Der 9. November ist für Theodor Schmelter (94) aus Bergheim-Glessen ein ganz besonderer Tag. Nicht nur geschichtlich, sondern auch privat. Er hat am 9. November Geburtstag und am 9. November 1947 seine Frau Ursel (91) kennengelernt.

Beide wohnten in Beuthen, einer oberschlesischen Stadt. An diesem Novembertag schickte Mutter Klara ihren 18-jährigen Sohn zu Genoveva Bonk, die ein Lebensmittelgeschäft betrieb. Er klopfte an der Tür und die 15-jährige Ursel Bonk öffnete. „Mama ist noch nicht da“, sagte sie und bat ihn herein. Beim Warten auf Mama wurde die Liebe geboren. „Er war mein Erster und ist mein Letzter“, sagt Ursel Schmelter leise. Heute feiert das Paar seine Gnadenhochzeit. Die beiden sind 70 Jahre lang durch ein ereignisreiches, schönes, aber auch hartes Leben gegangen.

Hochzeit genau am Geburtstag

1950 wurde Theodor Schmelter zum polnischen Militär eingezogen. Bevor er sich aufmachte, verlobte sich das Paar am 24. Mai 1950. Nach seiner Rückkehr im August 1953 fragte ihn seine Schwiegermutter, ob sie nicht heiraten wollten. Er antwortete salopp: „An meinem Geburtstag!“ So wurde am 7. November 1953 standesamtlich, und am 9. November kirchlich geheiratet.

Theodor Schmelter arbeitete als Installateurmeister bei der Preußengrube in Miechowitz, Ursel Schmelter war bei der Beuthener Konfektionsfabrik beschäftigt. Im August 1956 kam Sohn Norbert zur Welt, der mit 16 Jahren viel zu früh gestorben ist. Bei dem Gedanken daran, verliert der Vater auch heute noch die Fassung. 1958 beschloss das Paar, das polnische Administrationsgebiet zu verlassen.

Fortan wohnte die Familie in Leipzig, wo Theodor Schmelter eine Anstellung beim Leipziger Bodenbearbeitungswerk bekam. Am 10. August 1962 wurde Tochter Petra geboren. Ursel Schmelter war nun ganz Hausfrau und Mutter. Ihren Traum, in der Bundesrepublik zu leben, verwirklichten die Jubilare 1990. Sie zogen nach Köln.

Seit 2000 lebt das Paar in Glessen, wo auch Tochter Petra zu Hause ist. Sie ist es auch, die neben ihrer Praxistätigkeit in Königsdorf mit ihrem Mann Martin die Eltern zu Hause betreut und pflegt. Auch aus Dankbarkeit dafür, dass die Eltern immer für ihre Enkelkinder Antonia (35) und Florentine (31) da waren.

Novemberpogrome

Hier wird im Rhein-Erft-Kreis der Verbrechen gegen Juden im Jahr 1938 gedacht

Von

Wolfram Kämpf,

Jörn Tüffers und

Ulla Jürgensonn

Merken

Schreiben ist die Leidenschaft Theodor Schmelters, seine Hobbys sind zudem der blaue 190er Mercedes und seine Mundharmonika. Ursel Schmelters Passion sind Blumen, vor allem Orchideen. Gefeiert wird mit der Familie, zu der auch zwei Urenkel gehören. „Ich habe die beste Frau der Welt“, sagt Theodor Schmelter und seine Frau fügt hinzu: „Ich habe immer nachgegeben. Damit kam ich gut zurecht.“