Bunt statt grau in den oberbergischen Amtsstuben: An Weiberfastnacht sind die Rathäuser wieder das Ziel angriffslustiger Karnevalistinnen.
Rathausstürme mit VideoIn Oberberg übernehmen die jecken Wiever das Zepter

Bürgermeister Frank Helmenstein gibt am Donnerstag den Franky Potter als Gefangener von Gummersbach.
Copyright: Andreas Arnold
So reißen Oberbergs jecke Wiever die Macht an ihrem höchsten Feiertag an sich. Wir sind dabei, wenn in Wipperfürth, Bergneustadt, Engelskirchen, Gummersbach, Lindlar, Wiehl, Denklingen und Waldbröl die Rathäuser gestürmt werden.
Morsbach: Tollitäten haben sich im Memory verewigt

Jörg Bukowski mit Lars Stark und Prinz Patrick I.
Copyright: Michael Kupper
Beim Rathaussturm am Sonntag sagte Morsbachs Bürgermeister Jörg Bukowski: „Ich liebe nicht den direkten Kampf um den Schlüssel, sondern die spielerische Herausforderung.“ Gemeinsam mit seiner Frau Jasmin hatte er ein Memory gestaltet, in dem alle 14 Tollitäten während seiner Amtszeit verewigt waren.
Sehr schwierig dabei: Es mussten immer drei Karten zueinander passen, etwa ein Foto der Majestät, der Sessionsorden und die Aufgabe beim Rathaussturm. So trat Prinz Patrick I. aus dem Hause Paffenholz gemeinsam mit seinen Adjutanten Markus Held und Lars Stark gegen Geschäftsführer Ingo Rolland und Geschäftsführer Stefan Muth an. Nach gut einer Stunde hatte das Prinzenteam gesiegt und Bukowski übergab den Türöffner. Er scherzte: „Die Kinder hätten das in zehn Minuten hinbekommen.“ (kup)
Waldbröl: Der Bürgermeisterin das Herz gestohlen
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Das Schönenbacher Prinzenpaar mit Bürgermeisterin Weber.
Copyright: Michael Kupper
Der Rathaussturm stand im Zeichen der Liebe. Dennoch gab Bürgermeisterin Larissa Weber den Rathausschlüssel für die tollen Tage nicht kampflos her. Bis sie ihn endlich in den Händen hielten, waren für das Schönenbacher Prinzenpaar Jörg-Oliver I. und Tanja I. einige Hürden zu überwinden. Pünktlich um 13.11 Uhr standen sie vor einer viele Meter langen Barriere aus Absperrbändern, mit denen die Funkengarde 52 und die Garde 77 der Waldbröler Karnevalsgesellschaft ihnen das Fortkommen erschwerte.
Schließlich standen die beiden vor einer riesigen Plane, aus der sie ein Herz ausschneiden mussten. Darüber winkte Larissa Weber als Aphrodite fröhlich mit dem begehrten Türöffner. Endlich hatten sie es geschafft und im Ratssaal lud die Rathauschefin als Aphrodite gekleidet mit einem Gedicht zum Feiern ein: „Mit Freude, Mut und Frohsinn pur, und mit Liebe – sie heilt jede Spur.“ Vor dem Tanz der beiden Garden erklärte auch der Prinz: „Lieber mit Hätz als mit Hetze, lieber mit Spaß als mit Hass – das ist unsere Prämisse.“ (kup)
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Eine lange Barriere aus Absperrbändern versperrte den Weg zum Rathaus:
Copyright: Michael Kupper
Wipperfürth: „Herz ist Trumpf“ auf dem Marktplatz
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Vereint im karnevalistischem Frohsinn (v.l.): Prinz Tim I., Wiperfürths Bürgermeisterin Anne Loth und Prinzessin Alina.
Copyright: Dennis Börsch
„Herz ist Trumpf“ – das gilt an Weiberfastnacht beim Sturm aufs Wipperfürther Rathaus. Nachdem Bürgermeisterin Anne Loth und ihre Mannschaft immer den Kürzeren gezogen haben, versuchen sie es dieses Jahr mit ganz viel Charme und „Hätz“. Mit ein paar Minuten Verspätung rücken die Angreifer zum Marktplatz vor. An der Spitze der Musikverein Linde, gefolgt von den Hanse Husaren, der KG Baulemann, dem Tanzcorps Blau-Weiß Neye und der Narrenzunft Neye mit dem Wipperfürther Prinzenpaar Tim und Alina.
Die Verteidiger, zu denen auch der Hückeswagener Bürgermeister Dietmar Persian zählt, knubbeln sich auf dem Balkon vor dem Rathaus. „Ihr habt mich mit dem Karnevalsbazillus angesteckt“, lobte Anne Loth die Narrenzunft und ihren Präsidenten René Löhr und wirft zur Besänftigung kleine Fläschchen mit Hochprozentigem unters Volk, zum Glück sind die aus Plastik. Doch die Ruhe vor dem Sturm hält nicht lange vor. Schließlich muss die Bürgermeisterin den Schlüssel herausrücken, so wie jedes Jahr. (cor)

