Wiehl-Oberbantenberg – Am 29. September 2020 wurde Boris Schommers als Cheftrainer des damaligen Fußball-Drittligisten 1. FC Kaiserslautern freigestellt. Gut zwei Jahre später ist der 43-jährige Dieringhauser, der inzwischen in Wiehl-Oberbantenberg wohnt, weiterhin auf der Suche nach dem passenden Job. Doch fest steht: „Ich will unbedingt zurück in den Fußball und möchte wieder in die tägliche Arbeit einsteigen.“
Zwölf Jahre war Schommers als Junioren-Trainer des 1. FC Köln tätig, feierte als Coach der U17 im Jahr 2011 die Deutsche Meisterschaft und rückte 2013 auf als Trainer der U19. Im Sommer 2017 folgte der Abschied vom Geißbockheim zum 1. FC Nürnberg als Assistent von Michael Köllner. Das Duo schaffte den umjubelten Aufstieg in die Bundesliga, Köllner musste nach 21 Spielen gehen und Schommers übernahm bis zum Saisonende als Interimstrainer. Der Club konnte den Abstieg nicht mehr verhindern und die Wege trennten sich im Sommer 2019.
Endstation am Betzenberg
Wenige Monate später wechselte Schommers in die Dritte Liga zum kriselnden 1. FC Kaiserslautern, der den Saisonstart verpatzt hatte und den eigenen Ansprüchen hinterlief. Der FCK landete am Ende der Corona-Saison auf Platz zehn im gesicherten Mittelfeld. Nach zwei Pleiten zum Auftakt der neuen Spielzeit war für Schommers dann bereits Endstation am Betzenberg, auch die Vereinspolitik spielte dabei eine Rolle – die roten Teufel glichen einem Pulverfass.
Arbeitstechnisch und emotional erlebte der Fußball-Lehrer aus Dieringhausen intensive wie herausfordernde Jahre – und konnte sich nach dem Aus in Kaiserslautern Zeit nehmen für die Dinge, die zuvor zu kurz kamen: In erster Linie seinen Sohn. „Ich war viel unterwegs und hatte viel Stress. Die Zeit mit meinem Sohn genieße ich seitdem“, berichtet Boris Schommers, der allerdings schon längst wieder voller Tatendrang ist.
Anfragen aus der Zweiten Bundesliga
Sein Name ist noch immer bekannt. Allein im Sommer gab es konkrete Anfragen aus der Zweiten Bundesliga als Co-Trainer sowie aus Belgien und Slowenien als Cheftrainer mit weit fortgeschrittenen Gesprächen. „Es waren 50:50-Entscheidungen, dreimal sind sie gegen mich ausgefallen, vielleicht habe ich dafür beim vierten oder fünften Mal Glück“, betont der 43-Jährige und fügt an: „Solche Phasen gehören in meinem Bereich dazu. Natürlich ist es nicht zufriedenstellend, doch ich bin nicht der einzige Fußballtrainer in Deutschland, der keinen Job hat. Ich gräme mich nicht und schaue nach vorne.“
Doch wie bringt man sich in dieser Branche ins Gespräch, erst recht, wenn man schon zwei Jahre ohne neuen Verein ist? „Man versucht natürlich, die Fühler auszustrecken und sich zu platzieren, möglichst präsent zu sein – ob Interviews, Podcasts und ich bin viel in Stadien unterwegs“, erklärt Schommers, der dadurch auch sein Netzwerk stärken und ausbauen will.
Sein Prortfolio mit einem Studium erweitert
Darüber hinaus erweitert er auch sein Portfolio. „Ich habe an der Deutschen Sport-Akademie ein Studium zum Sport-Betriebswirt begonnen, um mich breiter aufzustellen und Dinge wieder aufzufrischen aus meinem früheren Studium. Das ist inzwischen auch schon 15 Jahre her“, sagt Schommers. Dadurch könne er die wirtschaftliche Komponente stärken und somit nicht nur als Trainer arbeiten, sondern vielfältigere Aufgaben übernehmen. „Vielleicht öffnen sich dadurch auch andere Türen.“
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Die Branche soll sich aber nicht ändern. „Die Priorität ist nach wie vor der Fußball. Ein Job im Profi-Fußball kann wunderschön sein, hat aber auch zwei Gesichter – ich habe bereits beide kennengelernt“, sagt Schommers. Und die Vorstellungen von der beruflichen Zukunft? „Realistisch betrachtet wird es wohl auf einen Job als Co-Trainer in der ersten oder zweiten Bundesliga, als Cheftrainer im Ausland oder in der dritten oder vierten Liga hinauslaufen oder auf eine interessante Position in einem Nachwuchsleistungszentrum.“
So bleibt es spannend, wohin der Weg von Boris Schommers führen wird. Klar ist nur: „Ich möchte wieder Fußball gestalten dürfen – und nicht nur von der Tribüne aus zuschauen.“