- Der Mangel an Atemschutzmasken wird zunehmend größer, der Nachschub stoppt.
- Doch wie prekär ist die Lage wirklich und was wird dagegen unternommen?
- Linda Thielen und Diana Haß haben sich in der Region umgehört.
Köln – Die Regale in Apotheken und Baumärkten sind seit Tagen leer. Wer eine einfache Atemschutzmaske sucht, wird derzeit kaum fündig. Für Krankenhäuser und Arztpraxen wird der Mangel an Schutzkleidung für das medizinische Personal zunehmend ernst. Kliniken und Medizinerverbände haben längst Alarm geschlagen. Ebenfalls ein großes Problem: Aufgrund der hohen Nachfrage bieten Händler Schutzkleidung mittlerweile zu immer höheren Preisen an. Für Krankenhäuser und andere medizinische Dienstleister eine echte finanzielle Herausforderung. Die Produkte sind knapp, vorhandene Produkte müssen genutzt werden, um die medizinische Versorgung weiterhin sicherzustellen. Oft bleibt nichts anderes übrig, als die hohen Preise zu zahlen.
In Köln werden die Masken knapp
Auch in Köln gehen die Vorräte an Atemschutzmasken – zumindest stellenweise – zur Neige. „Phasenweise herrscht auch Mangel“, sagt Gesundheitsamtsleiter Johannes Nießen. Wie groß genau der Schutzmasken-Bestand in den Krankenhäusern, bei den niedergelassenen Ärzten und in den Pflegeeinrichtungen ist, wird momentan ermittelt. Alle Gesundheitseinrichtungen melden seit Dienstag, was sie haben. Zudem geben sie eine Prognose für ihren Bedarf ab.
Sigrid Krebs, Sprecherin der städtischen Kliniken Köln, betont: „Aktuell und für die nächsten Wochen sind die Kliniken der Stadt Köln ausreichend mit Mundschutz und Schutzmasken ausgestattet.“ Konkrete Zahlen zum Vorrat und Bedarf wolle man nicht benennen. In der hauseigenen Näherei habe man bereits begonnen, Mundschutze selbst zu nähen, um eine weitere Entlastung des Bedarfs hausintern zu schaffen. Auch Klaus Walraf, Pressesprecher des Kölner Malteser Hilfsdienstes, versichert: „Unsere Mitarbeiter setzen die Materialien sehr sorgfältig ein, um unnötigen Verbrauch zu vermeiden. Auch in dieser angespannten Situation spielt die Qualität der Materialien eine große Rolle. Wir haben frühzeitig weitere Bestellungen auf den Weg gebracht, die auch nach und nach bei uns eintreffen.“
Krisenstab der Feuerwehr übernimmt Leitung
In Köln hatte der Krisenstab der Feuerwehr am Samstag die taktische und operative Leitung bei der Verteilung und Beschaffung von Schutzausrüstung und Desinfektionsmitteln übertragen. Sie betreibt auch ein Logistikzentrum, in dem die Schutzkleidung zentral gelagert wird. Nachdem es einen Diebstahl von 50.000 Masken aus einem Logistikzentrum der städtischen Kliniken gab, wird der Standort des neuen Zentrums aus Sicherheitsgründen nicht bekanntgegeben. „Wir bemühen uns weltweit um Nachschub und wollen eine Reserve anlegen“, sagt der Leiter der Berufsfeuerwehr, Christian Miller. Wenn Lieferungen am Flughafen eintreffen, holt die Feuerwehr sie dort direkt ab, um keine Zeit zu verlieren. „Wir erwarten Lieferungen, es laufen viele Bestellungen“, erläutert Feuerwehrsprecher Ulrich Laschet. Den Umfang der Lieferungen konnte er nicht benennen. Auch außerhalb der „normalen Lieferwege“, denke man in alle Richtungen.
