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Naturschutz„Helle Eifeltäler“ im Kreis Euskirchen erhalten 4,7 Mio. Euro Förderung

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Einen besonderen Lebensraum stellen die Bauchauen dar, die für viele Pflanzen und Tierarten lebenswichtig sind.

Vogelsang/Kreis Euskirchen – Es ist ein warmer Geldregen, der sich aus dem Säckel der Europäischen Union in den Südkreis ergießt. Rund 4,7 Millionen Euro werden bei dem Life-Projekt „Helle Eifeltäler“ ausgeschüttet.

Teilnahme vor Ort und übers Netz

Bei einer Veranstaltung im Kino in Vogelsang, die als Hybridveranstaltung auch online verfolgt werden konnte, wurde offiziell der Startschuss gegeben. 75 Teilnehmer waren über das Internet dabei, etwa die gleiche Zahl war nach Vogelsang gekommen.

Nicht die Menschen sollen in erster Linie Nutznießer des Konzeptes sein. Zwei Schmetterlingsarten stehen offiziell im Fokus des Projekts. Und die beiden haben es wirklich nötig: Der Blauschillernde Feuerfalter, mit rund 14 Millimetern Größe einer der kleinsten Tagfalter, steht auf der Roten Liste bei Status Eins – Bestand gefährdet. Und der tatsächliche Bestand des Goldenen Scheckenfalters ist in der Eifel noch prekärer: Tatsächlich sind keine Exemplare mehr bei uns nachgewiesen, die Art gilt zumindest im Kreis Euskirchen als erloschen.

Schmetterlinge als Posterboys

Auch wenn die beiden Schmetterlinge sozusagen als Posterboys und bunt schillernde Sympathieträger für die Kampagne stehen, geht es tatsächlich in dem Projekt um deutlich mehr. Denn es sollen Lebensräume für Arten wiederhergestellt und vernetzt werden, die bislang in unserer Kulturlandschaft keine Chance mehr haben.

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Das Projekt stellte Stefan Meisberger von der Biostation vor.

Als Beispiele nannte Stefan Meisberger, Geschäftsführer der Biologischen Station Kreis Euskirchen, den Randring-Perlmuttfalter, den Wiesenpieper, das Braunkehlchen und Pflanzenarten wie die Arnika. Leider erfasse der Vertragsnaturschutz solche Arten nicht, erläuterte Stefan Meisberger.

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Futter für die Falter: der Wiesenknöterich.

So sei der 15. Juli, ab dem die Wiesen im Vertragsnaturschutz gemäht werden, aus seiner Sicht für beide Arten zu früh. Er empfehle eher, bis zum September zu warten oder gleich die Flächen als Brache liegen zu lassen. Auch seien die Falter nicht sehr wanderungsfreudig. Schon ein kleiner Fichtenwald könne verhindern, dass ein Biotop durch die Falter besiedelt werde. „Der Feuerfalter ist ein Relikt der Eiszeit und hat sich in die Höhengebiete zurückgezogen“, erklärte er.

Kooperationen mit Land- und Forstwirtschaft

Einen ganzen Strauß an Maßnahmen hat sich die Biostation für die Projektlaufzeit vorgenommen, die in den Kommunen des Südkreises umgesetzt werden. Ein wichtiger Grundsatz sei dabei, diese in Kooperation mit Landwirten und Forstwirtschaft zu realisieren.

So sollen zum einen 25 Hektar private Flächen durch das Umweltministerium gekauft und umgestaltet werden. Rund 40 Hektar Wald und Offenland werden von den aktuellen kommunalen und privaten Eigentümern für eine Laufzeit von 20 Jahren gepachtet. Insgesamt sollen 120 Hektar Grünland optimiert werden, so dass auch die Futterpflanzen der beiden Arten wie Wiesenknöterich und Teufelsabiss dort heimisch sind.

Helfer bei Bestandsaufnahme

Die Arten

Der Blauschillernde Feuerfalter dient mit seiner wissenschaftlichen Bezeichnung Lycaena Helle auch als Namensgeber. Zehn aktuelle Teilpopulationen sollen vergrößert, zehn zusätzliche etabliert werden. Außerdem sollen zehn Ausbreitungskorridore geschaffen werden. In mindestens sieben vernetzten Natura-2000-Gebieten soll der Goldene Scheckenfalter wieder eingeführt werden.

Ehrenamtler im Einsatz

Auch die Öffentlichkeit soll beteiligt werden. Bereits im vergangenen Jahr haben Ehrenamtliche sich an einer Bestandsaufnahme des Blauschillernden Feuerfalters beteiligt. Diese soll in den nächsten Jahren wiederholt werden.

Das Programm

Das Life-Programm wurde 1992 ins Leben gerufen und ist der einzige Fonds der EU, der ausschließlich dem Umwelt- und Klimaschutz vorbehalten ist. Der in den Jahren 2021 bis 2027 zur Verfügung stehende Gesamthaushalt beträgt 5,4 Milliarden Euro. Davon sind 3,5 Milliarden Euro für Umweltschutz und 1,9 Milliarden Euro für Klimaschutz vorgesehen.

Die Finanzen

Bei „Helle Eifeltäler“ steuert das Land NRW rund 1,6 Millionen Euro und der Kreis Euskirchen rund 200000 Euro bei. Aus Brüssel fließen rund 2,8 Millionen Euro in das Projekt. (sev)

Da der Goldene Scheckenfalter in der Eifel nicht mehr zu finden ist, soll er wieder neu angesiedelt werden. Dazu werden Gelege aus Belgien eingesammelt und in Zuchtstationen vermehrt. Auch das Weißzüngel, eine äußerst seltene Orchideenart, soll in der Eifel wieder angesiedelt werden.

8,4 Prozent der Landesfläche unter Schutz

„Das Projekt Natura 2000 hat eine hohe Bedeutung für uns“, so Dr. Christoph Leifer vom NRW-Umweltministerium. Rund 8,4 Prozent der Landesfläche seien als Schutzgebiete ausgewiesen. „Doch es reicht nicht, sie auszuweisen. Sie müssen auch betreut werden“, mahnte er.

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Ein gutes Instrument dafür seien die von der EU finanzierten Life-Projekte. 39 dieser Vorhaben seien in NRW angesiedelt, rund ein Drittel der bundesweit durchgeführten Maßnahmen. Bereits zwei seien im Kreis Euskirchen erfolgreich umgesetzt worden, 2003 das Projekt „Lebendige Bäche“ und 2011 die „Allianz für Borstgraswiesen“.