Hürth/Rhein-Erft-Kreis – Eigentlich hatte sich Christel Groß gefreut, dass sie vor ihrer anstehenden Reha doch noch geimpft werden kann. Gemeinsam mit einer Freundin hatte sich die 75-jährige Pulheimerin am Mittwoch am Hürther Impfzentrum angestellt, um ihre Auffrischungsimpfung zu bekommen. Doch am Ende musste die Krebspatientin ohne Impfung wieder nach Hause gehen.
„Ich bin heute noch nicht darüber hinweg, was am Mittwoch passiert ist“, berichtet sie am Freitagmorgen und erzählt, was sich vor Ort am Impfzentrum abspielte. Eineinhalb Stunden habe sie für die sogenannte Booster-Impfung angestanden. Als sie dann gegen Viertel vor eins endlich an der Reihe war, sei sie ohne Impfung nach Hause geschickt worden. Die Begründung: Ihre Zweitimpfung liege erst in zehn Tagen sechs Monate zurück.
Rhein-Erft: Zahlreiche Bürger von Personal abgewiesen
„Ich habe dem Personal vor Ort gesagt, dass ich Krebspatientin bin und mein Hausarzt mich erst im Januar impfen kann. Zu diesem Zeitpunkt bin ich aber noch in Reha. Aber das hat dort niemanden interessiert“, sagt Christel Groß. Auch die hinzugerufene Ärztin sei kaum auf die Hinweise der 75-Jährigen eingegangen. „Dabei hat Gesundheitsminister Spahn doch gesagt, dass man auch früher geimpft werden kann.“
Vor Ort sei sie auch nicht die einzige gewesen, die nach Hause geschickt wurde, berichtet Christel Groß. So sei eine wütende Frau an ihr vorbeigelaufen, die nach Hause geschickt worden sei, weil ihre Zweitimpfung erst in drei Tagen sechs Monate zurückliege. Die 75-Jährige hat wenig Verständnis dafür, dass die Impfteams vor Ort nicht auch individuell entscheiden. „Da verstehe ich, dass viele den Mut verlieren.“
Das sagt der Rhein-Erft-Kreis
Thomas Schweinsburg, Pressesprecher des Rhein-Erft-Kreises, versteht Groß' Ärger. „In diesem Fall ist es natürlich nicht schön, dass die Frau nicht geimpft wurde. Aber das Personal vor Ort hat sich nur an die Regeln gehalten.“ Die Regeln sind in diesem Fall die Vorgaben der Ständigen Impfkommission (Stiko). Die empfehle die Booster-Impfung erst nach sechs Monaten.
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Auch Landrat Frank Rock und Gesundheitsdezernent Christian Nettersheim empfahlen in einem Pressegespräch am Freitagnachmittag, erst nach den sechs Monaten zur Booster-Impfung zu kommen. Wegen der personellen Kapazitäten, die zur Zeit knapp seien, hoffen Rock und Nettersheim, dass sich die Menschen an diese Frist halten. Denn nur so könne man auch priorisieren.
Schließlich seien die, bei denen die Sechs-Monats-Frist jetzt abliefe, größtenteils Risikopatienten oder ältere Menschen, die eine schnelle Auffrischung nötiger hätten als jüngere. Nettersheim kündigte aber an, dass man in wenigen Tagen auch mal Fingerspitzengefühl walten ließe. Trotzdem, das machte der Kreis deutlich, sollten Menschen, die als Einzelfall vor den sechs Monaten eine Auffrischung benötigten, eher ihren Hausarzt aufsuchen.