Neue Schutzmasken sollen bald kommen
Zusätzlich zu diesen Bemühungen gibt es Unterstützung von Land und Bund. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte schnelle Hilfe versprochen. Über eine zentrale Beschaffung des Landes NRW sollen bereits in Kürze neue Schutzmasken für medizinisches Personal zur Verfügung stehen. Sie werden in zentralen Logistikzentren gesammelt und auf Anforderung der Kommunen über die Bezirksregierungen verteilt. Seitens der Stadt Köln werden alle Anforderungen an die Bezirksregierung Köln gestellt. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) in den Bundesländern unterstützen bei der Verteilung. „Wir hoffen, dass ... konsequent für weiteren Nachschub gesorgt wird. Schlimmstenfalls drohen Praxisschließungen, wenn nicht ausreichend Material vorhanden ist“, sagt Dr. Andreas Gassen, Vorstandvorsitzender der KBV.
Zuhause selber nähen als Alternative
Den aktuellen Mangel spüren auch die Apotheken. „In den Apotheken bekommt man aktuell gar keine Mundschutzmasken mehr. Es ist alles weg und kann auch nicht mehr von unseren Lieferanten nachgeliefert werden“, berichtet Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein. Grundsätzlich gibt es unterschiedliche Ausführungen bei den Masken. Sie reichen vom einfachen Mundschutz bis hin zu so genannten FFP-3-Masken, die Viren zuverlässig abhalten und im direkten Kontakt mit Infizierten getragen werden. Zumindest bei einfachen Schutzmasken, mit denen man ohnehin nicht sich selbst, sondern als Erkrankter hauptsächlich andere vor einer Ansteckung schütze, könne man laut Preis selbst Abhilfe schaffen. „Einfache Masken kann man auch ganz leicht selber nähen. Am besten aus zweilagigen Schichten Baumwolle. Die kann man dann nach der Benutzung einfach waschen und wiederverwenden. Schon ein normaler Waschgang reicht aus, um mögliche Viren abzutöten“, erklärt Preis. Masken mit entsprechendem Atemventil nach medizinischem Standard könne man dagegen nicht ohne weiteres zuhause nähen.
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Die Engpässe in Arztpraxen und Krankenhäusern geben aber auch Preis zu denken. „Es fehlen Desinfektionsmittel und selbst für uns Apotheker ist es – trotz Spezialhändler – schwierig, an entsprechende Alkohole zu gelangen, um selber im Apothekenlabor nachzuproduzieren.“ Auch dass die Preise für medizinische Schutzkleidung teilweise enorm steigen, sieht Preis problematisch und appelliert: „Wir sollten uns an der Vorgehensweise anderer Länder, wie beispielsweise Frankreich orientieren. Da gibt es eine klare Preisregelung und die Apotheken bieten sich als passende Kanäle an. Produkte mit hohem medizinischen Wert sollten meiner Meinung nach nur noch über Apotheken bedarfsgerecht verteilt werden und nicht mehr wahllos im Internet angeboten werden dürfen.“
Im Sanitätshaus näht man selber
Im Sanitätshaus Appelrath-Kemper in Köln sind zwar noch Mundschutzmasken der einfachen Typen FFP 1 und 2 vorhanden, doch man spüre auch hier, dass Mundschutze zunehmend knapper werden und Lieferanten diese nicht mehr liefern könnten. „Eine gewisse Menge haben wir noch und die tragen wir auch selbst, wenn wir mit unseren Kunden in Kontakt kommen“, erzählt Geschäftsführer Martin Kemper. Im hauseigenen Atelier habe man zudem begonnen, Schutzmasken selbst zu nähen. Auch Desinfektionsmittel sei knapper geworden, bisher aber noch vorhanden. „Für unsere Kunden sind das wichtige Produkte. Wir sind verpflichtet, die bestmögliche medizinische Versorgung zu gewährleisten. Auch wenn es zurzeit nicht einfach ist, muss man sich was einfallen lassen, mögliche Alternativprodukte ausfindig machen und irgendwie über die Runden kommen“, so Kemper.