Die Pipeline startet in der Gemeinde Hellenthal und führt über 126 Kilometer nach Kenn an der Mosel.
100 Millionen EuroEifel-Pipeline für Wasser, Strom und Glasfaser geht an den Start
Die kombinierte, unterirdisch verlegte Trinkwasser-Strom-Breitbandleitung, auch „Eifel-Pipeline“ genannt, in der rheinland-pfälzischen Westeifel mit dem nördlichsten Anknüpfungspunkt bei Kehr in der Gemeinde Hellenthal und dem Moselort Kenn bei Trier im Süden ist jetzt in Betrieb gesetzt. Das 100-Millionen-Euro-Projekt wurde vom rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Alexander Schweitzer als „Leuchtturmprojekt für innovative Infrastrukturprojekte“ bezeichnet.
Im Festzelt am Sitz der Kommunale Netze Eifel (KNE) in Prüm wurden die Grußworte pathetisch. „Schaut auf die Eifel“, sagte etwa die rheinland-pfälzische Klimaschutzministerin Katrin Eder. Und Aloys Söhngen, seit 34 Jahren Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm, sprach von einem „Projekt von herausragender Bedeutung für unsere Region“.
Die Trinkwasserleitungen starten in der Gemeinde Hellenthal
Gemeint ist das „Regionale Verbundnetz Eifel“ der Landwerke Eifel. Das ist ein Verbund von Städten und Kommunen zwischen Trier, Bitburg und Prüm, in deren Auftrag die KNE die Eifelpipeline betreiben wird. Vor rund zehn Jahren hatte der Bau des nicht nur in Rheinland-Pfalz ungewöhnlichen unterirdischen Leitungsbündels auf eigener Trasse begonnen. Über 126 Kilometer verläuft dabei zunächst eine Nord-Süd-Trasse zwischen einem neuen Hochbehälter an der Landesgrenze zu NRW bei Kehr. Von hier aus wird die neue Trinkwasserleitung bis zum Weinort Kenn an der Mosel hinabgeführt, unterwegs erzeugen Turbinen Strom aus Wasserkraft.
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Bis zum nördlichen Aufnahmepunkt wird nun vom Wasserverband Oleftal eine ebenfalls neue Trinkwasserleitung aus der Oleftalsperre hoch nach Giescheid gebaut. Baubeginn dieses 1,5 Millionen Euro teuren Abschnitts war vor 14 Tagen. Von Giescheid aus geht es dann in drei Bauabschnitten über eine 13 Kilometer lange Trasse zum Hochbehälter Kehr.
100 Meter entfernt, auf rheinland-pfälzischer Seite in der Verbandsgemeinde Prüm, wird ein zweiter Hochbehälter das Wasser aus der Oleftalsperre aufnehmen und in die Trinkwasser-Eifel-Pipeline einspeisen, die am Ende rund 245.000 Menschen in der Westeifel und in Trier über die angebundenen Stadtwerke Trier versorgen soll. Durch die Schubumkehr – bisher erfolgte die Versorgung bergauf von der Mosel hoch in die Eifel – sollen nach Angaben der Landwerke Eifel bis zu 500.000 Kilowattstunden pro Jahr eingespart werden können, die zuvor fürs Pumpen erforderlich waren.
Klimaforscher Mojib Latif ist begeistert vom Projekt in der Eifel
Man verspreche sich durch den Anschlusspunkt für die Gemeinde Hellenthal und die weitere Versorgungsregion mit rund 70.000 Einwohnern einen Redundanzeffekt. Gemeint ist eine Notversorgung über die neue Eifel-Pipeline, so Hellenthals Bürgermeister und Vorsitzender des Zweckverbands Wasserverband Oleftal, Rudolf Westerburg. Doch die Eifel-Pipeline kann noch mehr.
In der unterirdischen Trasse wurden auch auf 143,5 Kilometer Länge inklusive „Nebenasten“ Glasfaserleitungen verlegt. Hinzu kommen 48 Kilometer Biogasleitung über eine West-Osttrasse in der Westeifel unterhalb von Bitburg. Hier wird aus Biogasanlagen erzeugter Strom fließen, der vor allem dann ins Netz eingespeist werden soll, wenn die Windkraftanlagen mangels Wind oder die Freiflächen-Photovoltaik-Felder mangels Sonne keinen Strom erzeugen.
Rund 100 Millionen Euro, von denen das Land Rheinland-Pfalz rund 40 Millionen an Fördergeldern bezahlt, koste das Leuchtturmprojekt, so Ministerpräsident Alexander Schweitzer in einem Videogrußwort. Diese Förderung sei dank des 2013 in Rheinland-Pfalz eingeführten Wassercents möglich geworden, so Klimaschutzministerin Katrin Eder.
Beim Festakt waren sich alle kommunalen Spitzenvertreter, Landtags-, Bundestags- und Europaparlamentsabgeordnete einig in dem, was auch der bekannte Klimaforscher Prof. Dr. Mojib Latif in seiner Keynote zusammenfasste: „Es ist einfach ein tolles Projekt. Man schlägt drei Fliegen mit einer Klappe: Trinkwasserversorgung, Erzeugung von grünem Strom und Digitalisierung.“