Im Nationalpark-Zentrum in Schleiden-Vogelsang macht ab dem 11. März eine BUND-Ausstellung zur Wildkatze Station.
Ausstellung im Nationalpark-ZentrumWildkatzen fühlen sich in der Eifel pudelwohl

Forschende haben im Nationalpark Eifel die Liebe der Wildkatzen zum Baldrian ausgenutzt: Die scheuen Waldbewohner reiben sich an dem damit getränkten Stock, hinterlassen DNA-Spuren und können so erfasst werden.
Copyright: S. Twietmeyer/Nationalpark Eifel
Meist ist es gar nicht so einfach, valide Aussagen zum Bestand einer Wildtierart zu treffen. Insbesondere dann, wenn es sich dabei um ein so scheues Lebewesen wie die Europäische Wildkatze handelt. Dem Nationalpark Eifel ist nun aber genau das gelungen: „Insgesamt sind derzeit mindestens 121 Wildkatzen im Gebiet des Nationalparks Eifel beheimatet“, heißt es in einer Mitteilung der Nationalparkverwaltung in Gemünd.
Um den Bestand an Wildkatzen zu ermitteln, haben Forschende im Nationalpark eine ganz besondere Monitoring-Methode angewandt: mit Baldriantinktur eingesprühte Holzpfosten. „Der Duft ist für Wildkatzen unwiderstehlich. Vom Geruch angelockt, reiben sich die Tiere an den Stöcken und hinterlassen Haare mit ihrer DNA“, heißt es von den Wildkatzen-Experten aus dem Nationalpark: „So können Individuen genau bestimmt werden.“
Dass sich „Felis silvestris“, so der wissenschaftliche Name des gerne als „Eifel-Tiger“ bezeichneten Raubtiers, in den vergangenen Jahren nicht nur im Bereich des Nationalparks, sondern auch in anderen Gegenden der Eifel weiter ausgebreitet hat, bestätigt auch der Wildbiologe Manfred Trinzen: „Heute ist die Wildkatze in vielen Gegenden der Eifel anzutreffen, wo sie vor 15 oder 20 Jahren noch nicht war.“
Alles zum Thema Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
- Autobahnprojekt BUND fordert sofortigen Planungsstopp für die geplante Rheinspange 553
- Statt auf der Uniwiese BUND fordert Karneval am Kölner Rheinufer
- Flächen für Windkraft Paulushof macht mobil gegen den Regionalplan
- Windkraft an der Oberen Sieg Befürworter und Gegner werben in Eitorf für ihre Positionen
- Naturschutzgebiet Der BUND schaltet sich in die Planung fürs Lemmerz-Freibad in Königswinter ein
- Gerichtsentscheid Aktivisten bauen Mahnwache am Tagebau Hambach wenige Tage nach Räumung wieder auf
- Zisterne Burscheids „kleine Oper“ soll den Park grün halten
Im Kreis Euskirchen wandert die Wildkatze in Richtung Zülpicher Börde
Die deutsche Population wurde im Jahr 2000 von Trinzen auf 1700 bis 5000 Individuen geschätzt, davon allein rund 1000 Tiere in der Eifel. „Seitdem ist der Bestand eher noch weiter gestiegen. Im Kreis Euskirchen ist die Wildkatze zum Beispiel aus den dicht bewaldeten Gebieten der Eifel weiter nach Norden in Richtung Zülpicher Börde vorgedrungen“, so der Forscher.

