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Biostation sucht UnterstützerSteinkäuze im Kreis Euskirchen brauchen menschliche Hilfe

Lesezeit 4 Minuten
Ein Naturschützer hält zwei junge Steinkäuze in der Hand.

Kleine Vögel, große Augen: Steinkäuze sind ausgesprochen niedlich.

Der Lebensraum der Steinkäuze wird immer mehr beschnitten. Die Biologische Station im Kreis Euskirchen startet ein neues Projekt.

Steinkauz-Heroes? Oder lieber Steinkauz-Kümmerer? Steinkauz-Profis oder -Fans? Steinkauz-Freunde oder -Expertinnen? Eine ganz Reihe von Namen war in der Diskussion, als die Biologische Station im Kreis Euskirchen ihr neues Projekt für die kleinen Eulen vorbereitete. Letztlich sind Steinkauz-Hüter und -Hüterinnen draus geworden. Immerhin 15 Männer und Frauen, die demnächst diesen Titel tragen wollen, hat Projektleiterin Dr. Elke Sprunkel schon auf ihrer Liste. Weitere sind willkommen. Sprunkel: „Wir behüten nette kleine Sympathieträger.“

Im Café Siechhaus bei Rövenich stellte sie vor, wie in den kommenden zwei Jahren aus den interessierten Vogelfreunden dann eben doch Steinkauz-Experten und -Expertinnen werden sollen. Dafür müssen sie eine ganz Menge lernen.

Zuhörer einer Infoveranstaltung sitzen an Tischen, auf denen Getränkeflaschen stehen.

Viele Naturfreunde waren zur Auftaktveranstaltung gekommen. Sie haben Interesse, sich zum Steinkauz-Hüter oder zur Steinkauz-Hüterin ausbilden zu lassen.

Schon im Januar geht es los mit der Biologie des Steinkauzes, im Februar stehen praktische Artenschutzmaßnahmen und die Dokumentation auf dem Lehrplan, im März geht es um Naturschutzrecht. Im Frühjahr und Sommer geht es dann in die Praxis, sprich, hinaus auf die Streuobstwiesen und hinauf in die Bäume. Dort werden die Brutröhren kontrolliert: Gibt es Brutpaare, finden sich Eier oder sogar schon Jungtiere? Die Brutröhren müssen gereinigt und eventuell repariert werden.

Zum Wohl der Steinkäuze arbeiten Naturschützer im Kreis Euskirchen zusammen

Im Jahr 2026 werden die angehenden Steinkauz-Hüter mit erfahrenen Vogelschützern unterwegs sein, bevor dann im Herbst 26 Steinkauz-Teams gebildet werden. Partner der Biologischen Station in dem Projekt ist die Gesellschaft zur Erhaltung der Eulen (EGE), unterstützt wird es von der Eifel-Stiftung.

Rund 7500 bis 8500 Brutpaare gibt es bundesweit, etwa 5000 davon leben in Nordrhein-Westfalen. Im Kreis Euskirchen ist die Population ungleich verteilt, was aber einfach an der Landschaft liegt. Der Steinkauz braucht Wiesen, auf denen er Mäuse jagen kann, Wald ist nicht sein Revier.

Elke Sprunkel steht vor einer Ziegelwand. Sie trägt ein türkises Oberteil unter einer grünen Weste.

Dr. Elke Sprunkel leitet das Steinkauz-Projekt der Biostation.

Einblick in den Steinkauzschutz bekamen die Besucher der Auftaktveranstaltung durch einen Film mit dem schönen Titel „Peter und der Kauz“. Der Protagonist, Peter Josef Müller, kümmert sich seit fast 25 Jahren um die Vögel. 35 Brutpaare seien es gewesen, als er im Jahr 2000 sein Engagement aufgenommen habe, berichtete er im Film, mittlerweile seien in einem Jahr 180 Paare gezählt worden. Wie die Lage aussähe, wenn es keinen aktiven Steinkauzschutz gebe, wurde er gefragt. „Ich fürchte, dann wären keine mehr da“, sagte Peter Müller.

Streuobstwiesen im Kreis Euskirchen sind wichtige Lebensräume

Er selbst war aus gesundheitlichen Gründen bei der Projektvorstellung verhindert, Stefan Brücher übernahm es, die Situation des Steinkauzes im Kreis darzustellen. Dem Vogel geht es wie vielen anderen Tierarten: Der Lebensraum wird mehr und mehr beschnitten – vor allem durch neue Baugebiete, denen häufig Streuobstwiesen zum Opfer fallen.

Ein ideales Brutrevier sind diese Streuobstwiesen vor allem dann, wenn sie beweidet werden. Wenn sie gemäht werden, besteht die Gefahr, dass das Gras ausgerechnet zu der Zeit hoch steht, wenn die Elterntiere viele Mäuse brauchen, um ihre Jungen sattzubekommen. Im hohen Gras können sie aber nicht erfolgreich jagen. Allzu zimperlich darf man nicht sein als Steinkauz-Hüter. Denn die Tiere legen schon mal einen Vorrat an toten Mäusen an, damit der Nachwuchs auch an schlechten Tagen nicht hungern muss. Wenn die Notration dann nicht gebraucht wurde, findet man bei der Kontrolle der Brutröhre halt übelriechende Mäusekadaver.

Vor Vorteil ist auch Schwindelfreiheit. Im Film sieht man Peter Müller immer wieder die Leiter hochsteigen, um mit routiniertem Griff ein Kauzküken aus der Brutröhre zu holen. Die flauschigen Tierchen mit ihren riesigen Augen sind allerdings so hinreißend, dass die meisten Leute allerhand in Kauf nehmen würden, um einmal eines in der Hand zu halten.

Für den Steinkauz können schon kleine Maßnahmen lebensrettend sein

Ohne nennenswerte Gegenwehr lassen sich die Küken den Ring am Fuß befestigen, anhand dessen sie eindeutig zu identifizieren sind. Das soll auch helfen, bei Fundtieren die Todesursache zu klären und eventuell Gefahrenquellen zu beseitigen. Das kann, wie Stefan Brücher erklärte, beispielsweise ein Kamin sein, in den ein Jungvogel fliegt und aus dem er nicht mehr rauskommt. Ein Gitter obendrauf kann das Verhindern.

Auch ausgediente Badewannen, die als Tränke auf den Weiden stehen, sind Todesfallen. Hier könnte schon ein schräger reingestellter Ast den Vogel vor dem Ertrinken zu retten. Ein großer Feind der kleinen Vögel ist das Auto. Auch da werden die Vogelschützer aktiv und versuchen im Zweifelsfall, eine Geschwindigkeitsbegrenzung zu bewirken.

Guido Schlangen ist einer der Menschen, die zu Steinkauz-Hütern werden. Der Hobby-Fotograf aus Frohngau ist seit drei Jahren im Vogelschutz aktiv. „Mit ihren tollen Augen und ihrem Verhalten haben Steinkäuze eine magische Anziehungskraft“, sagt er. Auf ihn wirkt diese Anziehungskraft so stark, dass er sich gut vorstellen kann, später auch selbst neue Steinkauz-Hüter auszubilden.