Denn wenn et Trömmelche jeht: Mit Musik wird auf dem Wipperfürther Marktplatz gefeiert.
Copyright: Dennis Börsch
Gummersbach: Das gallische Dorf trifft Hogwarts

Bürgermeister Frank Helmenstein gibt am Donnerstag den Franky Potter als Gefangener von Gummersbach.
Copyright: Andreas Arnold
In die zauberhafte Welt von Harry Potter ging es am Donnerstag im Gummersbach Rathaus. Bei dem Motto „Franky Potter und der Gefangene von Gummersbach“ war jedem klar, dass es auch um den bevorstehenden Abschied von Frank Helmenstein nach 21 Jahren als Bürgermeister von Gummersbach gehen wird. Sandra Kaufmann, Chefin des Sozialamts, und Christel Rosenthal aus dem Vorzimmer des Bürgermeisters zeigten sich als Wahrsagerin bzw. Helmensteins Duett-Partnerin als Unterhaltungskünstler.
Bei einem Zeitraffer-Rückblick auf 21 Jahre Gummersbacher Stadtentwicklung konnte auch der Rathauschef ein Tränchen nicht verdrücken, wen wundert’s? Die eigentliche Schlüsselübergabe an die jecken Weiber des Gummersbacher Rathauses wurde diesmal etwas modifiziert. So wurde dieser dafür genutzt, Helmensteins Fußkette zu lösen, um so sinnbildlich die Gefangenschaft in Gummersbach zu beenden. Als Wahrsagerin vermochte Kaufmann in ihrer Kugel aber nicht zu sehen, wo Helmensteins Reise hingehen wird. (ar)
Engelskirchen: Möhnen entmachten die Rockerbande

La Ola: Die Engelskirchener Möhnen feiern ihren Erfolg.
Copyright: Linda Thielen
„Wenn ich es heute nicht schaffe, den Rathausschlüssel zu verteidigen, dann höre ich als Bürgermeister auf“, kündigte Gero Karthaus kurz vor dem Rathaussturm in Engelskirchen schmunzelnd an. Er und das Team der Verwaltung hatten sich am Donnerstag in Rockerkluft geschmissen und mit schwarzen sternförmigen Helium-Luftballons bewaffnet, um ihr Reich zu verteidigen. „Wir haben uns vorher abgesprochen. Wenn ein Helium-Luftballon nur noch auf halber Höhe hängt, ist das ein Zeichen, dass einer von uns schon von den Möhnen überrannt wurde und Hilfe braucht“, erläuterte Karthaus die Taktik und ergänzte: „Im Tagesverlauf kann ein auf halber Höhe hängender Ballon natürlich auch andere Gründe haben.“
Doch auch die beste Vorbereitung half am Ende nichts, als die zehn Möhnen, angeführt von Elisabeth Crombach, pünktlich um 11.11 Uhr auf den Bürgermeister und das Verwaltungsteam zustürmten. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis sich die Machtverhältnisse in Engelskirchen geändert hatten. Da half es auch nicht, dass sich zwei Verwaltungsmitarbeiter auf der gläsernen Brücke über dem Festplatz am Rathaus positioniert hatten und von oben versuchten, Tipps über Schwachstellen in der wilden Meute zu geben.

