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Grillkohle aus der EifelDer Kohlemeiler im Nationalpark raucht wieder

Lesezeit 5 Minuten
Kohlemeiler Düttling (1)

Auf der Oberseite füllte Gerd Linden Glut in den Meiler, damit der von unten Feuer fangen konnte.

Heimbach-Düttling – Jetzt raucht er wieder. Seit Pfingstsamstag steigt der graublaue Rauch aus der Spitze des Holzkohlemeilers, der am Rande des Nationalparks aufgebaut wurde. Mehr als 100 Gäste waren dabei, als der Meiler, festlich wie gewohnt, angezündet wurde.

„Maulwurfshügel“ nannte Pfarrer Kurt Josef Wecker ebenso treffend wie despektierlich den Meiler, als er zum ersten Mal in seiner Tätigkeit als Heimbacher Pfarrer zur Einsegnung auf den mit Erde bedeckten Holzhaufen gestiegen war. Dabei erinnert die Form sicherlich an die tierischen Grüße aus dem Untergrund, doch die Dimension ist eine ganz andere. Außerdem täuscht das Äußere – beim Meiler zählen die inneren Werte.

Heißbegehrt, im wahrsten Sinne des Wortes, ist die darin produzierte Holzkohle, weil sie viel mehr Hitze abgibt als die, die es meist zu kaufen gibt. Daher, verriet Oberköhler Gerd Linden, habe er im vergangenen Jahr einen inoffiziellen Zwischenmeiler machen müssen, weil durch das wegen Corona ausgefallene Meilerfest kein Nachschub mehr für die Eifeler Grillabende vorrätig gewesen sei.

Siebter offizieller Düttlinger Kohlemeiler

Mit dem siebten offiziellen Düttlinger Kohlemeiler wird die nächste Versorgungslücke im Holzkohlensektor abgewendet – sollte alles mit der Verkohlung so funktionieren wie vorgesehen. 60 Kubikmeter Buchenholz werden unter Luftabschluss in den nächsten zehn Tagen verkohlt. Um die Glut in den Meiler hineinzubringen, lässt sich Linden immer wieder etwas Neues einfallen. In diesem Jahr war es der Europäische Köhlerverband, der das Feuer dafür stellte. In einer Anzündstaffel wird es von Meiler zu Meiler getragen.

Angeliefert wurde es von Wilhelm Papen aus Kleve, der im Mai den dortigen Meiler verantwortet hatte. Auf den Meiler gebracht haben es dann die beiden Köhlerliesel Denise Nolte und Sophia Wöstefeld. Sie personifizieren die Werbe- und Symbolfigur des Europäischen Köhlerverbands.

Denise Nolte und Sophia Wöstefeld

Die „Köhlerliesel“ des Europäischen Köhlerverbands, Denise Nolte (l.) und Sophia Wöstefeld (von links), inspizierten das Anzünden.

„Die Köhlerliesel waren die Frauen, die die Köhler versorgt haben, da diese ihre Meiler ja nicht allein lassen durften“, erläuterte Nolte. Sie war eigentlich Köhlerliesel des Jahres 2020, doch da aufgrund der Corona-Pandemie in ihrer Amtszeit keine Meiler brannten, erhob sie der Verband kurzerhand zur Ehren-Köhlerliesel, so dass Nolte im Doppelpack mit der aktuellen Köhlerliesel Wöstefeld auftrat.

Das Programm am Meiler

Brauerei braut spezielles Bier

Tag und Nacht sind die ehrenamtlichen Köhler nun bei der Arbeit. Solange der Meiler brennt, steht er unter der Aufsicht des Düttlinger Meilerteams. Alle zwei Stunden müssen sie auf den Meiler klettern, um die Luftzufuhr zu kontrollieren. Während der Zeit sind immer Besucher willkommen. Stets im Ausschank ist das speziell für diesen Anlass in der Gemünder Brauerei gebraute Bockbier „Schwazze Kerl“.

