Hellenthal-Bungenberg – Eine ausgefallene Dekoration hatte das Festzelt auf dem Dorffest in Bungenberg. Zum ersten Mal zu sehen waren die Ergebnisse des Kunstprojektes, bei dem Barbara Rossmanek alle Einwohner des kleinen Ortes in der Gemeinde Hellenthal porträtiert hatte. Geordnet nach den Hausnummern waren die rund 40 Zeichnungen ausgestellt, die nun der allgemeinen Begutachtung freigegeben waren.
Porträtserie begann als Übung
Seit 2018 hatte die gebürtige Neusserin, die vor rund zehn Jahren in die Eifel gezogen ist, immer wieder Porträts ihrer Nachbarn gemacht. „Am Anfang war es für mich eine Übung“, berichtete Rossmanek. Vorsichtig sei sie daran gegangen, weil sie auch nicht gewusst habe, wie ihre Modelle reagieren würden. Doch niemand habe sich geweigert. „Als keine Widerstände kamen, habe ich gesagt, dann will ich sie alle haben“, berichtete die Künstlerin lachend.
Eigentlich sei das Projekt bereits 2021 abgeschlossen worden und sollte auf dem Dorffest präsentiert werden. Doch die Folgen der Corona-Pandemie machten es unmöglich, ein Zelt aufzustellen, so dass die Bilder nicht gezeigt werden konnten.
„Die meisten haben die Bilder noch nicht gesehen“, sagte Klara Knoll, ebenfalls Bungenbergerin, bei einem Atelierbesuch. So seien die Ergebnisse der Porträtsitzungen für viele eine Überraschung.
Malerei als „leidenschaftliches Hobby“
Ein „leidenschaftliches Hobby“ sei die Malerei für sie, sagte Rossmanek, die als Krankenschwester in Hellenthal arbeitet. Eine regelrechte Ausbildung habe sie nicht, berichtete die 64-jährige. Das, was sie könne, habe sie sich durch Übung beigebracht. Früher sei sie viel aktiver gewesen. Seit sie in der Eifel lebe, male sie vor allem das, was sie sehe: Die Landschaft, der sie sich malerisch vorher noch nie gewidmet hatte – oder eben den Menschen des Dorfes.
„Ich wollte immer auf dem Land leben“, erklärte Barbara Rossmanek. In Bungenberg sei sie angekommen – und sei unheimlich freundlich angenommen worden. Die Porträtserie sei eine Momentaufnahme des Dorfes gewesen. „Zwei der Porträtierten sind bereits verstorben“, ergänzte Knoll, zwei weitere leben mittlerweile in einem Altenheim.
Porträts mit Pastellkreide und Kohle
Mit Pastellkreide und Kohle fertigte Rossmanek die Bilder an, zuerst mit Modellsitzungen im Atelier, später anhand von Fotos. „Wenn mir jemand Modell sitzt, lerne ich den Menschen ganz genau kennen“, erzählte sie: „Ich bin dankbar für die Nähe, die mir gewährt wurde.“ Denn diese Art der Malerei sei ein intimer Prozess.
Bei den meisten Bungenbergern kam das Projekt gut an. „Ich war einer der ersten, die sie gemalt hat“, sagte Siegfried Jenniches stolz, als er gemeinsam mit seinen Nachbarn Franz-Peter Dahmen und Norbert Könn sein Porträt in Augenschein nahm. „Ich finde es eine tolle Sache, das ist gelungen“, sagte Jens Perro. Er habe es sich nicht vorstellen können, wie das aussehen würde.
„Das ist eine tolle Idee“, lobte auch Ernst Eberle, der mit seiner Frau Helga Fellbüscher im Jahr 2000 aus Düsseldorf nach Bungenberg gezogen ist. Das Projekt sei Ausdruck der Dorfgemeinschaft. Dazu stelle es eine künstlerische Bereicherung dar und fördere die Gemeinschaft. „Wie überhaupt in Bungenberg ein tolles Gemeinschaftsgefühl herrscht“, ergänzte er.
Als sie in die Eifel gekommen seien, habe es eine riesige Hilfsbereitschaft gegeben. „Das Eis war gebrochen, als ich direkt nach dem Umzug mit den Frauen Weiberfastnacht gefeiert habe“, erinnerte sich Fellbüscher.
Mit dem Ergebnis waren (fast) alle zufrieden
Doch nicht alle waren von ihren Bildern begeistert. „Ich finde nicht, dass ich das bin“, sagte eine Dame, die den Abend über trotzdem tapfer genau gegenüber ihrem Porträt saß. Deshalb wolle sie sich auch nicht mit ihrem Bild fotografieren lassen. Zufrieden mit der Aktion, aber doch ein wenig überrascht war dagegen Erwin Könn. „Bis gestern wusste ich gar nichts davon“, sagte er.
„Als ich die Bilder aufgehängt habe, habe ich mich mit meiner Tochter erst einmal hingesetzt und eine Tasse Kaffee getrunken“, sagte Rossmanek. Über eine Weiterverwendung der Bilder habe sie sich noch keine Gedanken gemacht, die werde sie nach dem Abend wieder mit nach Hause nehmen. „Es ist schön zu sehen, wie das Dorf die Bilder aufnimmt“, befand ihre Tochter Alica. Die Ausstellung sei eine richtige Momentaufnahme des Dorfes, wie es sei und es geworden sei.
Doch ein Bild, so stellten die Besucher beim Dorffest fest, das fehlte in der Reihe der Bungenberger: Das Porträt der Künstlerin selbst.