Harter Rocker: Bürgermeister Gero Karthaus wurde trotzdem der Rathausschlüssel abgenommen.
Copyright: Linda Thielen
„In bin am Boden zerstört, die Möhnen haben es schon wieder geschafft“, so Karthaus. Widerstand war zwecklos und so überreichte der Bürgermeister ohne Murren den Schlüssel an die Möhnen, die als Ausdruck ihrer Freude einen Tanz für die vielen Jecken, die sich auf dem Engelskirchener Festplatz versammelt hatte, mitgebracht hatten. Da wurden auch die Rocker ganz schnell wieder zahm und schunkelten gemeinsam in der Menge. (lth)
Bergneustadt: Der Zirkusdirektor verliert das Kommando

Hinsetzen, Schnüss halten! Bergneustadts Bürgermeister Matthias Thul hat vorerst nix mehr zu melden.
Copyright: Florian Sauer
Ganz dicht an seinen Körper hat Zirkusdirektor Matthias Thul den Schlüssel zur Rathaus-Manege gekettet, bewacht von einer ganzen Horde Clowns aus den Amtsstuben und obendrein noch mit einem schweren Schloss gesichert. Der Clou: Diesen zweiten Schlüssel hat er heimlich seinem Vize Detlef Kämmerer zugesteckt, der sich zwischen die Stephinchen um Antje Schnellenbach, die Sparkassen-Zwerge mit Schneewittchen Lilli Wittmer und die jecken Hippies aus dem Hause Kron mischt, als könne er kein Wässerchen trüben.
Doch es kommt, wie es kommen muss: Thul gibt nur drei klitzekleine Tipps, schon haben die Weiber die Masche enttarnt und Kämmerer kapituliert vor weiblichem Charme und einem Schnäpschen. Im Nu verliert er den Schlüssel und der Zirkusdirektor das Kommando. Nach zwei witzigen Reden entert der Tross inklusive eines ganzen Bollerwagens voller Kamelle das Rathaus. Inzwischen schöne Tradition: Die toll kostümierten Kindergartenkinder und Senioren, die den Rathaussturm zum Spektakel für alle Generationen machen. (sfl)

Jecke Frauen aus dem Hause Kron alias Hippies.
Copyright: Florian Sauer
Wiehl: „Simsalabiel, du schönes Wiehl!“

Bürgermeister Ulrich Stücker trat als dritter Ehrlich-Brother auf und sagte: „Wenn ich es könnte, dann würde ich eine Welt herbeizaubern, die keine Straßensperren braucht.“
Copyright: Christian Melzer
Den Rathaussturm hatte die Stadtverwaltung unter das Motto „Wiehl zaubert“ gestellt. Bürgermeister Ulrich Stücker trat als dritter Ehrlich-Brother auf und sagte: „Wenn ich es könnte, dann würde ich eine Welt herbeizaubern, die keine Straßensperren braucht.“ Auf der Bühne war die Stimmung schon ausgelassen, bevor die Bielsteiner Karnevalisten mit ihrem Prinzenpaar anrückten. Das Wort führte Christiane Cramer von den KVB-„Bommels“-Weibern, die unter anderem mit einem Hexentrank Bielsteiner Brauart versuchten, die Rathausschlüssel zu ergattern.
Der Bürgermeister ließ ihn dann von der Decke herabschweben, mit dem Zauberspruch „Simsalabiel, du schönes Wiehl!“ und räumte die Bühne. Dort wurde dann munter getanzt – die Gruppen des Karnevalsvereins und des VfR Marienhagen ließen die Beine fliegen – und gesungen, unter anderem Ständchen für Senatspräsident Rolf Gurbat zum 79. Geburtstag und für das Crazy-Girl-Mariechen Lotta zum 7. Geburtstag. Jecke Wiehler gibt es eben in jedem Alter. (tie)

