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Liebeserklärung an RegionKrimi-Autor veröffentlicht „Gebrauchsanweisung für die Eifel“

Lesezeit 5 Minuten
Der Schriftsteller Ralf Kramp steht vor einem Regal mit Eifel-Merch. Unter seinem linken Arm klemmt ein Tourismus-Magazin mit der Aufschrift „Eifel“.

Eifelkenner und -liebhaber Ralf Kramp hat einen Reiseführer „Gebrauchsanweisung für die Eifel“ geschrieben.

Nach Jacques Berndorf durfte nun auch Ralf Kramp einen besonderen Reiseführer für den Piper-Verlag schreiben, mit viel Liebe und ein wenig Humor.

Wie so oft im Leben, so gibt es auch, was das Thema „Nutzung von Gebrauchsanweisungen“ angeht, zwei Zoote Minsche (hochdeutsch: „zwei Sorten von Menschen“), um an dieser Stelle mal den Titel eines frühen Albums der Kölschrock-Gruppe Brings zu zitieren: Nach dem Kauf eines elektrischen Haushaltsgeräts studieren die einen zunächst akribisch die vom Hersteller mit großer Sorgfalt verfasste Gebrauchsanweisung. Die anderen probieren einfach wild drauflos.

„Ich persönlich hasse Gebrauchsanweisungen“, sagt der Schriftsteller Ralf Kramp – und macht damit von vorneweg klar, zu welcher Gruppe er gehört: „Ich drücke so lange alle Knöpfe, bis das Gerät macht, was es soll.“ Trotzdem hat der Spezialist für mitunter ganz schön schwarzhumorige Krimiunterhaltung jetzt selbst eine Gebrauchsanweisung geschrieben: eine für die Eifel, mit der er von Kindesbeinen an eng verbunden ist, ohne selbst „gebürtiger“ Eifeler zu sein.

Ralf Kramp lebt inzwischen in Hillesheim

Das Licht der Welt erblickte der Autor nämlich in Euskirchen, aufgewachsen ist er dann in Schwerfen, Verwandtschaft gab es in Kall und Kesternich – so weit, so eifeltypisch. Inzwischen lebt und arbeitet Kramp „in der anderen Eifel“, wie er sagt – im rheinland-pfälzischen Teil. In der „Krimihauptstadt Hillesheim“ geht er seinen vielfältigen und meistens ums Thema „Krimi“ kreisenden Geschäften nach.

Damit hat er auch eine sprachliche Grenze überschritten: „Die Grenze zwischen dem ripuarischen (rheinfränkischen) Dialekt im Norden und dem moselfränkischen im Süden verläuft mit einer gewissen Unschärfe entlang der historischen römischen Grenze zwischen Germania inferior und Germania superior, die sich später in die Grenze zwischen den Kurfürstentümern Kurköln und Kurtrier verwandelte und (sich) bis in die Gegenwart ... als Abgrenzung der Bistümer Köln und Trier fortsetzte“, so erklärt Kramp in seinem Buch. In beiden Eifel-Hemisphären kennt sich der Autor zweifellos aus, wobei man mitunter merkt, dass Kramps Blick meist aus Richtung Norden auf das Mittelgebirge fällt.

Krimi-Autor tritt in Fußstapfen von Jacques Berndorf

Eine Herausforderung war das Projekt für ihn trotzdem, auch wenn der Eifelkenner vieles „aus der Lamäng“ geschrieben hat. Zum Beispiel das Kapitel über die Eifelkrimis, von denen vor 35 Jahren wahrscheinlich noch niemand an die identitätsstiftende Wirkung dieser Literaturgattung für die Eifel auch nur gedacht hätte. „Heute muss man eigentlich niemandem mehr erklären, wo die Eifel liegt“, sagt Kramp: „In anderen Mittelgebirgsregionen schaut man bewundernd auf uns und fragt sich, wie wir das hinbekommen haben.“ Für andere Kapitel musste Kramp hingegen tief in die Geschichtsbücher eintauchen. „Über die Römer wusste ich zum Beispiel ganz wenig“, verrät der Autor. Da habe er sein Wissen für das Buch gehörig erweitern müssen.

