Wiederaufbau und ElektrifizierungDiese Arbeiten laufen auf der gesperrten Eifelstrecke

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Mitarbeiter eines Kampfmittelräumers sind im Bereich Euskirchen/Euenheim mit Vorsondierungen an den künftigen Standorten für die Oberleitungsmasten beschäftigt.

Vorsondierungen für eventuell notwendige Kampfmittelräumungen laufen derzeit im Bereich zwischen Euskirchen und Euenheim.

Der Zugverkehr zwischen Euskirchen und Kall ruht bis zum Herbst 2024. Und auf der Erfttalbahn kommt es zur nächsten Verspätung.

Bereits seit einer Woche ruht der Zugverkehr auf der Eifelstrecke zwischen Euskirchen und Kall. Satt Regionalexpress und Regionalbahn übernehmen nun wieder die Busse des Schienenersatzverkehrs den Transport der Fahrgäste auf dem Weg zur Schule, zur Arbeit, zum Einkauf oder in die Freizeit. Bis zum 2. September soll die Sperrung der Strecke dauern, hat die Deutsche Bahn mitgeteilt. Insgesamt neuneinhalb Wochen – doch was passiert in dieser Zeit eigentlich auf der Strecke?

In einer Mitteilung feiert die Bahn den Beginn der Elektrifizierung der Eifelstrecke. Doch wer glaubt, dass bereits jetzt im großen Stil Baufirmen anrücken, um Oberleitungsmasten zu setzen und elektrische Fahrdrähte zu spannen, wird enttäuscht: Wie bei jedem größeren Bauvorhaben sind auch für die Elektrifizierung zunächst einmal weniger spektakuläre Vorarbeiten notwendig.

Zwischen Euskirchen und Euenheim wird nach Kampfmitteln gesucht

In einem ersten Schritt wird jetzt der Baugrund erkundet, und Fachleute führen mit Spezialgeräten die Kampfmittelsondierungen auf dem über 24 Kilometer langen Streckenabschnitt zwischen Euskirchen und Kall durch. Mit Hilfe eines Baggers, an dem ein großer Erdbohrer befestigt ist, werden an den Stellen, an denen später die Masten für die Oberleitung gesetzt werden sollen, Vorsondierungen vorgenommen.

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Schienen der Eifeltrasse in der Nähe von Kall. Im Hintergrund ist der Kaller Tunnel zu erkennen.

Der Zugverkehr bis Kall ruht noch bis zum 2. September 2024.

„Bei diesen Baugrunduntersuchungen wird die DB abschnittsweise vorgehen und mit der Baustelle entlang der Eifelstrecke wandern“, informiert ein Sprecher der Deutschen Bahn: „Aus Euskirchen kommend werden sich die Experten Abschnitt für Abschnitt in Richtung Kall vorarbeiten.“

Am Montag waren die Kampfmittelräumer im Bereich zwischen der Euskirchener Kirschenallee und dem Bahnübergang an der L178 bei Euenheim im Einsatz. „Ob es hier noch Kampfmittel aus dem Krieg gibt, die vor Beginn der eigentlichen Bauarbeiten geborgen werden müssen, werden die weiteren Untersuchungen zeigen“, sagte ein Mitarbeiter der beauftragten Kampfmittelbeseitigungsfirma aus dem niedersächsischen Bad Bentheim.

Bahn bittet Anwohner zwischen Euskirchen und Kall um Verständnis

Für die auftretenden Lärmbelästigungen entschuldigt sich die Deutsche Bahn bei den Anwohnern der Strecke: „Wir setzen alles daran, die von den Bauarbeiten ausgehenden Störungen so gering wie möglich zu halten“, heißt es von der Bahn: „Trotzdem lassen sich Beeinträchtigungen und Veränderungen im Bauablauf nicht gänzlich ausschließen. Dafür bitten wir um Entschuldigung.“

Die Streckensperrung wird derzeit auch genutzt, um gefahrlos Vermessungsarbeiten entlang der Bahntrasse durchzuführen. Im Tal des Veybachs zwischen Satzvey und Mechernich waren ebenfalls am Montag Vermessungstechniker unterwegs, die vor Ort Daten für die Erstellung eines digitalen Katasters für die Bahn aufnahmen.

