartige Organisationsstruktur gegeben hat. „1992 haben wir den Verein als Dachverband gegründet, unter dem die einzelnen Züge relativ unabhängig agieren können: Also gibt es bei uns den Sappeurzug, den Jägerzug, die Scheibenschützen, die Pagenkompanie und das Tambourkorps“, zählt der amtierende Schützenkönig René Jäger auf. Jede dieser Abteilungen hat ihre eigene Uniform – so werden die Umzüge zur Krönung des Schützenkönigs zu aufwendigen Paraden.

Abseits des Schützenvereins beherbergte der Ort zeitweise bis zu 60 Kegelvereine, die einen Dorfpokal unter sich austrugen. „Das ist aber irgendwann ausgestorben“, bedauert Maria Matzak. „Das war immer ein großes Ereignis, bei dem schon mal die Bläck Fööss auftraten.“

Glücklicherweise pflegen die Roggendorfer und Thenhover ihre Gemeinschaft auch außerhalb des Vereinsrahmens – etwa bei der Tradition des vorweihnachtlichen Kneipenabends am Tag vor Heiligabend in der Gaststätte Cöllen Löhr. Neben ihrem Gemeinschaftssinn halten die Roggendorfer große Stücke auf ihre Integrationskraft, wie etwa im Fall der damals sogenannten „Zigeunersiedlung“: 1975 waren hier Sinti in Häusern untergebracht worden. „Die sind ins Dorfleben integriert. Mein früherer Fußballtrainer etwa war Sinti“, erinnert sich Jäger. Bei den Bewohnern des Mönchsfelds, von denen viele Hartz IV beziehen, funktioniere dies leider nicht so gut, wie Daniel Esch, Vorsitzender des Bürgervereins von Roggendorf/Thenhoven bedauernd feststellt. „Das ist wie eine Parallelgesellschaft, als Alteingesessener hat man mit denen nichts zu tun“, sagt er. Kritisch sieht er auch die Infrastruktur: „Wir haben keine Apotheke, keine Drogerie, keine Sparkasse, noch nicht mal einen Geldautomaten.“

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Angesichts des schnell wachsenden Neubaugebiets werde dieses Thema dringender, so Esch. „Deshalb wird es Zeit, endlich die beschlossene Kita umzusetzen – und eine neue Grundschule.“