Nationalpark-Forscher Sönke Twietmeyer demonstriert mit einem Präparat, wie er einen Holzpflock für das Wildkatzen-Monitoring einschlägt. Eingesprüht mit einer Baldrian-Lösung, wird der Holzpflock zu einem unwiderstehlichen „Anziehungspunkt“ für die Eifel-Tiger.
Copyright: Thorsten Wirtz
Das habe auch mit einem besseren Nahrungsangebot in den Offenlandbereichen zu tun: „Früher haben Wildkatzen diese Bereiche eher gemieden, aber auf Wiesen und Feldern gibt es mehr Mäuse, und das spielt natürlich bei der Versorgung der Jungtiere eine wichtige Rolle.“ Trinzen, der in Buchet bei Bleialf (Eifelkreis Bitburg-Prüm) lebt, ist ein ausgesprochener Wildkatzen-Experte und war ab 1998 am großen Artenschutzprojekt der Biologischen Station im Kreis Euskirchen beteiligt.
Obwohl er inzwischen das Rentenalter erreicht hat, ist er immer noch in der Forschung tätig: „Aktuell gibt es ein Forschungsprojekt im Kottenforst bei Bonn, wo es um die Ausbreitung der Wildkatze in dichter besiedelte Gebiete geht“, berichtet Trinzen. Doch im Gegensatz zu Fuchs und Wildschwein sei bei der Wildkatze nicht davon auszugehen, dass sie bis in die Städte vordringen werde, so der Biologe: „Die Wildkatze ist eine Feinschmeckerin und will frische Mäuse – die bedient sich nicht an den Mülltonnen der Menschen.“
Nationalpark Eifel ist Heimat vieler bedrohter Tier- und Pflanzenarten
Wesentlich besser sind die Lebensbedingungen im Nationalpark Eifel: In Nordrhein-Westfalens einzigem Nationalpark finden die scheuen Waldbewohner optimale Lebensbedingungen: große, zusammenhängende Mischwaldflächen zum Herumstreifen, strukturreiches Offenland, ruhige Dickichte zum Verweilen und reichlich Versteckmöglichkeiten für die Aufzucht von Jungen. Zum Internationalen Tag des Artenschutzes ist die Nationalparkverwaltung besonders stolz auf die erfreulichen Bestandszahlen dieser Art.
Insgesamt beherbergt der Nationalpark Eifel mehr als 11.413 Tier- und Pflanzenarten. Davon stehen 2617 als bedrohte Arten auf der Roten Liste. Für sie ist der Nationalpark Eifel ein überlebenswichtiger Rückzugsraum. Neben der Wildkatze erobern Biber, Milane, Mauereidechsen, Wildnarzissen und auch typische Arten für alte Wälder wie der „Urwald-Pilz“ Ästiger Stachelbart den Nationalpark als Lebensraum.
Einst verschwundene Tier- und Pflanzenarten sind mittlerweile wieder in NRW heimisch, und einige in ihrem Bestand gefährdete Arten konnten sich erholen, teilen die Forschenden mit. Dennoch ist die biologische Vielfalt weiter bedroht: „Fast die Hälfte der untersuchten Tier-, Pilz- und Pflanzenarten stehen in Nordrhein-Westfalen auf der Roten Liste. Das heißt: Sie sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben.“
BUND-Sonderausstellung im Nationalpark-Zentrum ab 11. März 2025
Wer mehr über den „Eifel-Tiger“ erfahren möchte, kann sich in der Erlebnisausstellung „Wildnis(t)räume“ im Nationalpark-Zentrum Eifel in Vogelsang in einer Sonderausstellung zum Thema „Wildkatzenwälder von morgen“ vom 11. März bis zum 4. Mai 2025 informieren.

Wildkatzen lieben strukturreiche Laub- oder Mischwälder mit liegendem und stehendem Totholz, Wurzeltellern, Bachtälern und strukturreichen Waldrändern.
Copyright: H. Grabe/Nationalpark Eifel
Die Wanderausstellung des BUND wartet mit informativen und interaktiven Ausstellungselementen zur Europäischen Wildkatze und ihrem Lebensraum auf. „Die Ausstellung vermittelt anschaulich, warum Wildkatzenwälder von morgen artenreich und klimarobust zugleich sind“, heißt es in der Einladung zur Schau: „Denn nicht nur die scheue Wildkatze, sondern auch viele andere Arten profitieren von einem naturnahen Wald.“
Das Nationalpark-Zentrum Eifel mit der BUND-Sonderausstellung (ab 11. März) ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Die Sonderausstellung ist im Eintrittspreis für die „Wildnis(t)räume“ enthalten. Informationen zu Führungen durch die „Wildnis(t)räume“ und weitere Veranstaltungen des Nationalpark-Zentrums gibt es im Internet.