Europäischer Tag der Parke

Am 12. Juni veranstaltet der Nationalpark Eifel am Meiler den „Europäischen Tag der Parke“. Neben Einblicken in die Arbeit der Wildniswerkstatt Düttling, Familientouren der Junior-Ranger und Bastelmöglichkeiten für die jüngeren Gäste wird auch eine Flugschau der Greifvogelstation Hellenthal stattfinden. Bei der Veranstaltung sollen auch die Urkunden der letzten Junior-Rangerkurse ausgegeben werden.

Dann wird die Holzkohle geerntet

Ab dem 13. Juni und voraussichtlich bis zum 16. Juni wird die Holzkohle geerntet. In dieser Zeit sind Besichtigungen der heißen und staubigen Arbeit täglich von 10 bis 18 Uhr möglich. Am 16. Juni findet der „Tag der Schwarzen Männer“ statt. Dann kann die frischgeerntete Holzkohle direkt erworben werden.

Hier findet man den Meiler

Der Holzkohlemeiler befindet sich etwa 800 Meter südlich von Düttling im Wald des Nationalparks. Der Weg dorthin ist ausgeschildert. Weitere Infos gibt’s im unter www.kohlemeiler.de .

Die Ehre, die Glut in das Zündloch zu schütten, kam der Europaabgeordneten Sabine Verheyen zu. Bereits zum zweiten Mal widmete sie sich der Aufgabe, ein kleines Feuer aus Papier und Buchenspänen zu entfachen und es mit einer Schaufel in den Tiefen des Meilers zu versenken, so dass dieser von unten Feuer fangen kann. „Wenn er in der Mitte zu brennen anfängt, müssen wir den Meiler aufmachen und noch einmal neu anfangen“, schilderte Linden die Auswirkungen einer misslungenen Zündung.

Kohlemeiler Düttling

Zum zweiten Mal übernahm Sabine Verheyen das Anzünden.

Auch wenn das Köhlerhandwerk mittlerweile eher Gelegenheit für Volksfeste ist als ein Beruf, bestimmte er doch über viele Jahrhunderte das Bild der Eifel. 1400 Köhlerplätze seien im Kermeter nachgewiesen, erklärte Michael Lammertz, stellvertretender Leiter des Nationalparks Eifel, der die Moderation des Events übernommen hatte. In den Meilern wurde die Holzkohle für die Hochöfen der Eifeler Stahlindustrie hergestellt.

Köhlerei ist eine schmutzige Tätigkeit

Und damals wie heute ist die Köhlerei eine schwierige und schmutzige Tätigkeit. Dass die Köhler damals bei ihrer harten Arbeit nicht immer die einfachsten Zeitgenossen waren, war den Eifelern klar. „Meine Oma Trina hat immer gesagt: ,Hüte Dich vor den Schwarzen Männern, die sind gefährlich’“, sagte Dr. Gertrud Hein von der Natur und Umweltakademie NRW.

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Die Köhler müssen als Handwerker damals wie heute sorgfältig arbeiten, aber auch furchtlos sein: Der Meiler muss auch während der Nächte beaufsichtigt werden. Viel Schweiß von fleißigen Männern sei in das Holz geflossen. „Diese Kohle ist ein Stück Heimat“, betonte Hein. Nicht nur auf den Nachtschlaf, auch auf Familienfeste nimmt so ein Meiler keine Rücksicht. So gab es im Hause Linden Aufregung, als bekannt wurde, dass der Termin für die Kommunion des Enkelkindes auf Pfingstsonntag fiel – den Tag nach der Entzündung des Meilers. Mit seinem Köhlerkollegen Andre Verheyen besorgte sich Gerd Linden Ersatz, der sich schon auf den Einsatz freute. „Das ist eine ganz besondere Ehre, hier ist immer eine gute Atmosphäre“, sagte er.