Neunkirchen-Seelscheid – Der angebotenen Pachtvertrag über drei Jahre für die Gebäude des Waschmittelherstellers Thurn war dem Investor zu kurz. „Trotz der unterschriftsreifen Einigung mit einem namhaften internationalen Investor ist die Übernahme und damit der Erhalt der Thurn Germany Gruppe damit im letzten Moment gescheitert“, das teilte Insolvenzverwalter Jens M. Schmidt mit. Die Ablehnung des Mietvertrags bedeute nun unweigerlich die Betriebsstilllegung und den Verlust von 150 Arbeitsplätzen allein am Hauptsitz von Thurn in Neunkirchen-Seelscheid und weiteren 25 Arbeitsplätzen im niederländischen Kerkrade.
„Das ist ein herber Schlag“
„Diese Entwicklung ist ein herber Schlag. Wir hatten nach intensiven Verhandlungen einen ideal zum Unternehmen passenden, finanzstarken Erwerber gefunden, der die Zukunft des Unternehmens auch zum Wohle der Region gesichert hätte. Nun ist der Verkauf kurz vor dem Ziel gescheitert, weil die Planungen der Gemeinden und die Langfristigkeit der Investorenpläne nicht in Einklang gebracht werden konnten“, so Schmidt.
Das Gelände, auf dem die Gebäude von Thurn stehen, gehört dem gemeinsamen kommunalen Unternehmen von Much und Neunkirchen-Seelscheid (GK). Geschäftsführer ist Johannes Hagen, die Bürgermeister der beiden Gemeinden nehmen über den Verwaltungsrat Einfluss auf die Geschäftspolitik.
Noch am Montagabend hatten der Insolvenzverwalter und der Investor mit der Bürgermeisterin von Neunkirchen-Seelscheid, Nicole Berka (SPD), dem Bürgermeister von Much, Norbert Büscher (CDU), und dem GKU-Geschäftsführer Johannes Hagen eine Einigung versucht. Am Ende stand dem 15-jährigen Mietwunsch des Investors ein maximal dreijähriger Mietvertrag als Angebot gegenüber. Für den Investor, der in Neunkirchen-Seelscheid Millionenbeträge investieren wollte, war das völlig inakzeptabel, sodass er sein Angebot für die Übernahme zurückzog“, so Insolvenzverwalter Schmidt.
Mit einer Petition und Demonstrationen hatten die Mitarbeiter versucht, ihre Arbeitsplätze zu retten. Es ist nun nicht gelungen. Insider hatten berichtet, dass der Markt für Waschmittel zurzeit hart umkämpft sei. Gewinne seien auch wegen erhöhter Rohstoffpreise kaum noch zu erzielen.
Deswegen sei es unwahrscheinlich, dass der neue Investor das Unternehmen wieder in die schwarzen Zahlen hätte bringen können. Aus politischen Kreisen wurde bekannt, dass die GKU jetzt einen Schlussstrich ziehen möchte, weil sie nicht in eventuell wenigen Jahren schon wieder mit einer Insolvenz zu tun haben wollte.