Bahn und Politik geben in Kyllburg das Startsignal für die Modernisierung der Eifelstrecke. Durchgehender Verkehr ist aber erst ab 2028 möglich.
InfrastrukturElektrifizierung der Eifelstrecke kostet Bund und Länder 500 Millionen Euro
Mit rund zehnminütiger Verspätung begann am Montag im rheinland-pfälzischen Kyllburg die Feier zum offiziellen Beginn der Arbeiten zur Elektrifizierung der Eifelstrecke. Wer jetzt einen Witz auf Kosten der Deutschen Bahn (DB) erwartet, wird allerdings enttäuscht: Während DB-Infrastrukturvorstand Berthold Huber pünktlich eingetroffen war, war es die rheinland-pfälzische Klimaschutzministerin Katrin Eder (Grüne), auf die die versammelten Honoratioren warten mussten. Sie war kurzfristig für ihren erkrankten Kabinettschef, Ministerpräsident Alexander Schweizer, eingesprungen.
Der Veranstaltungsort zum symbolischen ersten Spatenstich zum Start der Elektrifizierung war mit Bedacht gewählt: Unmittelbar vor dem Eingang zum Wilsecker Tunnel, dem mit einer Länge von 1268 Metern längsten Tunnelbauwerk auf der 163,5 Kilometer langen Bahnstrecke, stellten sich Vertreter von Bahn und Politik aus NRW und Rheinland-Pfalz zum obligatorischen Gruppenbild auf.
Elektrozüge sollen auf der Eifelstrecke mehr Pünktlichkeit garantieren
Damit ab dem Jahr 2028 „umweltfreundliche Elektrozüge“ zwischen Köln und Trier verkehren können, müssen die insgesamt zehn Tunnel sowie 56 Brücken auf der Strecke mit einigem Aufwand umgebaut werden. In den Tunneln geht es darum, Platz für die Oberleitung zu schaffen, über die die Loks mit Strom versorgt werden. Dazu müssen die Gleise in die Mitte des Tunnels verlegt und zum Teil auch leicht abgesenkt werden.
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„Da elektrisch betriebene Züge besser beschleunigen können und weniger störanfällig sind, sorgen sie für mehr Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit für die Reisenden“, betonte Huber. Drei Jahre nach der Flut sei die Eifelstrecke nun größtenteils wiederaufgebaut, so der für die Infrastruktur zuständige DB-Vorstand: „Nun gehen wir einen weiteren Schritt: Wir sorgen dafür, dass der Diesel im Zugverkehr zwischen Hürth-Kalscheuren und Trier-Ehrang bald der Vergangenheit angehört.“
„Bald“ ist jedoch eine relative Zeitangabe: Ab 2026 sollen erste Streckenbereiche technisch fertiggestellt sein. Vor dem Jahr 2028 wird es jedoch nichts mit dem durchgängigen Verkehr von Elektrozügen in der Eifel. An den Arbeitern, die in Kyllburg den Aufbau eines Oberleitungsmastes durchführten, liegt es allerdings nicht, dass sich die Fahrgäste noch rund vier Jahre gedulden müssen: In Rekordgeschwindigkeit wurde am Montag ein „Flachmast mit angelenktem Ausleger“ auf einem vorab provisorisch errichteten Fundament aufgebaut – allerdings nur zu Demonstrationszwecken für die zahlreichen Kameras von Reportern und Fernsehteams.
Lange Lieferzeiten für Transformatoren und Elektrozüge
Es sind vielmehr andere technische Komponenten wie Transformatoren und nicht zuletzt die Elektrozüge selbst, die mit ihren langen Lieferzeiten für die Verspätung sorgen. „Tatsächlich hatten wir gehofft, schon 2026 mit gebrauchten Fahrzeugen auf der Strecke starten zu können“, sagte Dr. Norbert Reinkober, Geschäftsführer des ÖPNV-Zweckverbands go.Rheinland. Mit dem jetzt festgezurrten Zeitplan ist Reinkober dennoch zufrieden: „2028 ist immerhin fünf Jahre früher als der eigentlich für die Elektrifizierung vorgesehene Termin.“
Letztlich, das betonte am Montag auch NRW-Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer, habe man es der Flutkatastrophe von 2021 zu verdanken, dass man mit den Planungen für die Elektrifizierung vor den ursprünglichen Zeitplan gekommen sei. Er dankte den Planern, „die die Chance ergriffen haben, nicht nur den Wiederaufbau, sondern in einem Zug auch die Elektrifizierung anzupacken“.
„Für die Bürgerinnen und Bürger in unseren ländlich geprägten Regionen entstehen dadurch bedeutende Vorteile“, sagte der „gastgebende“ Bitburger Landrat Andreas Kruppert. Er sprach damit sicher auch seinen Amtskollegen Markus Ramers (Euskirchen) und Julia Gieseking (Daun) aus der Seele, die ebenfalls nach Kyllburg gekommen waren. Die wiederaufgebaute Infrastruktur werde den Alltag vieler Pendler erleichtern, so Kruppert.
Aktivisten werben für den Einsatz von Wasserstoffzügen in der Eifel
Ganz billig ist das alles freilich nicht. Aktuell stehen Kosten in Höhe von rund 500 Millionen Euro im Raum, die der Bund zu 90 Prozent stemmen wird. Den Rest teilen sich die Länder NRW und Rheinland-Pfalz. „Das ist die größte Investition seit dem Bau der Eifelstrecke vor rund 150 Jahren“, betonte Krischer.
Nicht einstimmen in die allgemeine Zustimmung zum Großprojekt wollten zwei Vertreter der Interessengemeinschaft Grüner Wasserstoff Eifel. Für Edgar Schloesser aus Schleiden-Scheuren und Peter Struben aus Schmidtheim ist die Elektrifizierung schlicht eine „Steuerverschwendung“. Der ehemalige HNO-Arzt und der frühere Lehrer machen sich seit Jahren Gedanken über alternative Antriebe für die Zukunft und setzen dabei voll und ganz auf grünen Wasserstoff. In Kyllburg hatten sich die beiden Aktivisten unter die Festgäste gemischt, um für ihr Anliegen zu demonstrieren. „Beim Einsatz von Wasserstoffzügen wären all diese kostspieligen Baumaßnahmen wie Oberleitungen und Bahnstromanlagen nicht erforderlich“, betonte Schloesser.
Auch nach dem nun vollzogenen Projektstart fordern sie von der Bahn und der Politik ein Umdenken und den sofortigen Stopp aller Baumaßnahmen. „Man sollte dem bereits schlecht investierten Geld kein gutes Geld mehr hinterherwerfen“, so die beiden Demonstranten. Dieser Zug scheint allerdings abgefahren zu sein.