Bei einer Vortragsreihe im Overather Schulzentrum Cyriax berichtet Theo Pagel von Artenschutzprojekten des Kölner Zoos.
Von Schülern boykottiertKölner Zoodirektor plädiert in Overath für Tierrettung durch Zoo
64 Millionen Besucher strömen in Deutschland jährlich in Zoos. Und tatsächlich sind das doppelt so viele, wie die erste und zweite Bundesliga an Zuschauern hat. Der Kölner Zoo ist der drittälteste im Land. Einen Blick hinter die Kulissen gewährte Direktor Dr. Theo Pagel bei seinem Besuch im Overather Cyriax, wo er bei der „Science im Klee“-Reihe spannendes Wissen an die Schüler, deren Familien und Interessierte weitergab.
Die Vortragsreihe gibt es am Paul-Klee-Gymnasium seit 2010, organisiert wird sie vom MINT-Koordinator Dr. Daniel Schiffbauer als Pendant zu vielen Kulturereignissen. Sie soll die Schülerschaft für Fächer wie Mathe, Physik, Chemie oder Biologie begeistern, denn das sei nicht immer einfach.
Zoodirektor Pagel ist das erste Mal Gast im Schulzentrum
„Wir haben seit Jahren Probleme, einen Physik-Leistungskurs zustande zu kriegen“, so der Fachlehrer. „Mit der Reihe wollen wir zeigen, welche vielfältigen Berufsmöglichkeiten die MINT-Fächer bieten, mit denen man seinen Lebensunterhalt gestalten kann und dass es eben nicht nur was für Nerds ist“, fährt Schiffbauer fort. Mit Theo Pagel, der seit 2007 den Kölner Zoo leitet, war zum ersten Mal ein Biologe zu Gast.
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Er sprach über die wissenschaftliche Arbeit an seinem Arbeitsplatz. „Das ist einer der wenigen Vorträge, den ich fußläufig erreichen kann“, hatte der Overather festgestellt, der beruflich schon viele Ecken der Welt kennengelernt hat. Vorab machte er seine Zuhörerschaft darauf aufmerksam, dass als Zoo definiert wird, wer Tiere mehr als sieben Tage im Jahr zu Schau stellt, wobei der Kölner Zoo eine weitaus größere Funktion habe – er sei nämlich als Zoologischer Garten ein Bildungs- und Naturschutzzentrum.
Tiere werden ausgewildert
Mit vielen Zahlen und Fakten fütterte Pagel die Zuhörerschaft. Denn während die Weltbevölkerung mit 2,6 Babys pro Sekunde immer größer wird, wird die Biomasse immer geringer. Rund 42 000 Arten sind vom Aussterben bedroht. Um dem entgegenzuwirken, kommen Zoos mit ihrer wissenschaftlichen Arbeit ins Spiel. Sie hegen Arten mithilfe von Erhaltungszuchtprogrammen und wildern diese dann aus.
Als erfolgreiche Beispiele dafür nannte der Direktor den Luchs, den Nerz oder die Schlupfschildkröte. „Es sind 200 Arten, die es ohne Zoos nicht mehr geben würde“, machte er deutlich. Von etwa 800 Arten, die Besucher im Kölner Zoo betrachten können, seien alleine 170 vom Aussterben bedroht. An rund 30 Projekten sei der Zoo weltweit beteiligt. „Es ist gut zu wissen, wohin man reitet“, hat sich der ehemalige Präsident des Weltzooverbandes als Leitspruch verinnerlicht und ist Mitbegründer der „Reverse-The-Red-Initiative“, dank der Biodiversitätsprojekte gegen das Artensterben besser verzahnt werden können.
Zwölftklässler sind aus Protest nicht gekommen
Im Kölner Zoo selbst setze er genauso auf Biodiversität wie auch auf naturnahe Gehege und Lehre. Pagel berichtete vom Artenschutzzentrum, das gerade in Köln entstehe. Trotz allem gebe es immer wieder Kritik an Zoos. „Ja. Meine Zwölftklässler wollten heute Abend nicht kommen. Tiere einsperren geht gar nicht, haben sie gesagt. Aber ich bedauere jetzt sehr, dass sie nicht bei Ihrem Vortrag dabei waren“, gab MINT-Koordinator Schiffbauer zum Abschluss der Vortrages schulterzuckend vorm Zoodirektor zu.
„Meine Mitarbeiter wären sehr getroffen, sie hängen an den Tieren“, entgegnete er und eröffnete eine bunte Fragerunde. Die Gymnasiastinnen und Schwestern Jule und Lina Maus hörten mit Mama Sabine Maus-Rommerskirchen aufmerksam zu, denn beide Mädchen sind große Tierfreunde. „Man kann aber so wenig mit ihnen in Kontakt kommen in der Natur“, finden sie und deshalb möchte Lina Tierpflegerin werden. Schnurstracks sprach die Siebtklässlerin Dr. Pagel an, holte sich Tipps vom Zoodirektor persönlich und stellte vielleicht die ersten Weichen für eine Zukunft in einem der MINT-Berufe.