„Es war auf jeden Fall eine große Ehre für mich, dieses Buch machen zu dürfen“, bekennt Kramp, denn mit „seiner“ Gebrauchsanweisung tritt er in große Fußstapfen: die von Eifelkrimi-Erfinder Jacques Berndorf. Der hatte im Jahr 2008 die erste Eifel-Gebrauchsanweisung für die bekannte Buchreihe des Piper-Verlags verfasst. Während Berndorf seine Leser wie in einem sehr textlastigen, klassischen Reiseführer mit auf einen Streifzug von Ost nach West durch die gesamte Eifel nahm, pickt sich Kramp einzelne Themen heraus. „Ich bin kein Sachbuchautor, daher habe ich eine ganz andere Herangehensweise gewählt“, sagt Kramp.

Windkraft und A1 werden thematisiert, der Wolf nicht

In den 27 Kapiteln des Buchs erfährt man viel über die Eigenarten dieses „listigen Bergvolks“, aber nur manchmal blitzt der von vielen Kramp-Lesern so geschätzte Humor zwischen den Zeilen hervor. Etwa, wenn er schildert, wie vielleicht ein totes Haselhuhn den Weiterbau der A1 in der Eifel bis zum heutigen Tag verzögert hat.

„Meine Liebe zur Eifel ist echt, deshalb bin ich nicht mit einem ironischen Unterton, sondern ernst an die Sache herangegangen“, erklärt der Autor: „Ich will ja auch, dass die Eifel ernst genommen wird.“ Und so ist die „Gebrauchsanweisung für die Eifel“ vor allem zu einer Liebeserklärung an die Region, ihre Sprache und die Menschen geworden, die dort zuhause sind.

Neu war für den Roman- und Kurzgeschichten-Autor Kramp auch, ganz bewusst seine persönliche Sichtweise in seinen Text einfließen zu lassen. Beim Thema Windkraft im Wald („Nein!“) oder eben auch beim Weiterbau der Eifel-Autobahn („Ja!“) bezieht Kramp in seinem Buch klar Stellung. Ein anderes, derzeit viel diskutiertes Thema hat er allerdings ausgelassen: Der Wolf kommt in der Gebrauchsanweisung nicht vor. „Das ist ja nicht eifelspezifisch, vor diesem Problem stehen ja viele Regionen.“

Im Eifeler Platt gibt es viele verschiedene Worte für Eichhörnchen

Dafür kommt aber ein anderes Tier vor: das Eichhörnchen. Auch hier geht es wieder ums Thema Sprache, denn genüsslich zählt Kramp die verschiedensten Bezeichnungen auf, die es in Rureifel, Nordeifel, Vordereifel, Schneifel, Ahreifel, Westeifel, Osteifel, Vulkaneifel, Südeifel und Moseleifel gibt: Eeschöensche, Eechkater, Äachert, Kauet, Katteiker, Kageechelchen, Kackläächleck. „Die entzückendste: Boomeropdier – das Baum-hinauf-Tier. So bunt ist Eifeler Platt!“

Am Ende reichten die 220 Buchseiten dann aber doch nicht ganz aus, um alle bunten Facetten der Eifel gebührend zu beleuchten. „Während das Buch bereits in der Lektoratsphase war, sind mir noch ein paar Orte und Themen eingefallen, die ich unbedingt noch erwähnen wollte“, berichtet Kramp: Komprimiert auf fünf Seiten haben es dann zum Glück noch ein paar ganz persönliche Lieblingsorte des Autors ins Buch geschafft.

Das Buch: Gebrauchsanweisung für die Eifel von Ralf Kramp, 224 Seiten, 16 Euro. Erschienen im Piper-Verlag, ISBN: 978-3-492-27787-7.