Bauarbeiten im Bereich des Bahnhofs in Urft, wo eine Stützmauer zur Urft errichtet wird.

Am Haltepunkt in Urft, der unmittelbar an der Urft liegt, kommen die Arbeiten zum Bau einer neuen Stützmauer gut voran.

Weiter südlich, im Abschnitt zwischen Kall, Nettersheim und dem rheinland-pfälzischen Gerolstein, laufen unterdessen noch die Arbeiten zum Wiederaufbau der bei der Flutkatastrophe vor drei Jahren fast vollständig zerstörten Strecke.

Neue Brücke bei Sötenich mit größerem Fließquerschnitt

Im Abschnitt „An der Spick“ am Zementwerk bei Sötenich laufen die Arbeiten zum Neubau einer Brücke über die Urft auf Hochtouren. Die neue Brücke, so heißt es von der Bahn, soll hochwasserresilienter als die frühere Gewölbebrücke sein, die bei der Flutkatastrophe beschädigt und erst im vergangenen Jahr abgerissen wurde. „Die neue Brücke kommt ohne Mittelpfeiler aus, wodurch sich der Fließquerschnitt für die Urft vergrößert“, teilt das Unternehmen mit.

Am Haltepunkt in Urft kommen die Arbeiten zum Bau neuer Stützwände ebenfalls gut voran. „Durch das Hochwasser wurde die Böschung in diesem Bereich so stark weggespült, dass der Bahndamm nicht mehr tragfähig ist“, heißt es von der Bahn: „Um den Bahndamm zu stabilisieren und bei möglichen zukünftigen Hochwasserereignissen zu schützen, errichten wir im Zuge des Wiederaufbaus Stützwände.“

Die beiden Stützwände werden laut Bahn direkt am Haltepunkt Urft auf beiden Seiten der Urfttalstraße gebaut: „Nachdem die Stützwände fertiggestellt sind, wird auch die zerstörte Bahnsteigkante am Haltepunkt Urft neu errichtet.“


Erfttalbahn: Wiederinbetriebnahme verzögert sich erneut

Verspäten wird sich nach Auskunft der Deutschen Bahn die Wiederinbetriebnahme des Zugverkehrs auf der Strecke der Erfttalbahn zwischen Euskirchen und Bad Münstereifel: Bahnkunden müssen sich wohl noch bis zum Herbst 2024 gedulden, bis die Züge auf der bei der Flutkatastrophe in großen Teilen zerstörten Strecke wieder fahren.

Bauarbeiten am Bahnübergang am Bendenweg in Bad Münstereifel.

Am Bendenweg in Bad Münstereifel wurde am Montag mit den Arbeiten zur Erneuerung des Bahnübergangs begonnen.

„Die Witterungsverhältnisse wie die extrem langanhaltenden und intensiven Regenfälle seit Herbst 2023 haben immer wieder zu Verzögerungen geführt und zusätzliche Stabilisierungsverfahren für den Untergrund erforderlich gemacht“, heißt es dazu von der Bahn.

Die Gleisarbeiten, so die Bahn weiter, hätten wegen einer nicht termingerechten Schienenlieferung einer Drittfirma neu terminiert werden müssen. „Aktuell wurde zudem die Durchfeuchtung einer Böschung auf einer Länge von rund 100 Metern in Bad Münstereifel festgestellt“, so die Bahn. Hier sei ein Gutachter beauftragt worden, um zu klären, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um eine dauerhafte Standsicherheit zu gewährleisten. Die Ergebnisse des Gutachtens werden Ende August erwartet.

Die Wiederaufnahme des Zugverkehrs soll im Herbst statt wie geplant zum Ende der Sommerferien erfolgen, so die Bahn. 

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