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Bahnhof Roisdorf2028 soll der barrierefreie Ausbau kommen

Lesezeit 4 Minuten
Zug hält am Roisdorfer Bahnhof.

Der Roisdorfer Bahnhof ist unansehnlich und nicht barrierefrei.

Ortstermin am Bahnhof Roisdorf: Die Stadt Bornheim muss bis 2028 Vorarbeiten leisten, dann kann die Bahn die hässliche Haltestelle zur  Mobilstation ausbauen.

Wenn sich Reisende, die auf die Deutsche Bahn angewiesen sind, im Jahr 2028 im Raum Köln-Bonn auf erhebliche Einschränkungen wegen Streckensperrungen einstellen müssen, könnte das für Bornheim sogar einen positiven Nebeneffekt haben. Wenn die Bahn also im Zuge der Digitalisierung 40 Hochleistungskorridore bundesweit einer Generalsanierung unterzieht, soll während der Sperrungen auch der Bahnhof Roisdorf endlich barrierefrei ausgebaut werden. So hieß es beim Ortstermin am Bahnhof, zu dem CDU-MdL Oliver Krauß mit Vertretern der Stadt, der Bahn und des Zweckverbandes „go.Rheinland“ eingeladen hatte.

Damit wäre dieses Kapitel nach vielen Jahren endlich abgeschlossen. Bis dahin gebe es aber für die Stadt Bornheim noch eine Menge zu tun, vor allem müssen bis dahin beide Rampen zur Bahnanlage und die Personenunterführung neu gebaut sein. Gelinge dies nicht, könne die Bahn ihren Teil der Umbauarbeiten nicht ausführen, denn die sollen während der Streckensperrung 2028 erledigt werden. Anders ausgedrückt: Erfüllt die Stadt ihre Aufgaben nicht, wird sich der Ausbau des Bahnhofs Roisdorfs zur modernen Mobilstation für viele weitere Jahre verzögern.

Bornheims Bürgermeister Christoph Becker sprach beim Ortstermin am Montagnachmittag von einem „Projekt von großer Bedeutung als Synonym für das Thema Verkehrswende“. Oliver Krauß, der auch verkehrspolitischer Sprecher seiner Fraktion im Landtag ist, ging noch einen Schritt weiter: „Wir haben es hier mit einem ganzen Konvolut an Themen zu tun. Es geht ja nicht nur um den Umbau für Mobilitätseingeschränkte. Ich habe hier auch jahrelang erleben dürfen, wie es ist, den Kinderwagen zu schieben.“ Krauß wohnt in Alfter.

Krauß: „Es ist sehr viel passiert“

Wichtig war dem Landespolitiker aber auch, den Bürgern zu signalisieren, dass sich einiges tue, auch wenn dies derzeit noch nicht sichtbar sei: „Ich kann nur sagen, dass sehr viel passiert ist, nachdem wir vor fünf Jahren an selber Stelle froh verkünden durften, dass der Bahnhof Roisdorf in die Modernisierungsoffensive drei der Bahn aufgenommen worden ist. Schon damals mussten wir dicke Bretter bohren.“ Zu dieser Zeit war noch Bürgermeister Wolfgang Henseler (SPD) im Amt, Krauß dankte daher dessen Nachfolger Becker, dass er „nahtlos“ an das Engagement angeknüpft habe und das Projekt mit gleichem Druck vorantreibe.

„Die Planungen laufen auf Hochtouren“, wie der Technische Beigeordnete Robert Lehmann und Andreas Erll, der als Planungsamtsleiter zwar mittlerweile im Ruhestand ist, bei der Verwaltung aber trotzdem noch tageweise aushilft, versicherten. Gemeinsam mit der Stadt Bornheim und dem Zweckverband „go.Rheinland“, einem der drei Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr in Nordrhein-Westfalen, plant die Deutsche Bahn, den Bahnhof Roisdorf so zu modernisieren, dass dieser barrierefrei zugänglich ist und modernsten Standards entspricht. Am Ende soll das Gesamtprojekt „Mobilstation Bahnhof Roisdorf“ stehen.

Die Teilnehmer am Ortstermin schauen auf einen Plan.

Um den aktuelle Planungsstand der Modernisierung ging es beim Ortstermin am  Roisdorfer Bahnhof.

Dafür wird in mehreren Bauabschnitten der Bahnhofsvorplatz an der Bonner Straße in eine weitgehend autofreie Zone für Fußgänger und Radfahrer umgewandelt, mit Grünanlagen und Ruhebänken versehen. Auf der Rückseite, im Rosental, entstehen auf dem Gelände des ehemaligen Emka-Marktes neue Park-and-Ride-Plätze. Zudem sind ausreichende und hochwertige Fahrradstellplätze geplant. Dafür wird noch in 2025 das zerfallene Geschäftsgebäude abgerissen. 2026 soll der P&R-Platz realisiert werden.

Oberste Priorität haben aber die beiden Rampenlagen, eine von der Bonner Seite, die andere vom Rosental, und die Personenunterführungen zum Gelände, damit die Bahn 2028 tätig werden kann. Der Bau der Rampen wird laut Robert Lehmann mit gut fünf Millionen Euro von „go.Rheinland“ gefördert. Die Planungsleistungen für den Rampenbau sollen 2025 vergeben werden. Ab 2028 soll die Straße Rosental umgestaltet werden, damit die Barrierefreiheit endgültig sichergestellt ist. Der Bahnhofsvorplatz an der Bonner Straße wird ebenfalls nach dem Bau der Rampen in Angriff genommen.

Zehn Millionen für die Bonner Straße

Klärungsbedarf besteht aktuell noch wegen der Service- und WC-Station, wo die Betreiberkonzepte noch abzustimmen seien. Baubeginn dafür ist voraussichtlich 2028 oder 2029. Sobald die Rampen stehen, gilt es die Bonner Straße auszubauen, um von dort aus den barrierefreien Zugang zu gewähren. Derzeit kalkuliert man im Rathaus dafür mit mindestens zehn Millionen Euro, geht aber von einer Förderung von 90 Prozent aus, so Robert Lehmann. Norbert Reinkober, Geschäftsführer von „go.Rheinland“, hätte sich gewünscht, dass die Modernisierung viel schneller angegangen worden wäre: „Sie sehen ja, wenn Sie sich hier umschauen, dass dies hier kein Paradebeispiel für ein Zukunftsbahnhof ist.“

Im Netz nennen Pendler den Bahnhof „vollkommen verwahrlost“, „eine Zumutung für Alleinreisende oder Menschen mit Rollatoren und Kinderwagen“, einen Bahnhof, den man am besten „zügig verlässt“. Die DB hätte den Ausbau auch gerne schneller erledigt, aber dann sei die Sanierungsoffensive der Hochleistungskorridore dazugekommen. Reinkober lobte das beispiellose Zusammenspiel zwischen Stadt, Bahn, „goRheinland“ und der Bürgerschaft mit den Bürgerwerkstätten, um möglichst viele unterschiedliche Bedürfnisse zu befriedigen. Rund 60 Teilnehmer hatten bei der Bürgerwerkstatt ihre Ideen eingebracht. Dies laufe laut Reinkober nicht in allen Kommunen so vorbildlich ab.