Neunkirchen-Seelscheid – Die Produktionsbänder bei der insolventen Firma Thurn standen am Dienstag erneut für knapp zwei Stunden still. Zirka 100 Mitarbeiter machten mit einem Demonstrationszug vom Firmengelände zum Rathaus in Neunkirchen mit Pfeifen erneut lautstark auf sich aufmerksam und überreichten Johannes Hagen eine Ergänzung zur vor Wochenfrist überreichten Petition.
„Hilfe, es ist fünf Minuten vor zwölf. Bitte helfen Sie uns und unseren Familien. Wir haben Angst um unsere Jobs und unsere Existenzen“, las Thurn-Mitarbeiter Harald Weber vor, der die Demonstration erneut organisiert hatte. „Wir wissen nicht weiter, lassen sie uns nicht im Stich. Helfen sie uns bei der Findung einer gemeinsamen Lösung“, ergänzte er. Die Petition ist mittlerweile von 926 Menschen unterschrieben worden.
Thurn-Mitarbeiter: „Unterschreiben Sie den Mietvertrag“
Harald Weber forderte Johannes Hagen als Vorsitzender des gemeinsamen kommunalen Unternehmens der Gemeinden Neunkirchen-Seelscheid und Much (GKU), die das Gelände erst kürzlich zur Vermarktung erworben hat, auf, „unterschreiben sie den Mietvertrag und erhalten Sie damit unsere 135 Arbeitsplätze“. Ein Investor möchte die insolvente Firma übernehmen. Die GKU ist weiterhin nicht bereit, ihm einen langjährigen Pachtvertrag anzubieten, den der Investor als Sicherheit fordert.
Bei den Verhandlungen um die Zukunft des Waschmittelherstellers gibt es offiziell nichts Neues. Am Montag trafen sich die Beteiligten, also GKU-Vertreter, Insolvenzverwalter und Investor, fanden aber erneut keine Lösung.
„Wir sind weiter im Gespräch und haben zeitlich Druck. Daher wollen wir schnell zu einer Lösung kommen“, zeigte Johannes Hagen Verständnis um die Sorgen der Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze. Alle Beteiligten hätten vereinbart, während der Verhandlung keine Details nach außen dringen zu lassen.
Solidarität auch von niederländischen Kollegen
Die Mitarbeiter bekamen bei dem Demonstrationszug auch politische Unterstützung von FDP-Bundestagskandidat Ralph Lorenz aus Neunkirchen, der nun versucht, zu vermitteln. Eine Petition sei mittlerweile im Landtag und er sei Mitberichterstatter, sagte Lorenz. Man habe eine Vollmacht und es sei anders als normal, dass nicht am Ende der Petition Bericht erstattet würde, sondern die Informationen würden zeitnah herausgegeben.
Die Solidarität für die von der Arbeitslosigkeit bedrohten Mitarbeiter ist auf jeden Fall groß. Aus dem Thurn-Werk im holländischen Kerkrade waren am Dienstag zwölf Kollegen in Neunkirchen-Seelscheid, um die Demonstranten zu unterstützen.