Erftstadt-Köttingen – Ein politisches Schwergewicht verlässt in Erftstadt die Bühne: Alfred Zimmermann (71) zieht sich fast komplett ins Privatleben zurück. Der Köttinger Sozialdemokrat gehört neben den SPD-Urgesteinen Jakob Franken aus Dirmerzheim und dem verstorbenen Erper Original Jean Rhiem zur Garde der letzten großen prägenden Gestalten eines Ortsbürgermeisters.
Er ist einer vom alten Schlag: immer da, geduldig beim Zuhören, auf der Suche nach Wegen und Kompromissen, um Ziele fürs Dorf und die Bürger zu erreichen.
Seit sieben Jahren im Ruhestand
Der gelernte Versicherungskaufmann, angestellt bei einer privaten Krankenkasse, legte später die Prüfung zum Betriebswirt im Personal- und Ausbildungswesen ab, war danach 15 Jahre in Entsorgungsunternehmen aktiv. Viele kennen ihn aus seiner Tätigkeit im Betriebsrat.
Seit sieben Jahren ist Zimmermann im Ruhestand. In die SPD eingetreten war er 1972. „In der Arbeitersiedlung Köttingen, die 2023 ihr 100-jähriges Bestehen hat, war das fast eine Selbstverständlichkeit“, sagt er schmunzelnd.
Neunmal siegreich bei Kommunalwahlen in Erftstadt
Doch er habe auch aus tiefer Überzeugung entschieden: „Die Ostpolitik Willy Brands hat mich fasziniert.“ 1979 kandidierte Zimmermann erstmals für den Stadtrat, mit Erfolg.
Neunmal trat er für das Mandat an, genauso oft sprach die Mehrheit der Bürger in seinem Wahlbezirk ihm das Vertrauen aus. Er erlebte viele Höhen in der Partei, eine besonders schwierige Zeit allerdings auch, geprägt von heftigen Flügelkämpfen zwischen dem Lechenicher und dem Liblarer Lager.
Ein Schlichter musste her
Ein Schlichter musste her, einer, der mit seiner ruhigen Art die Wogen glättete. Der Köttinger erwies sich bei der Wahl zum Parteichef als Glücksgriff für die Erftstädter Genossen.
„Es waren vier turbulente Jahre in dem Amt, der Parteivorstand tagte manchmal bis in den frühen Morgen“, erinnert sich Zimmermann. „In der Kommunalpolitik braucht man bisweilen gutes Sitzfleisch. Wer als Letzter vom Verhandlungstisch geht, trägt den Sieg davon.“ Das sei der Sieg der Geduld.
Lokalpolitik als Bohren dicker Bretter
Kommunalpolitik sei das Bohren dicker Bretter, sagt der Altgediente. Er muss es wissen. 43 Jahre war er Ratsmitglied, sein Nachfolger wird übrigens Raphael Wronka. Ebenfalls stattliche 43 Jahre bekleidete Zimmermann das Amt des Ortsbürgermeisters.
Diese Aufgabe übernimmt der neue Parteichef Erik Voigt. Die Geschicke der Dorfgemeinschaft leitete Zimmermann 38 Jahre als Vorsitzender. Das Amt bekleidete inzwischen Christine Pfeilschifter.
Alfred Zimmermann will beratend tätig bleiben
Zimmermann bleibt in der Dorfgemeinschaft aber beratend tätig. Den Sportclub Ville wird er noch bis zur Vorstandsneuwahl anführen. Der geplante Sportplatz des SC zwischen Köttingen und Kierdorf könne zwar finanziert werden, doch stellte sich nun heraus, dass kein Baurecht besteht, weil ein Teil der Planungsfläche im Landschaftsschutzgebiet liegt.
„Stadt und Kreis sind im Gespräch, der Regionalrat hat das Thema demnächst auf der Tagesordnung“ berichtet Zimmermann. Weitere aktuelle Themen für den Ort sei eine geplante Erweiterung des May-Gewerbeparks wie auch eine Vergrößerung der Verkaufsfläche des Penny-Marktes, dessen Ansiedlung er als Erfolgsprojekt in seiner Amtszeit sieht.
Zügige Realisierung der Peter-May-Halle in Köttingen
Rückblickend freut der Köttinger sich besonders auf die zügige Realisierung der Peter-May-Halle, die 1998 eröffnet wurde. Nicht zu vergessen die Schaffung des Annaplatzes in der Ortsmitte oder die Vergrößerung der Kita „Die Wilden Zwerge“ auf nunmehr sieben Gruppen, wo inzwischen 128 Kinder betreut werden.
Nicht gelungen sei der Bau einer Ortsumgehung. Als kleine Lösung gebe es vielleicht einmal an der Autobahn eine Zu- und Abfahrt.
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Zimmermann (seit 44 Jahren glücklich mit seiner Frau Edeltraud verheiratet) freut sich, noch mehr Zeit für die Familie zu haben. Insbesondere für die Enkel Mira (9) und Lena (6). Die beiden werden am Samstag ebenfalls zur Abschiedsparty des Köttinger Originals in die Peter-May-Halle kommen und zusammen mit der Tanzgarde auftreten.