Das Kino in Hillesheim blickt auf 80 Jahre Film- und Familien-Tradition zurück: Die nächste Generation steigt in den Betrieb ein.
80 Jahre Eifel-Film-BühneSo läuft es hinter den Kulissen des einzigen Programmkinos der Eifel
In der Eifeler Kino-Landschaft nimmt die Hillesheimer „Eifel-Film-Bühne“ eine ganz besondere Stellung ein: Das Filmtheater mit seinen 220 Plätzen ist das einzige Programmkino zwischen Köln, Aachen, Trier und Koblenz. „Unsere Besucher nehmen mitunter lange Anfahrtswege in Kauf, das freut uns natürlich sehr“, erzählt Kino-Chefin Christine Runge: „Viele kommen aus dem Kreis Euskirchen, aus den benachbarten Kommunen wie Blankenheim und Dahlem natürlich, aber auch aus Nettersheim, Kall, Mechernich und Bad Münstereifel.“
Der Betrieb hat die Einschränkungen der Corona-Zeit gut überstanden und blickt in diesem Jahr auf sein 80-jähriges Bestehen zurück. „Wir wissen noch nicht genau, ob wir den Geburtstag groß feiern“, sagt Christine Runge. Sie steckt ihre Arbeitskraft und ihr Engagement lieber in den laufenden Betrieb.
Die Filmauswahl, die Produktion des monatlichen Programm-Flyers und das Verfassen eines E-Mail-Newsletters – bis sich donnerstags der Kinovorhang zum ersten Mal für die Filme des neuen Programms lüftet, gibt es im Vorfeld schon jede Menge zu tun. Seit 1991 beschreiten die Runges in Hillesheim neue Wege. „Damals standen wir vor der Frage, das Kino zu schließen oder etwas grundlegend anders zu machen“, erinnert sich die Kino-Betreiberin.
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Neustart 1991 als Programmkino
In den 1980er-Jahren hatte der Video-Boom zu einem starken Rückgang der Besucherzahlen geführt, die kleinen Kinos auf dem Land wurden für viele zunehmend unattraktiv. „Wir haben uns dann entschlossen, als Programmkino weiterzumachen“, sagt Ehemann Günter Runge. „Wir wollten dem Publikum die Filme zeigen, die wir selbst gut finden. Das kam am Anfang nicht immer so richtig an, aber mit der Zeit hat sich das für uns alle als Erfolg erwiesen“, so Christine Runge.
Abseits der großen Hollywood-Blockbuster taucht die Kino-Chefin nach den kleinen, aber feinen Film-Perlen, denen sie eine Bühne bieten möchte. Autorenfilme, Dokumentarfilme und ausgesuchte Filme für Kinder und Jugendliche haben im Programm der Eifel-Film-Bühne ihren festen Platz. Dazu gibt es Sonderveranstaltungen wie Diskussionsabende mit Experten oder Weinverkostungen – natürlich jeweils mit der passenden Filmbegleitung.
So viel Engagement für die Kultur wird auch von staatlicher Seite finanziell gefördert: Bereits seit 1994 gehört das Hillesheimer Kino im Land Rheinland-Pfalz zu den regelmäßigen Preisträgern des Filmtheater-Programmpreises. Seit 1997 kommen auch noch jährliche Preise des Bundes hinzu.
Aus der Hand von Kulturstaatsministerin Claudia Roth nahm Christine Runge in Berlin die jüngste Auszeichnung entgegen. Dabei unterstrich Roth die Bedeutung der Filmkunsttheater gerade für das Arthousekino: „Sie sorgen dafür, dass die Kino-Programme vielfältig bleiben, dass Raum für künstlerisch Unerwartetes, Störendes und Inspirierendes da ist.“
Förderung von Bund und Land
Für das Überleben der kleinen, unabhängigen Kinos sind dabei naturgemäß die mit den Auszeichnungen verbundenen Fördergelder wichtiger als eine Urkunde mit Landeswappen oder Bundesadler. „Die Fördergelder sind wichtig, aber allein davon kann auch kein Kino überleben. Das wollen wir auch nicht“, betont Christine Runge: „Wir wollen bei allem künstlerischen Anspruch auch ein Programm machen, das bei unserem Publikum ankommt.“
Über den Anruf eines Verleihers habe man sich unlängst daher ganz besonders gefreut, berichtet Katharina Runge: „Da hatten wir bei einem Dokumentarfilm bundesweit die meisten Besucher am Startwochenende des Films. Das war ein schönes Gefühl“, sagt die Tochter der Kinobetreiber.
Zusammen mit ihrer Schwester Hanna (43) hat sich die 41-Jährige inzwischen dazu entschlossen, den Familienbetrieb in Hillesheim weiterzuführen. Und die ersten Anregungen der dritten Kino-Generation der Familie Runge wurden bereits in die Tat umgesetzt. „Wir haben die Corona-Lockdowns dazu genutzt, den Haupteingang und das Kino-Foyer umzubauen“, sagt Hanna Runge. Der Eingang zum Kino befindet sich nun am ehemaligen Radio- und Fernsehgeschäft, das Vater Günter Runge viele Jahre in dem Gebäude betrieb, das dem Kino vorgelagert war.
Entsprechend mehr Platz bietet jetzt auch das Kino-Foyer, und auf der Theke hat zudem (endlich) eine Popcorn-Maschine ihren Platz gefunden. „Außerdem gibt es jetzt eine Film-Bar, denn wir haben uns schon lange einen Ort gewünscht, wo außerhalb des Kinosaals noch die Möglichkeit zum Austausch besteht“, freut sich Christine Runge. „Wir sind ja mit dem Kino aufgewachsen, deshalb hängt unser Herz ganz besonders an dem Betrieb“, begründen die Runge-Schwestern ihr Engagement. Passend dazu wollen beide auch von Köln zurück in die Eifel kommen – Katharina ist bereits wieder nach Hillesheim gezogen, Schwester Hanna plant ihren Umzug für den Sommer dieses Jahres.
Besucherzahlen noch nicht auf Vor-Corona-Niveau
- Unter den Beschränkungen der Corona-Pandemie hatten alle Filmtheater in der Region zu kämpfen – und in Euskirchen kamen dann auch noch die Zerstörungen der Flutkatastrophe hinzu. „Wir sind froh, dass die Innenstadt wieder zum Leben erwacht“, sagt Claudia Hebbel, Geschäftsführerin des Cineplex-Kinos in Euskirchen.
- Auch mit den Besucherzahlen ist Hebbel zufrieden, auch wenn diese noch nicht ganz das Niveau der Vor-Corona-Zeit erreicht haben. „Die Leute haben zuhause ihre Sofas durchgesessen und kommen wieder ins Kino. Das ist toll“, so die Chefin des einzigen Kinos im Kreis Euskirchen.
- Filmfreunde aus dem Südkreis zieht es nicht nur über die Landesgrenze nach Rheinland-Pfalz, sondern mitunter auch nach Belgien. „Wir hatten immer schon viele Besucher aus Deutschland“, bestätigt Andrea Stoffels vom Kino Scala in Büllingen. „Die Corona-Zeit war schwer, aber jetzt kommen die Leute wieder.“ (thw)