Bonn – Man sieht es dieser Ruine nicht mehr an, aber hier speisten einst die Großen der Bonner Republik. Das Restaurant Cäcilienhöhe am Goldbergweg in Heiderhof verfällt seit sieben Jahren, und auch die Stadtverwaltung weiß nicht genau, was aus diesem Standort wird.
2015 hat sie einen positiven Vorbescheid für die Errichtung eines Mehrfamilienhauses mit zehn Wohnungen und einer Tiefgarage erteilt, der bis zum August 2019 gültig ist. Ein neues Nutzungskonzept sei nicht bekannt, teilte das Bauordnungsamt jetzt auf Anfrage der SPD-Bezirksfraktion Bad Godesberg mit. Die nennt das Gebäude einen „Schandfleck der Region“.
Haus mit Tradition
Das Restaurant hat eine über 100-jährige Geschichte. Bereits 1870 wurde auf der Muffendorfer Höhe, 176 Meter über dem Meeresspiegel, eine Schankwirtschaft eröffnet. 1937 wurde das Gebäude umgebaut und erweitert. Bundesweite Bekanntschaft erfuhr das Restaurant mit seinen 60 Plätzen plus Hotelanbau in den 1970er- bis 1990er Jahren unter seinem Wirt Bruno Pierini. Bei ihm kehrten die Mächtigen der Republik ein, Brandt, Genscher, Schmidt und Kohl.
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Vom „Kanzler der Einheit“, als guter Esser bekannt, hing ein Bild mit Widmung an der Wand: „Für Bruno mit guten Wünschen! Gut, viel und billig!“. Auch Angela Merkel speiste hier. Im März 1991, sie war gerade Bundesministerin für Frauen und Jugend geworden, saß sie zu Tisch mit einem Reporter der „Bild am Sonntag“. Es gab Fischsuppe, gemischte Nudeln und Lammrücken mit Kräuterkruste.
Nebenan ließen es sich der damalige SPD-Vize Wolfgang Thierse und der Schriftsteller Johannes Mario Simmel („Es muss nicht immer Kaviar sein“) schmecken, als plötzlich Helmut Kohl mit dem halben Kabinett reinschneite. Merkel laut BamS: „O Gott, der hat mir gerade noch gefehlt . . .“Pierini starb 1997 überraschend, und mit ihm war die große Zeit der Cäcilienhöhe vorbei. Seine unmittelbaren Nachfolger meldeten Insolvenz an und auch zwei weitere Pächter warfen das Handtuch, der letzte machte 2011 das Licht aus.