Sankt Augustin – Geschäftsreisende, Sport- oder Hobbypiloten, Klein- oder Segelflugzeuge, Helikopter oder Tragschrauber – am Flugplatz Hangelar ist eine Menge los. Mehrere kommerzielle sowie in Vereinen ehrenamtlich organisierte Flugschulen gibt es auf der mehr als 100 Jahre alten Anlage. Ansässig ist dort auch der Kölner Klub für Luftsport (KKFL), bei dem Michael Bonda seit 2018 aktiv ist.
Vier von fünf Maschinen des Klubs kann er fliegen, darunter eine Cessna 172 und eine Piper – die beiden Modelle, die im März 2022 und im Oktober 2021 nach einem Start in Hangelar verunglückten.
„Die Routine hat bei uns Hobbypiloten gelitten“
Der 35 Jahre alte Hobbypilot fliegt im Schnitt alle zwei Wochen vom Flugplatz Hangelar, und er sagt: „Das Wichtigste beim Fliegen ist die Routine. Das ist nicht wie beim Autofahren, wo ich notfalls noch ein Knöpfchen drücken oder nachsteuern kann – wenn man die wichtigsten Sachen nicht präsent hat, wenn die Praxis eingeschränkt ist, kann es zu Fehlern kommen.“
In Zeiten von Corona jedoch, wo Flugstunden zu zweit im kleinen Cockpit wegen der Ansteckungsgefahr nicht möglich waren, sei diese Routine verloren gegangen. Er selbst hat dies im KKFL beobachtet. „Diese Routine hat bei uns Hobbypiloten gelitten. Das kann zu Unachtsamkeiten und unter Umständen zu kleineren Unfällen geführt haben.“
Seitdem gelten beim KKFL strikte Regeln, wie er berichtet: „Wenn man 90 Tage auf einem Muster nicht geflogen ist, kann man nur nach einem Überprüfungsflug mit einem Fluglehrer wieder alleine fliegen.“
Mit der Unfallrate steigen auch die Reparaturkosten
Denn auch wenn die mangelnde Übung keine schweren Unglücke nach sich ziehe wie einen Absturz, sondern es nur kleinere Schäden am Flugzeug gebe, stiegen durch eine erhöhte Unfallrate auch die Reparaturkosten. Zumal bei Maschinen von zum Beispiel amerikanischen Herstellern die Ersatzteile nicht nur teuer, sondern auch nicht einfach zu bekommen seien.
Die Abstürze
Am 11. Oktober 2021 stürzte eine zweimotorige Piper PA Seneca, die in Hangelar gestartet war, nach nur wenigen Flugminuten im Siebengebirge ab. Pilot (51) und Passagier (23) starben.
Am 23. März verunglückte eine einmotorige Cessna 172 beim Start und landete rücklings auf einem Gartenhaus. Die beiden Insassen (84, 35) wurden verletzt. Weil standardmäßig ein Rettungshubschrauber im Einsatz war, wurde der Senior in ein Krankenhaus geflogen. (seb)
Ob mangelnde Routine eine Rolle bei den Abstürzen gespielt hat, ist nicht bekannt. Im Fall der Piper PA Seneca, die viel zu niedrig ins Siebengebirge flog, unterhalb der Löwenburg im Wald abstürzte und in Flammen aufging, hat laut Bericht der Experten von der Bundesbehörde für Flugunfalluntersuchung der dichte Nebel eine entscheidende Rolle gespielt.
Bei der Cessna, die am 23. März unmittelbar nach dem Start auf ein Gartenhäuschen krachte, könnte ein Motorschaden vorgelegen haben. „Ganz selten gibt es nur eine Ursache für ein Unglück, meist ist es eine Verkettung“, sagt auch Bonda.
Platzrunde in Hangelar anders als bei anderen Flugplätzen
Zumal Hangelar durch seine besondere Lage und Lärmschutzauflagen von den Piloten verlangt, dass sie eine Platzrunde fliegen, die sich von anderen Flugplätzen unterscheidet. „Standard ist ein Viereck, in Hangelar ist dies deutlich abgewandelt, mehr ein Polygon.“
Michael Bonda liebt es, von dem geschichtsträchtigen Flugplatz abzuheben, über die Eifel und den Rhein zu fliegen und die Schönheit der Natur aus Hunderten Meter Höhe zu erleben: „Wenn ich da oben bin und nur mit Funk mit der Erde verbunden, habe ich eine ganz andere Perspektive.“