Hürth – Der Anruf von Kölns Bürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) kam nicht – und vermutlich hatte Hürths Bürgermeister Dirk Breuer (CDU) damit auch nicht gerechnet. Seitdem er das Verhalten der Metropole vor einigen Jahren als „asozial“ bezeichnet hatte – es ging um die Verlagerung des Trainingsgeländes des 1. FC Köln nach Marsdorf – lassen sich die Begegnungen der beiden Stadtoberhäupter dem Vernehmen nach an einer Hand abzählen.
Hürther Aprilscherz über Köln wurde viel geklickt
Doch über einen Mangel an Zuspruch, auch aus Köln, kann Breuer sich nicht beklagen. Mehr als 12.000 Mal wurde in den vergangenen Tagen ein Beitrag auf der städtischen Facebook-Seite gelesen: Darin stellte Hürth sein neues Stadtlogo vor, in dem das „ü“ im Ortsnamen durch die beiden Türme des Kölner Doms ersetzt wird. Der Slogan lautet dann auch: „Stadt Hürth . . . da wo man den Dom sieht. “.
Da Hürth das Ganze am 1. April postete, war (den meisten) schnell klar, dass es sich um einen Aprilscherz handelte. Und wer um das schwierige Verhältnis zwischen dem großen Köln und dem kleineren Hürth weiß, der kann sich vorstellen, dass sich Breuer und sein Umfeld diebisch gefreut haben werden, dass die Spitze mit der Domspitze so oft geklickt worden ist. Im Übrigen auf unseren Portalen, auf denen wir darüber berichtet haben, ebenfalls.
Massive Kritik an neuem Kölner Logo
Anlass für den Hürther Spaß ist die Modernisierung des Kölner Stadtlogos, wobei auf die beiden markanten Türme des Doms verzichtet wird. Dafür hatte die Stadtspitze um Henriette Reker zum Teil massive Kritik und Unverständnis geerntet. Und für Dirk Breuer war es eine willkommene Gelegenheit, der Millionenstadt die lange Nase zu zeigen.
Dafür brauchte es nicht einmal eine teuer bezahlte Werbeagentur. Wie der CDU-Mann auf Nachfrage berichtete, handelte es sich um eine spontane Aktion am Tag vor dem 1. April. Er habe am frühen Nachmittag in seiner Kommunikationsgruppe angefragt, „ob wir was zum 1. April machen wollen“. Im Kreis von drei Personen habe man dann überlegt, welches Thema sich wohl eignen könnte. Sein Büroleiter Tobias Püllen machte den Vorschlag mit den Kölner Domspitzen.
Mit dem Kölner Dom an die Spitze
Nach zweieinhalb Stunden habe alles kommunikationsfertig bereitgestanden. Die Idee zum Slogan habe er selbst gehabt, verrät Breuer. Er habe sich an das Lied „Immer wenn ich ahn ming Heimat denk“ der Räuber erinnert. Darin lautet eine Zeile „Home is where the Dom is“. Und schon war sie in „Stadt Hürth . . . da wo man den Dom sieht.“ umgetextet. Der Text für die Facebook-Meldung sei dann ein Gemeinschaftswerk gewesen - „und wir waren dann bereits in großer Vorfreude auf den 1. April – in Erwartung auch auf die Reaktionen“.
Das könnte Sie auch interessieren:
Mehr als 12.000 Zugriffe auf die städtische Facebook-Seite – das hatte es für einen Post zuvor noch nie gegeben. Und 160 neue Follower zeugten ebenfalls davon, dass der Scherz den Nerv der Leute getroffen habe, sagt der geistige Vater des Logos, Tobias Püllen. Schon im vergangenen Jahr hatte Hürth sich auf das schwierige und gefährliche Parkett begeben und die User aufs Glatteis geführt. Die Story mit der Steinlaus, die einen Baustopp des Ernst-Mach-Gymnasiums erzwingt, kam ebenfalls gut an – aber der Kölner Dom brachte es nun an die Spitze.
Püllen ist weder Kölner noch Hürther – er stammt aus Neuss. Auch dort weiß man, wie es sich im Schatten einer großen und selbstbewussten Stadt lebt: Düsseldorf. Die im Zweifelsfall nicht einmal auf die kleinere Stadt herabschaut, sondern schlichtweg über sie hinweg – was im Zweifelsfall noch unschöner ist. Oder wie es Dirk Breuer kürzlich im Interview gesagt hat: „Köln vermittelt uns das Gefühl, als seien wir sein Hinterhof.“ Jetzt darf sich aber Hürth im Rampenlicht sonnen - wenn auch vermutlich nur für kurze Zeit.