Neunkirchen-Seelscheid – „Wir wollen die bis zu 150 Arbeitsplätze retten“, betont Johannes Hagen. „Dass der Insolvenzverwalter nun Dinge in die Öffentlichkeit gibt, die nur seine Sicht der Dunge darstellen, finde ich sehr bedenklich.“ Hagen ist Geschäftsführer des gemeinsamen kommunalen Unternehmens (GKU) von Much und Neunkirchen-Seelscheid, dass das Gewerbegebiet gekauft hat, auf dem die Fabrikhallen des Waschmittelherstellers Thurn stehen. Hagen ist aber auch Kämmerer der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid. „Deshalb muss ich genau schauen, wie das finanziell aussieht.“
Und da gibt es für den Zahlenmenschen einige Ungereimtheiten. „Wir haben um einen Geschäftsplan des Unternehmens vom neuen Investor für den Standort Neunkirchen gebeten, um die Befürchtungen einer erneuten Insolvenz auszuräumen, aber auch um den Erhalt der Arbeitsplätze perspektivisch zu sichern“, doch es sei nichts gekommen.
Das habe ihm „Sorge bereitet“. Das Gelände solle sinnvoll genutzt werden. „Als die frühere Firma Thurn auf dem Gelände riesige Bauten errichten wollte, gab es Bürgerproteste dagegen“, erinnert sich Hagen. Da sei heute für ihn Auftrag, dass so etwas nicht nochmal an diesem Platz geplant würde.
„Wenn der Investor ein schlüssiges Konzept vorlegt, kann er selbstverständlich den von ihm gewünschten Vertrag bekommen.“ Aber bis jetzt läge das nicht vor. „Ich finde das wirklich sehr schade.“
Es gehe hier um Arbeitsplätze und Menschen, die als Familien auch davon betroffen seien. Keiner wolle, dass sie in kürzester Zeit wieder von einer Insolvenz betroffen seien. Deshalb seien die Zahlen des neuen Investors so wichtig.
Der Insolvenzverwalter hatte hingegen mitgeteilt, dass es für ihn so scheine, „als ob die Gemeindevertreter alles versucht hätten, um den Investor zu verhindern. Dieser Umgang mit einem solventen strategischen Investor vernichtet Industriearbeitsplätze und schadet dem Wirtschaftsstandort Deutschland.“
„Wie die Gemeinden mit einer alternativen Nutzung des Thurn-Geländes den Verlust von 150 Jobs kompensieren wollen, bleibt mir ein Rätsel“, zeigt sich auch Thurn-Geschäftsführer Peter Schoof verständnislos. Zweimal hätten die verantwortlichen Kommunalpolitiker dem Investor eine Absage erteilt. „Beim dritten und letzten Gespräch führte die unnachgiebige und kompromisslose Haltung der Gemeinden zum endgültigen Scheitern der Verhandlungen.“ Schon in der nächsten Woche sei deswegen der Insolvenzverwalter gezwungen, den Mitarbeitern zu kündigen und die geordnete Betriebsstilllegung einzuleiten.