Kommentar zu Volker Erner„Eine Entscheidung, die aufhorchen lässt“
- Erftstädter Bürgermeister Volker Erner steht für die Kommunalwahl im Jahre 2020 nicht mehr als Bürgermeisterkandidat zur Verfügung.
- Im Politikbetrieb ist das eine Entscheidung, die aufhorchen lässt, kommentiert Bernd Rupprecht.
Schon wieder fällt der König – im Schachspiel der politisch Mächtigen in Erftstadt kündigt der Bürgermeister sein Ausscheiden aus dem Amt an. Als ein König ohne Land beschreibt Volker Erner seine Position zwischen den politischen Ränkespielen, zwischen politischen Intrigen und dem Gefühl, auch von seiner eigenen Partei immer wieder im Regen stehen gelassen zu werden. Allein diese Erkenntnisse, die über die Jahre mehr zu- als abgenommen haben, reichen für Erner als Gründe, alsbald aus dem Spiel mit harten Bandagen auszusteigen.
Auseinandersetzung
Erner reiht sich mit diesem angekündigten Abgang ein in die Reihe von Bürgermeistern, deren Amtszeit auch wegen heftiger Auseinandersetzungen mit ihrer eigenen Partei eher unglücklich beendet wurden. Ernst-Dieter Bösche schied im Streit mit seiner Partei und dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Bernd Bohlen aus, Franz-Georg Rips (SPD) wurde schwer krank während der Grabenkämpfe und schmiss das Handtuch.
Bei Volker Erner ist die Situation etwas anders, weder Alters- noch Gesundheitsgründe stehen im Vordergrund, das Spielfeld zu verlassen. Anders als manch anderer Amtsträger, die an ihren Sesseln kleben, hat er erkannt, dass für ihn zurzeit kaum eine Partie mehr zu gewinnen ist. Und offensichtlich ist er auch mit 56 Jahren nicht abhängig davon, weder aus Eitelkeit noch wirtschaftlich, alles Übel für eine zweite Kandidatur und Amtszeit als Bürgermeister in Kauf nehmen zu müssen. Im Politikbetrieb ist das eine Entscheidung, die aufhorchen lässt – auf Teufel komm raus muss man ungesunde Konstellationen nicht aushalten. Dabei hätte Erner als bei den meisten Bürgern beliebter und anerkannter Bürgermeister alle Chancen auf eine zweite Amtszeit gehabt.
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Dominante Figuren
Erftstadts Kommunalpolitik wird seit Jahrzehnten von dominanten Figuren geprägt, SPD-Fraktionschef Bernd Bohlen und FDP-Fraktionschef Dr. Hans-Eduard Hille, die mit Altvorderen wie dem ehemaligen CDU-Chef Michael Schmalen und seinem Sohn Thomas Schmalen als Nachfolger im Amt die Fäden öffentlich, aber auch in Hinterzimmern ziehen. Die Amtszeiten des Bürgermeisters und seiner zwei Vorgänger zeigen, wie schwer es der Verwaltungschef hat, wenn er gleich von mehreren Seiten immer wieder schachmatt gesetzt wird.
Erftstadt feiert in diesem Jahr 50-jähriges Bestehen. Der angekündigte Rückzug des Bürgermeisters ist vielleicht auch ein Signal für andere Organisationen, mit neuen Köpfen für das Wohl Erftstadts in die Kommunalwahl 2020 zu gehen.