Gummersbach – Der Oberberger ist kein Wutbürger, aber ein Nostalgiker. Mit diesem Eindruck haben sich die Mitarbeiter der Konrad-Adenauer-Stiftung am Dienstagnachmittag nach zweitägiger Stippvisite in Gummersbach auf den Weg gemacht. Rund 40 Städte in ganz Deutschland hat der Stiftungsbus schon angefahren, bis Ende Oktober folgende weitere 20 Stationen. Heute steht der Infobus bereits in Paderborn.
Das Motto lautet: „Gemeinsam Demokratie gestalten“. Wie Dr. Ludger Gruber, NRW-Landesbeauftragter der Stiftung, erläutert, zieht die CDU-nahe Organisation von Marktplatz zu Marktplatz, um für eine weniger aggressive politische Diskussionskultur zu werben: „Das Erstarken des Populismus hat uns aufgeschreckt. Wir wollen etwas dagegensetzen, dass man sich nur noch anpflaumt.“ Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung sei Mitglied in einer Partei. Mancher Bürger sei geradezu irritiert, wenn er einmal Gelegenheit für einen direkten Kontakt zur Politik erhalte.
Prominenter Besuch
Auf dem Gummersbacher Steinmüller-Gelände bekamen die Stiftungsleute am Dienstag (lokal-)prominenten Besuch von CDU-Politikern: Peter Biesenbach, NRW-Justizminister aus Hückeswagen, und Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein unterstützen die Initiative, weil sie es für eine gute Idee halten, die Politik zu den Menschen zu bringen, wie Biesenbach sagte. Die Stiftungsmitarbeiter berichten, dass der Politikverdruss in Gummersbach offenbar weniger ausgeprägt ist. Dr. Christian Koecke vom Bonner Stiftungsbüro hat die Erfahrung gemacht, dass Reden auch bei erklärten AfD-Wählern hilft: „Manchmal packt ein Bürger alles aus, was er auf der Seele hat. Aber nach einer halben Stunde lässt das nach.“
Die Stiftungsmitarbeiterin Eva-Maria Hoppe hat in Gummersbach mehrmals gehört, „dass man mal wieder einen wie Konrad Adenauer braucht“. Der Namensgeber der Stiftung ist auch für Frank Helmenstein noch immer eine wichtige Richtgröße. „Wegen Adenauer bin ich mit 15 in die Politik gegangen“, sagt der Bürgermeister. „Wir zehren bis heute von seinem Erbe.“ Das Aphorismen-Buch „Adenauer für alle Lebenslagen“ liege in einem abgegriffenen Exemplar stets griffbereit auf seinem Schreibtisch.
Veranstaltungen als Online-Formate
Helmenstein versicherte, wie sehr er sich freue, dass er als Bürgermeister gerade wieder durch eine Wahl direkt legitimiert wurde. Über von Populisten angeheizten politischen Hass gegen ihn will er sich nicht beklagen. „Die soziale Wirklichkeit ist rauer geworden“, meint Helmenstein. „Man muss die Sorgen der Leute ernst nehmen und ihnen auch mal ein Ventil geben.“ Die Sozialen Medien seien „schon speziell“. Demgegenüber stünden aber viele freundliche Briefe, die er in den vergangenen Wochen bekommen habe. „Corona lässt die Menschen auch zusammenrücken.“
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Den Stiftungsleuten berichtet Helmenstein, dass er in seiner 16-jährigen Amtszeit bereits 105 Bürgerversammlungen unter dem Titel „Verwaltungsvorstand vor Ort“ veranstaltet hat. Wegen der anhaltenden Corona-Krise sollen diese nun im Internet wieder aufgenommen werden. „Es ist wichtig, dass man mit den Bürgern im Gespräch bleibt, jetzt eben digital.“