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BilanzWas Tourismus-Manager Klaus Schäfer in 24 Jahren für die Eifel bewegt hat

Lesezeit 6 Minuten
Klaus Schäfer zeigt auf den Slogan „Wir. Leben. Eifel“.

Nach 24 Jahren geht Klaus Schäfer, der die Eifel Tourismus GmbH aufgebaut und geprägt hat, in den Ruhestand. Was er sich dann vornimmt? „Wenn ich gesund bleibe, dem Wintersport frönen.“

Klaus Schäfer hat in 24 Jahren als ET-Geschäftsführer die Entwicklung des Tourismus in der Eifel maßgeblich geprägt.

Seit ihrer Gründung vor 24 Jahren ist Klaus Schäfer Geschäftsführer der von den Kommunen und Ländern in NRW und Rheinland-Pfalz getragenen Eifel Tourismus GmbH (ET). Jetzt geht der oberste Vermarkter der Eifel in den Ruhestand. Zum Jahreswechsel sei er „den schönsten Job, den die Eifel zu vergeben hat“, los, sagt der 65-jährige gebürtige Vulkaneifeler aus Darscheid bei Daun. Zeit für eine Bilanz.

Das in die Jahre gekommene und wenig glamouröse Ambiente des ehemaligen Bischöflichen Konvikts in Prüm passt als Adresse der ET und ihrer 25 Mitarbeiter. Denn Klaus Schäfer ist Eifeler, und denen wird nachgesagt, dass sie lieber schaffen, statt glänzen wollen. Einerseits. Andererseits muss der 65-Jährige, der 1985 mit der erfolgreichen Vermarktung der Vulkaneifel seine Karriere begann, alles dafür tun, dass seine Heimat im Wettkampf der touristischen Regionen in ihrer Einmaligkeit auffällt und Gäste anlockt.

Am Tourismus in der Eifel hängen 30.000 Arbeitsplätze

Am Tourismus hängen in der Eifel rund 30.000 Arbeitsplätze. Das jedenfalls, sagt Klaus Schäfer im Rückblick, sei der ET doch in den vergangenen 24 Jahren leidlich gelungen. „In NRW und Rheinland-Pfalz ist die Eifel unter den ländlichen Tourismusregionen die bekannteste, deutschlandweit ist sie unter den Top zehn“.

Eine Wandergruppe rastet im Lampertstal.

Wandern liegt im Trend. Darauf zu achten, dass daraus kein Übertourismus wird, ist auch eine Aufgabe der Eifel Tourismus GmbH.

Fast 1,7 Millionen Gäste haben die Statistiker in der Region zwischen Bonn, Aachen, Trier und Koblenz für 2023 gezählt, deutliche 6,5 Prozent mehr gegenüber 2022. Bei den Übernachtungszahlen waren knapp über fünf Millionen ebenfalls ein Plus von 2,7 Prozent gegenüber 2022. Das sind Werte, die deutschlandweit im Trend liegen. Ihre Heimat ist den Deutschen schon länger ein besonders beliebtes Reiseziel.

Die ET hat heute ein Kostenbudget von rund 1,4 Millionen Euro pro Jahr

Dass Klaus Schäfer und sein Team da gute Arbeit leisten, würden grundsätzlich auch seine Kritiker nicht bezweifeln. Derer gab es einige, als die ET 2000 ihre Arbeit aufnahm. Ein zentraler Vermarkter für neun Landkreise und 43 Kommunen in zwei Bundesländern? Da schien manchen der eigene Kirchturm doch näher zu sein.

Die ET hat heute ein Kostenbudget von rund 1,4 Millionen Euro pro Jahr, finanziert aus den Beiträgen der Kommunen und Länder und aus im Schnitt zwischen 100.000 und 200.000 Euro schweren Fördertöpfen, so Schäfer. Im vergangenen Jahr waren es aus neun verschiedenen Förderprogrammen sogar an die eine Million Euro. Die ET ist so zum Schwergewicht unter den touristischen Vermarktern geworden und arbeitet dabei doch vor allem extern: bundesweit und international.

Das Bild zeigt malerische alte Häuser in Dahlem-Kronenburg.

Auch mit ihren schönen, historischen Orten, hier der Burgbering in Kronenburg, punktet die Eifel bei den Besuchern.

In der Region sichtbar sein sollen die Dienstleister wie die Nordeifel Tourismus GmbH (NET) in Kall oder die Gesundland Vulkaneifel GmbH mit Sitz in Daun. Sie bedienen ihre Zielgruppen in einem Umkreis von 200 Kilometern, so die Aufgabenteilung. Das zu vermitteln, sei eine der Aufgaben der ersten rund zehn Jahre der ET gewesen, sagt Schäfer. Das Ziel: das gemeinsame Boot der Eifel-Vermarktung.

Das Ziel wurde vor allem durch viel Arbeit des ET-Teams um Schäfer im Hintergrund erreicht. Eine gemeinsame Online-Buchungs- und Dienstleistungsplattform wurde erfolgreich installiert, Tools wie Video-Tutorials, Weiterbildungsworkshops und Qualifizierungen wurden installiert oder abgerufen. Wanderwege werden etwa qualifiziert und müssen nachzertifiziert werden, in etwa wie die bekannten Sterne für die Hotellerie.

