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„Plötzlich lag da ein Flugzeug“Cessna kracht in Gartenhütte – Anwohner geschockt

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Am Mittwochmittag landete ein Kleinflugzeug im Garten von Matthias Eck.

Sankt Augustin – Mit der Kabeltrommel in der Hand läuft Matthias Eck vom Keller in den Garten, rund ums Haus und wieder zurück. Seine Schwiegermutter Rita Preuss schaut aus dem Fenster zu. „Der FI-Schalter ist schon wieder raus“, informiert sie, während Eck versucht, ihrem Treppenlift wieder Strom zu beschaffen. Doch die Leitungen sind mit seinem Gartenhaus im schmucken Gärtchen an der Trasse der Linie 66 verbunden – und davon sind nur noch Trümmer übrig. Gesplitterte Bretter, das Spitzdach in den Boden gedrückt und darauf die Cessna 172, die am Mittwoch in seinem Garten in Hangelar abstürzte.

Eck rollt das Kabel ab, Polizisten und Ermittler der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung begutachten das Wrack, machen sich Notizen. Das mit dem Gartenhaus, das sei schon schöner Mist, sagt der 60-Jährige. „Aber Hauptsache, dass die Insassen nicht schwer verletzt sind. Außerdem gibt’s das ja auch nicht alle Tage, dass einem ein Flugzeug in den Garten fällt!“

Am Flugplatz in Sankt Augustin: „Ein Flugzeug ist noch nie runtergekommen“

Seit 30 Jahren wohnt er schon in dem gepflegten Haus unmittelbar neben dem Flugplatz, seine Schwiegermutter noch viel länger. „Und noch nie ist sowas passiert. Ja, es ist schon mal ein Segelflieger auf dem Feld runtergekommen, aber ein Flugzeug?“

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Der Absturzort liegt nur wenige Meter von der Trasse der Straßenlinie 66 entfernt.

Nur kurz sei er am Mittag zu Hause gewesen, erzählt er, „Ersatzteile holen“. Für die Firma Nilfisk wartet er Industriesauger und „wollte nur einen kurzen Stopp einlegen und dann zu meiner nächsten Runde starten.“ Dann habe er ein Rumpeln gehört. „Ich habe gedacht, das ist ein Lkw, der einen Poller umgefahren hat, das passiert schon mal.“ Dann sei der FI-Schalter rausgesprungen. Er legte den Schalter wieder ein und ging in die Küche, um die Uhr an der Mikrowelle neu zu stellen und sah dabei aus dem Fenster in den Garten. „Und plötzlich lag da ein Flugzeug.“

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Beim Startvorgang verunfallte das Kleinflugzeug in Sankt Augustin.

Ersthelfer seien da schon über seine Hecke gestiegen und hätten sich um die beiden Männer gekümmert, die sich aber selber aus dem kopfüber auf dem Hüttendach liegenden Wrack hätten befreien können. Einer der Ersthelfer, so erfuhr Eck, sei ein Polizist gewesen, der mit dem Fahrrad auf dem Weg nach Hause war. Beide Flugzeuginsassen, ein 84 Jahre alter Mann aus Hennef und ein 35-Jähriger aus Euskirchen, wurden verletzt in Krankenhäuser gebracht.

Die Tanks der einmotorigen Maschine, die noch im Startvorgang abstürzte, sind noch gefüllt. Ein Versuch, sie abzupumpen, schlug fehl. Auch ist noch nicht klar, wie viel von dem Treibstoff in den Boden sickerte. Sollte die defekte Stromleitung in den Trümmern Funken schlagen, „dann könnte es ja zur Explosion kommen“, sagt Eck und stellt den Strom zum Gartenhäuschen lieber ab.

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Von dem Gartenhaus sind nur noch Trümmerteile über.

Rund 25 Quadratmeter groß war das stabile Häuschen, gut ausgestattet als Außenwohnzimmer und manchmal auch Büro: Fernseher, Kühlschrank. „Zum Glück habe ich nicht drin gesessen“, meint der 60-Jährige. Und auch wenn ihn der Totalschaden schmerzt: „Wenn das Gartenhaus nicht gewesen wäre, dann wäre das Flugzeug doch sicher weiter geschlittert, bis in meinen Wintergarten!“

Trümmerteile auf dem kurz gemähten Rasen lassen die Wucht erahnen, mit denen die für vier Passagiere gedachte Maschine aufschlug. Bis auf den Balkon in den ersten Stock flogen Teile, zerschlugen dort einen Glastisch. Nur die Laterne unter dem Dachfirst des Gartenhäuschens blieb ganz.

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Die Unfallursache ist noch nicht bekannt, auch Klaus-Uwe Fuchs, der hinzugezogene Experte vom Bundesamt für Luftunfalluntersuchung kann dazu noch nichts sagen. „Die Cessna ist nach Osten gestartet, hat aber keine Höhe gewinnen können“, fasst er die ersten Erkenntnisse zusammen. Ob ein Motorschaden vorlag, wie derzeit vermutet wird oder ein Pilotenfehler – das werden die Untersuchungen erst zeigen müssen.

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Kurz vor der Häuserreihe stürzte das Flugzeug ab.

Dafür wird die Maschine aus dem Garten abtransportiert und in einer Halle gelagert. Ob und wie viel Erdreich abgebaggert werden muss, werden Experten dann untersuchen. Und Matthias Eck muss die Reste seines Gartenhauses entsorgen: „Da ist nichts mehr zu gebrauchen.“