Kreis Euskirchen/Eifel – Harte Zeiten liegen hinter der Tourismusbranche. Zwei Jahre Pandemie und die Flutkatastrophe im Juli 2021 haben Übernachtungszahlen und Gästeankünfte ins Bodenlose fallen lassen. Laut der Eifel Tourismus GmbH hat der Tourismus in der Eifel in Nordrhein-Westfalen und Rheinland Pfalz zusammen alleine im Jahr 2020 etwa 520 Millionen Euro Verlust gemacht. Von 30 000 Fachkräften seien 10 000 in andere Branchen abgewandert. Und zahlreiche Rad- und Wanderwege sowie touristische Hotspot wurden von der Hochwasserkatastrophe teilweise zerstört. Für manch einen wäre das Grund für schlechte Stimmung. Nicht so bei der Eifel Tourismus.
Eifel ist nach wie vor attraktiv
„Optimistisch und hoffnungsvoll“ blicke man in die Zukunft, sagte Landrat Markus Ramers (SPD) bei einer Pressekonferenz der Eifel Tourismus am Donnerstagmittag. Der 35-Jährige ist stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der GmbH. „Die Eifel ist nach wie vor extrem attraktiv und die Menschen in der Eifel freuen sich über Gäste.“
Pläne der Eifel Tourismus
Förderungen
Um nach der Pandemie wieder voll durchzustarten, hat die nordrhein-westfälische Eifel mit der Stadt Aachen laut Landrat Markus Ramers eine Million Euro Fördergelder im Rahmen des europäischen Förderprogramms React-Eu beantragt. Das Geld solle vor allem dazu genutzt werden, das Marketing des Tourismus auf ein neues Niveau zu heben. Die Bewilligung werde bis Ende April erwartet.
Ein weiteres Förderprogramm bewarb die Eifel Tourismus. Die Eifel sei eine der Pilotregionen im europäischen Projekt „European Tourism Going Green“. Bis zum 11. April können sich hier Betriebe bewerben. Ein paar davon werden ausgewählt und erhalten kostenlose Beratungen und Workshops rund um das Thema Nachhaltigkeit. Infos zum Thema werden nach Angaben der Eifel Tourismus allen Bewerbern zur Verfügung gestellt. (jre)
E-Coaching und App geplant
Weil das Digitale eine immer wichtiger Rolle spiele, will die Eifel Tourismus in diesem Jahr ein E-Coaching anbieten. Zehn bis 15 Vertreter lokaler Tourismusorganisationen in der Eifel sollen darüber zu kompetenten Beratern rund um die Fragen der Digitalisierung ausgebildet werden.
Neu in diesem Jahr sei der Start einer Progressiv Web App (PWA), so die Eifel Tourismus, einer Mischung aus App und Webseite. Gäste sollen damit ihre Reisen individuell und digital planen können. Zudem könne über die PWA ermittelt werden, wie viele Menschen sich wo aufhielten. Das könne für die Besucherlenkung genutzt werden. Künftig sollen damit auch gezielt barrierearme Ziele zu finden sein: Je nach Einschränkung soll die PWA Vorschläge machen. (jre)
Deutschland sei nach wie vor das liebste Reiseziel der Deutschen, sagte Klaus Schäfer, Geschäftsführer der Eifel Tourismus GmbH. Urlaub in der Heimat sei beliebt und er könne sich vorstellen, dass aufgrund des Krieges in der Ukraine noch mehr Menschen in diesem Jahr lieber in der Nähe Ferien machten. Davon könne die Eifel profitieren. Auch deshalb, weil aus Umfragen hervorgehe, dass naturnaher Urlaub und Familienferien sehr beliebt seien.
Wander- und Radwege haben hohe Priorität
Die Wiederherstellung der Rad- und Wanderwege sowie touristischer Hotspots wie Bad Münstereifel oder auch das Naturzentrum Eifel in Nettersheim habe daher eine hohe Priorität, berichtete Ramers. Er habe die Hoffnung, dass bis zum Sommer vieles wieder hergerichtet sei. „Es wird angepackt“, sagte er. Als Beispiel für den Fortschritt führte die Eifel Tourismus den Eifelsteig an. Nach der Flutkatastrophe habe es dort wegen unterspülter Wege und kaputter Brücken zwölf Umleitungen und eine Sperrung gegeben. Heute seien es nur noch drei Umleitungen und die Sperrung.
