Der querschnittsgelähmte Andreas Pröve berichtete im Hermann-Josef-Kolleg in Kall-Steinfeld von seiner 6000-Kilometer-Reise durch China.
„Die Welt zu Gast in Steinfeld“Andreas Pröve fuhr mit dem Rollstuhl am Jangtse entlang

Um im Falle eines Platten ohne auszusteigen Reifen wechseln zu können, hat sich Abenteurer Andreas Pröve einen Rollstuhl mit einem integrierten Wagenheber selbst gebaut.
Copyright: Stephan Everling
Auf eine Reise in die Weiten Chinas nahm am Samstagabend der Fotograf Andreas Pröve sein Publikum mit. Mit einem Video- und Fotovortrag, der in der Aula des Hermann-Josef-Kollegs in Steinfeld stattfand, berichtete er vor rund 60 Zuschauern von seiner Reise quer durch das Riesenreich entlang des Flusses Jangtsekiang, die er im Jahr 2018 unternommen hatte. Eine Strecke von rund 6000 Kilometer – von der Mündung an der Ostküste bei Shanghai bis zur Quelle in Tibet – legte er damals zurück.
Eine wahre Abenteuertour, die Pröve sich da vorgenommen hatte, besonders deshalb, da er seit einem Unfall in den 1980er-Jahren querschnittsgelähmt ist und im Rollstuhl sitzt. „Ich war mit dem Motorrad auf dem Weg zum Nürburgring. Dort bin ich allerdings nie angekommen“, sagte er. Acht Monate habe er im Krankenhaus in Koblenz verbracht, sodass er zur Region Eifel und Westerwald eine besondere Beziehung habe.
Andreas Pröve ist bei Reisen auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen
„Danach habe ich das Reisen zum Beruf gemacht“, erzählte Pröve über sich. Indien, aber auch China seien immer wieder seine Ziele gewesen. Ausgerechnet seine Behinderung habe ihn darauf gebracht, genau diese Länder als Ziel auszuwählen. Denn er sei auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen, um seine Reisen erfolgreich zu bestreiten. Und da habe er sich gedacht, dass es besonders in den bevölkerungsreichsten Ländern der Erde am wahrscheinlichsten sei, auf Hilfsbereitschaft zu stoßen.
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Das stimme auch oft. Doch es gebe Situationen, in denen er es sich selbst beweisen müsse. Zum Beispiel, wenn einer seiner Reifen am Rollstuhl einen Platten habe. Dann habe er immer aus dem Stuhl klettern müssen und anschließend wieder hinein – eine wahre Herausforderung, wenn die Beine so gar nicht ihren Dienst versehen.
Abenteurer Andreas Pröve hat einen Wagenheber in seinem Rollstuhl
So habe er sich als gelernter Handwerker in seine Werkstatt zurückgezogen und in seinen Rollstuhl einen Wagenheber eingebaut. Nun könne er, was er auch gleich demonstrierte, im Stuhl sitzen bleiben und einfach die Räder abnehmen, die anschließend auf der improvisierten Werkbank seiner Oberschenkel repariert werden könnten. Angenehmer Nebeneffekt sei, dass er aufgrund der verringerten Breite des Stuhles nun auch die Toiletten in Flugzeugen benutzen könne, was für Rollstuhlfahrer eigentlich unmöglich sei. „Den Fluglinien ist es nämlich egal, wie ein Rollstuhlfahrer 15 Stunden Flug überlebt“, so Pröve.
Ein weiteres Produkt seiner Ingenieurskunst sei im weiteren Verlauf der Reise zum Einsatz gekommen. Der „Triebling“, wie er ihn nennt: Ein selbst gebauter kleiner Motor mit 4,5 PS aus einer Wasserpumpe und den Rädern eines Karts, der den Rollstuhl mal eben auf 55 Kilometer pro Stunde beschleunigen kann.
Weiterer Vortrag Pröves vor Schülern des Hermann-Josef-Hauses in Urft
Mit vielen spektakulären Videos und Fotos garnierte Pröve seine Erzählung von der „verrückten Reise“. Um auch selbst ins Bild zu kommen, habe er sich auch schon einmal der Dienste eines einheimischen Fotografen bedient, den er sich einfach aus dem Telefonbuch herausgesucht habe.
Nicht nur diesen einen Vortrag habe Pröve an dem Wochenende gehalten, berichtete Michael Giefer. Er ist Lehrer am Hermann-Josef-Haus in Urft und organisiert in Kooperation mit dem Hermann-Josef-Kolleg die Reihe der Film- und Diavorträge in der Aula in Steinfeld. „Andreas hat am Freitag einen Vortrag über sein Leben und seine Arbeit vor den Schülern des Hermann-Josef-Hauses gehalten, das war ebenfalls hochinteressant“, freute er sich.
Vortragsreihe „Die Welt zu Gast in Steinfeld“ ist ein Erfolg
Gut angenommen werde die Vortragsreihe „Die Welt zu Gast in Steinfeld“, berichtete Giefer. So seien zu einem Abend über Irland von Robert Neu rund 180 Zuhörer gekommen. Neu sei mit dem Fahrrad rund 3000 Kilometer einmal rund um die grüne Insel gefahren, so Giefer. Ebenfalls gut besucht sei die Veranstaltung mit Bruno Baumann über seine Erfahrungen gewesen. Als Abschluss wartet am Samstag, 5. April, die Veranstaltung mit Walter Steinberg, in der er über seine Fußwanderung durch Lappland berichtet.
„Der Schwerpunkt der Reihe liegt bei Abenteuern, die aus eigener Kraft bewältigt wurden“, beschrieb Giefer sein Konzept. Einfach nur Vorträge über Touren in Urlaubsländern wolle er nicht präsentieren. Auch gebe er Vorträgen den Vorzug vor Filmen. „Es ist einfach viel persönlicher, wenn der Protagonist da ist und von seinen Reisen live erzählt“, sagte er. Das seien Leute, die was zu berichten hätten. „Sie erzählen Geschichten, an die man sich erinnert“, so Giefer.
Für das nächste Jahr habe er bereits zwei Vorträge fix, die wieder spannende Veranstaltungen und erinnerungswürdige Geschichten versprechen. So wird Tobias Schorcht über seine Fußwanderung durch Patagonien in Argentinien berichten und Richard Löwenherz über seine Fahrten mit dem Fahrrad über zugefrorene Flüsse in Sibirien.