Eine Mahnwache erinnerte an Myrnas Unfalltod am letzten Tag vor den Herbstferien 2019.
Die Anwohner sprechen von ihrer Angst, denn trotz einiger Veränderungen ist die Kreuzung immer noch gefährlich.
Leverkusen – Leverkusen erwacht: Die Vögel zwitschern, es tagt und an der Tankstelle Ecke Willy-Brandt-Ring und Elisabeth-Langgässer-Straße ist der Berufsverkehr unterwegs und lärmt.
Es gibt trotzdem stille, persönliche Momente an diesem Ort, an dem sich viele Menschen versammeln. Die Eltern, die Schwester, der Patenonkel, Freunde, Mitschüler, Nachbarn und Oberbürgermeister Uwe Richrath halten inne und denken an die elfjährige Myrna, die vor einem Jahr, am letzten Schultag vor den Herbstferien von einem Lkw erfasst wurde.
Myrnas Fahrrad, mit dem sie an dem Morgen unterwegs war, steht jetzt am Wegesrand, weiß gefärbt. Ein Ghostbike, das aufmerksam machen soll. Es soll gegen das Vergessen da stehen, die Gefahr vergegenwärtigen.
Täglich gefährliche Situationen
Denn auch wenn die Beleuchtung wieder hergestellt wurde, die Verwaltung die Laterne frei schnitt, Bäume fällte und die Ampelschaltung erneuerte, kommt es täglich zu gefährlichen Situationen an der Ausfahrt. Bei der Mahnwache, die bei der Polizei angemeldet und von ihr begleitet war, sprechen einige von ihrer Angst. „Ich schaue mich hier seither immer dreimal um“, sagt eine Anwohnerin.
Die dritten und vierten Klassen der Fontane-Grundschule kommen mit ihren Lehrerinnen über den Weg, den Myrna nahm, laufen über die Ampel an dem Ghostbike vorbei. Ein Blatt mit Dietrich Bonhoeffers Worten „sei wunderbar geborgen“ steckt an den Pedalen. Bunt bemalte Steine sind davor abgelegt, Kerzen, Kränze und immer wieder packen die Familien mitgebrachte Blumen aus, um sie an das Rad zu legen.
Brief an den Bundesgesundheitsminister
Ein Bär wacht neben Myrnas Foto, in einem Busch hängt ein Traumfänger, dessen ursprüngliche Aufhängung von der Stadt beanstandet worden war. Viel hat Myrnas Familie bewegt, die Mutter hat an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geschrieben, da sie wissen wollte, warum Myrnas Organe nicht gespendet werden durften. Die Behörden gaben den Hinweis, dass Unfallopfer, bei denen eine Obduktion notwendig ist, von der Organspende ausgeschlossen werden. Die Mutter sprach daraufhin von lähmender Bürokratie. Im August wurde der Lkw-Fahrer wegen fahrlässiger Tötung verurteilt, erhielt Bewährungsstrafe. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Unfall hätte vermieden werden können.