Voran gehe es auch an anderer Stelle. Viele Betriebe hätten die langen Schließungszeiten im Lockdown genutzt, berichtete Schäfer. Konzepte seien angepasst und Unterkünfte renoviert worden. Bis auf einige vorgezogene Betriebsaufgaben gingen nun auch alle Betriebe wieder an den Start, die auch schon vor der Pandemie da waren.
Von Juni bis September mit Gästen zu rechnen
Optimistisch stimmte die Touristiker auch der Blick auf die Ferien in diesem Jahr. In Rheinland-Pfalz starten die Sommerferien einen Monat später als in NRW. Dadurch sei von Juni bis September mit Gästen in der Region zu rechnen, so Schäfer. Ähnlich sehe es bei den Herbstferien aus. Das mache Hoffnung auf viele Gäste. Die Buchungszahlen seien in jedem Fall schon jetzt deutlich besser als im vergangenen Jahr um diese Zeit, allerdings auch noch nicht so gut wie vor Corona.
Optimistisch startet auch die Nordeifel Tourismus GmbH in das Jahr 2022. Bei der Jahrespressekonferenz wenige Tage nach dem Termin der Eifel Tourismus sagte Landrat Markus Ramers, dass vor allem für Tagesausflügler aus den Ballungsräumen die Eifel immer beliebter werde. Dazu habe sich das Reiseverhalten bei den Menschen geändert: Reisen würden kurzfristiger geplant, vor allem Ferienwohnungen, Camping- und Trekkingplätze seien gefragt. „Die 18 Trekkingplätze sind bereits jetzt für das Jahr 2022 zu 70 Prozent ausgebucht“, ergänzte Patrick Schmidder, Geschäftsführer der Nordeifel Tourismus GmbH.
Neue Kampagne gestartet
Seit dem Pandemiejahr 2020 sei die Eifel einer der Haupturlaubsorte für die Deutschen, und das wolle man nutzen. Mit der neuen Kampagne „Ich packe meinen Koffer“ sollen Familien mit Kindern angesprochen werden und die Nordeifel als Ziel für einen längeren Urlaub beworben werden. Dafür sei auch geplant, zehn Eifelspuren und -Schleifen als kinderwagenfreundlich auszuzeichnen. Welche Touren sich dafür besonders gut eignen, werde derzeit geprüft. Mit der Nominierung der Eifelspur „Toskana der Eifel“ als schönster Wanderweg Deutschlands erhoffe sich die Nordeifel Tourismus zusätzliche Gäste. Außerdem solle die ÖPNV-Verbindung an den Wilden Kermeter aus Gemünd und Heimbach verstärkt werden, so Schmidder. Damit wolle man der angespannten Parkplatzsituation an den Wochenenden entgegenwirken.
Nach zwei Jahren so gut wie ohne Veranstaltungen sei in diesem Jahr allerhand im Kalender zu finden, sagte Schmidder. Unter anderem sei das Radevent „Tour de Ahr“ wieder fest im Juni geplant. Darauf verwies auch Jennifer Meuren, Bürgermeisterin der Gemeinde Blankenheim. Die Flutkatastrophe habe Touristen abgeschreckt, in das Gebiet zu kommen, das mit der Ahrquelle wirbt, um nicht als Katastrophentourist abgestempelt zu werden. In diesem Jahr soll ein vielfältiges Kulturprogramm in das Ahrgebiet einladen: Unter anderem seien literarische Wanderungen, eine Outdoorausstellung zum Thema Sternenlandschaft, und im September die Heimathäppchen in Kooperation mit der Gemeinde Nettersheim geplant. Zudem werde der „Sommer am See“ um zwei Termine am Freilinger See ergänzt.