Im Rahmen eines von der EU geförderten Projekts wird in Nettersheim eine Brachfläche umgestaltet. Profitieren sollen auch seltene Schmetterlinge.
Projekt „Helle Eifeltäler“Natur- und Hochwasserschutz gehen in Nettersheim Hand in Hand

Den Startschuss für das Naturschutzprojekt „Helle Eifeltäler“ in Nettersheim gaben Marita Müller-Ahrens (v.l.), Veronika Neumann, Alexander Mauel, Norbert Crump, Marietta Schmitz und Wolfgang Düx. Vor Ort wurde der Kooperationsvertrag unterzeichnet.
Copyright: Thorsten Wirtz
Wer im Sommer auf dem Nettersheimer Schmetterlingspfad im Rosenthal unterwegs ist, kann eine Menge unterschiedlicher Arten entdecken. „Allein 65 verschiedene Tagfalterarten wurden hier nachgewiesen“, berichtet Wolfgang Düx, Wissenschaftlicher Leiter des Naturzentrums Eifel: „Die meisten davon sind auf den trockenen Lebensräumen mit den typischen Kalkmagerrasen beheimatet.“
Den Blauschillernden Feuerfalter wird man deshalb (noch) nicht auf den Wiesen links und rechts der Urft antreffen, denn er bevorzugt feuchte Lebensräume. Doch das soll sich in Zukunft ändern: Im Rahmen des LIFE-Naturschutzprojekts „Helle Eifeltäler“ soll eine bislang brachliegende Fläche in Nachbarschaft zum Waldkindergarten an der ehemaligen Kläranlage zu einem naturschutzfachlich wertvollen Feuchtlebensraum entwickelt werden.
Weil die Fläche im Bedarfsfall das Wasser wie ein Schwamm aufnehmen kann, tun wir hier auch etwas für den Hochwasserschutz der Unterlieger.
Dazu hat die Gemeinde die rund ein Hektar große Fläche, die bis zur Flutkatastrophe von 2021 landwirtschaftlich genutzt wurde, angekauft. Bereits in Kürze soll mit den ersten Bodenarbeiten begonnen werden. Ziel ist eine Wiedervernässung des im Bereich zwischen Urft und Bahndamm liegenden Gebiets.
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Das Wasser aus der Urft soll das Gelände eigendynamisch formen
„Wir werden hier einen Entlastungsarm für die Urft anlegen“, sagt Projektleiterin Marietta Schmitz von der Biologischen Station im Kreis Euskirchen, die für die Planung der Maßnahme zuständig ist. Sobald der Wasserstand der Urft einen bestimmten Pegel überschreitet, fließt dann Wasser in das Gebiet.

Diese Urftbrücke soll durch eine Hängebrücke ersetzt werden.
Copyright: Thorsten Wirtz
Mit möglichst wenig Eingriffen soll sich die Fläche in den nächsten Jahren eigendynamisch entwickeln. „Die Wasserrinne soll aber nur leicht vormodelliert werden“, so Schmitz weiter: „Wir setzten auf die eigendynamische Entwicklung des Wasserlaufs. Das hat auch schon an der Berke in der Gemeinde Dahlem sehr gut funktioniert.“
Die Fläche unweit von Nettersheim eigne sich hervorragend für diese Maßnahmen: „Bei ablaufendem Wasser nach einem Starkregen sind zuletzt Mulden und der ehemalige Verlauf der Urft gut zu erkennen gewesen“, sagt Marita Müller-Ahrens von der Gemeindeverwaltung.
Naturschutzfläche soll bei Hochwasser Unterlieger schützen
„Durch die Wiedervernässung werden nicht nur wertvolle Lebensräume wie ein Auenwald und Feuchtwiesen geschaffen“, betont Bürgermeister Norbert Crump. „Weil die Fläche im Bedarfsfall das Wasser wie ein Schwamm aufnehmen kann, tun wir hier auch etwas für den Hochwasserschutz der Unterlieger.“
„Weil wir ebenfalls aus Gründen des Hochwasserschutzes die derzeit noch bestehende Wirtschaftswegebrücke über die Urft abreißen werden, ist der Bau einer Hängebrücke aus Holz geplant, über die man das Gelände erreichen kann“, erklärt Crump.
Die Naturschutzmaßnahme soll zudem zu einem neuen Anlaufpunkt in Sachen Umweltbildung werden: Neben einem Rundwanderweg ist auch eine Anbindung an den bereits seit rund 20 Jahren bestehenden Schmetterlingspfad im Rosenthal geplant. Um naturkundlich interessierten Besuchern noch intensivere Einblicke zu ermöglichen, soll es zusätzlich einen Steg geben, der über die Feuchtwiesen zu einer Beobachtungsplattform führt.
Gemeinde Nettersheim kooperiert mit der Biologischen Station
„Das ist zum Beispiel für die Kindergartenkinder hier aus der unmittelbaren Nachbarschaft des Geländes wichtig, die dann hautnah erleben können, was hier alles wächst und gedeiht“, so Veronika Neumann, Vorsitzende der Biologischen Station. Wichtig sei auch die Einbindung in die Umweltbildungsarbeit der Schulen und des Naturzentrums Eifel. Die Vereinschefin war zur Unterzeichnung des Kooperationsvertrags mit der Gemeinde Nettersheim zum zukünftigen Schutzgebiet an der Urft gekommen.
Finanziert wird das Projekt aus Fördermitteln der EU. Die Infrastruktur, die auf dem Gelände geschaffen wird (Brücke, Steg und Plattform), geht in den Besitz der Gemeinde Nettersheim über, die dann anschließend für die Unterhaltung und Pflege zuständig ist. „Wir werden auch die Bepflanzung übernehmen“, kündigte Crump an. Dafür sollen standorttypische Baumarten wie Erlen und Weiden verwendet werden.
Dabei gilt es allerdings, Mindestabstände zur angrenzenden Bahnlinie einzuhalten. „Das muss natürlich auch bei der Wasserführung auf dem Gelände berücksichtigt werden, damit der Bahndamm nicht unterspült wird“, so Crump. Deshalb gehöre neben der Unteren Naturschutzbehörde der Kreisverwaltung auch die Bahn zu den Ansprechpartnern, mit denen es Details des Projekts abzustimmen gelte.
Gesamtprojekt für 4,6 Millionen Euro
„Helle Eifeltäler“ heißt das im Rahmen des LIFE-Förderprogramms der EU initiierte Naturschutzprojekt im Südkreis. 4,6 Millionen Euro stehen von 2021 bis 2027 zur Verfügung für Maßnahmen zum Erhalt des Blauschillernden Feuerfalters und des Goldenen Scheckenfalters. Weitere Ziele sind die Optimierung und die Vernetzung der Lebensräume beider Arten.
Dafür werden zum Beispiel Bäche renaturiert. Mitberücksichtigt werden auch Erhalt und Aufbau klimaresistenter Waldgesellschaften oder der Rückbau von Entwässerungsgräben und Drainagen. Die Redynamisierung von Fließgewässern soll zum Wiederanschluss an die Aue führen und gezielt Überflutungen ermöglichen.