Jährlich wird der Eifel-Award verliehen

Unter der Leitung Schäfers hat die ET ab 2016 für fast alle der 24 Tourist-Informationen und Dienstleistungsagenturen der Region, etwa den Rureifel Tourismus in Heimbach oder die Felsenland Südeifel GmbH in Bollendorf, ein einheitliches Webdesign aufgesetzt. Unter diesem Layout laufen fast alle regionalen Angebote. Nur die NET- und die Gesundland-Touristiker haben ihre schon zuvor ausgespielten, eigene Webseitenlayouts beibehalten und optimiert.

Die Auswüchse des Wandertourismus während der Corona-Zeit haben uns gezeigt, dass diese Gefahr nicht so weit von uns weg ist, wie manche glauben
Klaus Schäfer

Eifel-Kommunen, die Naturparke, den Nationalpark Eifel und die lokale Wirtschaft will Schäfer unter dem Dach der Marke Eifel zusammenführen. Vielleicht die größte Errungenschaft seiner Amtszeit in Prüm. Dem Zweck dient die Zukunftsinitiative Eifel und deren jährlich verliehener „Eifel Award“. Denn auch die Wirtschaft brauche Marketing, ist Schäfer überzeugt.

Die Eifel hat nicht nur schöne Landschaft zu bieten

Dass es in der Region 80 sogenannte Hidden Champions, Weltmarktführer in ihrem Marktsegment, gibt, wissen selbst die meisten Eifeler nicht. Die ET definierte so die Grenzen dessen, was Tourismusmarketing ist, neu: Nicht nur schöne Landschaft ist sein Gegenstand. Von bloßer Wirtschaftsförderung grenzt man sich andererseits bewusst ab.

Dazwischen gibt es Gemeinsamkeiten wie die Nachfolgeproblematik bei den Unternehmen, den Fachkräftemangel und die Überbürokratisierung. Wolfgang Reh, Schäfers langjähriger Stellvertreter, wird am 12. November die Geschäftsführung übernehmen und zwei Hauptaufgaben. „Die Nachhaltigkeit und die Digitalisierung“, so Schäfer.

Letzteres meint auch die Implementierung Künstlicher Intelligenz (KI), etwa in die Buchungssysteme. Ersteres ist noch komplexer. Kurz gesagt: Es kann nicht mehr darum gehen, noch immer mehr Touristen in die Region zu holen – und die Touristiker müssen sich verstärkt auch um die Einheimischen als wichtige Zielgruppe ihrer Arbeit bemühen.

Auch in der Eifel besteht die Gefahr des Übertourismus

Hintergrund ist für Schäfer der abschreckende Übertourismus wie in Venedig oder auf Santorin. „Die Auswüchse des Wandertourismus während der Corona-Zeit haben uns gezeigt, dass diese Gefahr nicht so weit von uns weg ist, wie manche glauben“, so Schäfer. Indirekt zeigt das auch die „Instagram-Fähigkeit“ der Eifel mit mehr als einer Million Beiträgen unter dem Hashtag #eifel.

Es zeichnet sich ein Konflikt zwischen den Zielen, die der Nationalpark Eifel hat, und den Gästezahlen ab.
Klaus Schäfer

Teil der Problemlösung ist nach Schäfers Meinung eine Besuchersteuerung über intelligente Online-Buchungssysteme, die die Kapazitäten etwa bei Museumseinlässen steuern. Paradebeispiel in der Eifel wäre die Burg Eltz. Auch für den Nationalpark Eifel – eine der Hauptattraktionen der Nordeifel neben dem Rursee und den „schönen kleinen Städten wie Monschau, Heimbach oder Bad Münstereifel“ (Schäfer) – sei das möglicherweise vorstellbar.

„Es zeichnet sich ein Konflikt zwischen den Zielen, die der Nationalpark Eifel hat, und den Gästezahlen ab. Das muss in Einklang gebracht werden.“ Viele verglichen damit bedenkenlose Eifel-Erfolgsgeschichten kann Schäfer nach 24 Dienstjahren erzählen: der erfolgreiche Aufbau der touristischen Infrastruktur, etwa mit dem Eifelsteig, der die Großregion durchquert.

Gelungene Kooperationen mit den luxemburgischen und ostbelgischen Nachbarn bei Vennradweg, DeLux-Wanderregion oder Kyllradweg. Oder die nahezu immer ausgebuchten Trekkingplätze in der Nordeifel. Jetzt aber mal Hand aufs Herz: Welcher Ort ist für ihn der Schönste in der Eifel? „Da gibt es so viele, je nach Stimmung und Anlass“, weicht der ET-Chef aus.

Klarer wird er bei etwas anderem, von dem wiederum nicht klar ist, welchen Anteil die Arbeit der ET daran hat. Aber es zeigt, dass der gebürtige Vulkaneifeler eben einer von hier ist, und erklärt vielleicht das Motiv seiner Berufswahl: „Am meisten angenehm überrascht hat mich, dass so viele heute stolz sind, Eifeler oder Eifelerin zu sein.“ Das, da ist sich nicht nur Klaus Schäfer sicher, ist eine relativ neue Entwicklung.