Hoch die Beine! Auf der Wiehler Bühne wurde getanzt.
Copyright: Christian Melzer
Lindlar: Die Freiheit ausgiebig feiern
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Der Prinz kütt: Im Lindlarer Rathaus war die Stimmung famos.
Copyright: Michael Lenzen
Mit vereinten Kräften versuchte der Verwaltungsvorstand mit Bürgermeister Georg Ludwig, Beigeordnetem Michael Eyer und Kämmerin Cordula Ahlers, die Jecken vom Eindringen ins Rathaus abzuhalten. Der Kampf um den Schlüssel wehrte nur ein paar Sekunden, dann gab sich der Bürgermeister geschlagen und erklärte die närrische Herrschaft für eröffnet. „Karneval ist Freiheit, von daher ist der Rathaussturm eine gute Sache“, betonte er, bevor er das Feld für Prinz Markus I. aus dem Hause Scherer und seine Equipe räumte.
Traditionell mit dabei ist auch das Kinderprinzenpaar der Grundschule Lindlar-Ost, an der Spitze Prinzessin Sophie und Prinz Filip. Nachdem sie Hausaufgaben frei für alle Schüler gefordert hatten, zeigten die Tanzmäuse des TSC Lindlar ihr Können. Prinz Markus, der auch Präsident des Komitees Lenkelner Karneval ist, hatte neben seinen Adjutanten auch Vertreter der KG Rot-Weiß Lindlar, des KV Fenke und der Sünger Butzen dabei. Sie sorgten mit ihrem Sessionslied und -tanz für gute Stimmung, wie auch „Die Rathausstürmer“ und das Tanzkorps der Sünger Butzen. (lz)
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In den Amtsstuben wurde gefeiert.
Copyright: Michael Lenzen
Denklingen: Jecke Party mit Udo Lindenberg
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Eine wilde Horde aus Wildberg stürmte nach oben und versuchte, Bürgermeister Rüdiger Gennies den Rathausschlüssel abzuringen.
Copyright: Michael Kupper
Einen heftigen Kampf gab es im Denklinger Rathaus, als die Uhr auf 11.11 sprang. Eine wilde Horde blau-weißer gekleideter Wiever aus Wildberg stürmte nach oben und versuchte, Bürgermeister Rüdiger Gennies den Rathausschlüssel abzuringen. Da half es auch nichts, dass er sich als Udo Lindenberg verkleidet hatte. Gemeinsam mit als Musikstars kostümierten Rathausmitarbeitern leistete er erbitterten Widerstand. Doch nach längerem Ringen musste Gennies den Türöffner schließlich aus der Hand geben und den Weg frei machen für eine jecke Party im Rathausfoyer.
Der Bürgermeister kündigte an, sich über die Karnevalstage mit seinen Mitarbeitern in den Sonderzug nach Pankow setzen zu wollen und derweil in Berlin die Koalitionsvereinbarungen zu leiten. Dennis Spexard, Geschäftsführer der KG Rot-Weiß Denklingen, lobte die tolle Zusammenarbeit mit dem Rathaus im Vorfeld des Rosensonntagszugs. Danach war die Bühne frei für die Tollitäten der drei Karnevalsvereine und die Darbietungen der Reichshofer Tanzgruppen. (kup)
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Gute Stimmung im Reichshofer Rathaus.
Copyright: Michael Kupper