Durch zahlreiche Publikationen hat der aus Hellenthal stammende Fritz Koenn geholfen, das Eifeler Platt vor dem Vergessen zu bewahren.
NachrufEifeler Mundart-Schriftsteller Fritz Koenn ist im Alter von 97 Jahren gestorben
Als „Mark Twain der Eifel“ wurde er mal bezeichnet. Gegen das Vergessen des Eifeler Platt anzuschreiben, war sein Lebenswerk. In der Nacht zum Freitag vergangener Woche ist der Mundart-Schriftsteller Fritz Koenn im Alter von 97 Jahren in seiner Wahlheimat Königswinter gestorben. Dort ist für den 26. Juli auch die Beisetzung geplant.
Geboren wurde Koenn 1927 in Hellenthal, seine Muttersprache war folglich das Hellenthaler Platt. Durch Kirche und Schule hat er Hochdeutsch gelernt – und als Gymnasiast in Schleiden die verschiedenen Spielarten des Eefeler Platt kennengelernt. Mechernicher sprechen eben anders als Hellenthaler, Blangemer oder Drommerter. Diese Unterschiede hat er als Jugendlicher begonnen zu notieren. Er hat erste Geschichten geschrieben und – ab 1941 – seine Erlebnisse jedes Tages in Taschenkalendern notiert.
Als Luftwaffenhelfer musste Koenn 1943 in den Krieg, kehrte 1945 in seinen zerstörten Heimatort zurück. Nach dem „Sonderlehrgangs“-Abitur 1947 stieg Koenn in den Postdienst ein, wechselte 1968 ins Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit.
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Mit seiner Frau Maria war Fritz Koenn mehr als 70 Jahre verheiratet
Zwei große Lieben prägten Fritz Koenns Leben. In erster Linie die zu seiner Frau Maria, die aus Paulushof stammt und mit der er mehr als 70 Jahre verheiratet war. 1947 hat er sie kennengelernt, 1951 war die Verlobung, 1952 heiratete das Paar standesamtlich und 1953 kirchlich.
Nie losgelassen hat ihn die Liebe zum Eefeler Platt. Koenn hat ein Schrift-Platt entwickelt, das die Eifeler in allen Orten verstehen können. Mit „Von Abelong bos Zau dich Jong“, einer Sammlung Eifeler Worte, Redensarten und Weisheiten, hat er 1995 eine Art Standardwerk geschaffen. Als „eine Art Krönung meiner mundartlichen Bemühungen“ hat Koenn dies mal bezeichnet. Mehrere Theaterstücke und Messen hat Koenn geschrieben – die „Eefeler Kirmes-Mess“ oder die „Fastelovends-Mess“ werden zu den gegebenen Anlässen heute noch gelesen.
Koenns Werke auf Eifeler Platt sind in vielen Publikationen erschienen
Und dann sind da seine Stöckelcher. Wie viele dieser Gedichte und Geschichten er zu Papier gebracht oder später in den Computer getippt hat, ist nicht ganz klar. Weit in die Tausende geht die Zahl jedenfalls. Viele sind in unterschiedlichsten Publikationen erschienen. Auf wahren Begebenheiten mussten die nicht zwangsläufig beruhen. Darum ist es Koenn auch nie gegangen. Etwas anderes ist ihm neben dem Bewahren der Sprache viel wichtiger gewesen: Die Eifeler Seele einzufangen.
Mehr als nur mit Leben gefüllt hat Fritz Koenn die Figur des Ferkes Wellem – ein gutmütiger, verlässlicher und hilfsbereiter Dorfbewohner. Sein fiktiver Briefwechsel mit Tant Dresje erschien ab 1952 zunächst in der Eifeler Volkszeitung und nach deren Einstellung ab 1973 allwöchentlich bis Ende 2019 im Eifelteil der Kölnischen Rundschau.
Auch wenn Koenn in den letzten Jahren kein Auto mehr gefahren ist und seine Heimat nur noch selten gesehen hat, ist er ihr doch immer treu geblieben. Ein echter Eefeler, also Hellenthaler, hat er gesagt, sei er eben immer geblieben – „im Herzen, Denken und Fühlen“.
Fritz Koenns Erstlingswerk „Eefeler Stöckelcher“ ist 2020 im KBV-Verlag in einer mit Manni Langs Kolumnen ergänzten Version in Buchform neu erschienen. Rolf A. Kluenter drehte dazu einen Zwei-Stunden-Film über Fritz Koenns Werk. Er ist zusammen mit dem Buch (ISBN 978-3954415571) für 19,50 Euro im Buchhandel erhältlich.