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Lohmarer Bürgermeisterin kritisiert KaufTeurer Tesla steht nur in der Tiefgarage

Lesezeit 3 Minuten
Wieja Tesla

Zwischen zwei Autos, aber klar entschieden für den Seat: die Lohmarer Bürgermeisterin Claudia Wieja.

Lohmar – Von null auf 100 in 3,3 Sekunden, schneller als 200 Kilometer pro Stunde und viel Platz: In der Rathausgarage steht ein fast neuer Tesla, den niemand mehr will. Ein auffälliger Dienstwagen und gut fürs Umweltgewissen für den einstigen (CDU-)Bürgermeister Horst Krybus, ein Steuergroschengrab nicht nur für seine grüne Nachfolgerin Claudia Wieja.

Sie möchte den fast fünf Meter langen, anthrazitfarbenen Schlitten nicht fahren und sagte auf Nachfrage dieser Zeitung: „Ich bin doch nicht die Oberbürgermeisterin von Bonn.“ Für das kleine Lohmar sei das Auto – Kaufpreis damals 46.549,99 Euro – überdimensioniert.

Lieferzeit war lang

Eine Einschätzung, die viele in der Kommunalpolitik teilen. In der ersten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses kam das Thema auf den Tisch. Ob sich der Bürgermeister das Fahrzeug „zum Geschenk gemacht“ habe kurz vor Ende seiner Amtszeit, fragte der UWG-Fraktionschef Benno Reich rhetorisch.

Tatsächlich war der teure Stromer im Oktober 2019 von der Stadtverwaltung bestellt worden, ein halbes Jahr, nachdem der Amtsinhaber im April 2019 verkündet hatte, zur Kommunalwahl im September 2020 nicht mehr antreten zu wollen. Die Lieferzeit war lang, im März 2020 rollte der Tesla erstmalig durch die 31.000-Einwohner-Stadt. Ende Januar war der Leasingvertrag für die Mercedes C-Klasse ausgelaufen.

Ex-Bürgermeister versteht die Aufregung nicht

Das US-Mobil galt damals wegen des hohen Wiederverkaufswertes als wenig risikobehaftet, gar „wirtschaftlich günstiger als wieder ein Fahrzeug zu leasen“, so das Hauptamt. „Es sollte ein E-Auto sein, und der Tesla hat weniger gekostet als ein Golf“, sagte Ex-Bürgermeister Horst Krybus, der die Aufregung nicht versteht.

Doch heute sieht das anders aus: Eine Veräußerung des Gebrauchtwagens lohnt sich laut Stadt nicht, da mittlerweile Neuwagen durch die erhöhte Stromer-Prämie vom Staat billiger zu haben seien. Einst lockte zudem ein Zuschuss des Landes von 18 610 Euro, der sich nun als Bumerang erweist. Denn stößt die Kommune die futuristisch ausgestattete Karosse innerhalb von fünf Jahren wieder ab, muss das Geld zurückgezahlt werden.

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So bleibt der Tesla in der Tiefgarage und wird ab und zu von den Hausmeistern bewegt, damit sich der Akku nicht tiefenentleert. Ein Teil des allgemeinen Dienstwagenpools werde er vermutlich nicht, schätzt die Bürgermeisterin: „Er soll nicht ganz einfach zu fahren sein.“ Die Aussicht, darin durch Lohmar zu gleiten, locke vielleicht eine Führungskraft an die Agger, die sich sonst anders orientiert hätte, hieß es etwas spitz im Ausschuss. Der Beigeordnete Michael Hildebrand geht Ende Februar in den Ruhestand, seine Stelle wird neu ausgeschrieben.

Rathauschefin Wieja ist im Übrigen auch in einem E-Auto unterwegs: Sie nutzt ihren privaten Seat Mii für Dienstfahrten, 3,55 Meter lang, 130 Spitze und in 12,3 Sekunden von null auf 100. Pro beruflich gefahrenem Kilometer bekommt sie 30 Cent erstattet.