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Bonner TraditionsgeschäftSpielwarenhändler Puppenkönig schließt

Lesezeit 3 Minuten
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Der „Puppenkönig“ in der Bonner Innenstadt schließt im November. Ein über 100 Jahre altes Traditionsgeschäft gibt auf.  

Bonn – Mehr als 100 Jahre lang versorgte der „Puppenkönig“ Kinder im Rheinland mit den tollsten Spielsachen. Doch damit ist bald Schluss. Voraussichtlich im November wird das Spielwaren-Paradies in der Bonner Innenstadt schließen.

Die Gründe für die Schließung

Einer der Gründe, die Inhaber Alfred Westenhöfer (64) auf Anfrage des Bonner „Express“ für die Schließung nennt, ist die immer größer werdende Konkurrenz durch das Internet. „Spielwarenhändler sind ganz besonders vom Online-Handel betroffen. 50 Prozent der Spielwaren werden online gekauft – mehr als in jeder anderen Branche. Aber der Kunde will es ja so. Wenn der bei Amazon und Co. kauft, ist das so“, sagt er. Gehalten hat sich sein Laden bisher auch, weil Westenhöfer die Immobilie in der Gangolfstraße nur wenige Schritte vom Bonner Münster entfernt gehört. Mit einer zusätzlichen Miete wäre wohl schon früher Schluss gewesen. „Definitiv“, sagt Westenhöfer.

Töchter schlagen anderen Weg ein

Die Umsatzeinbußen sind aber nicht der Hauptgrund. Westenhöfer wird im Sommer 65 Jahre alt, seine Frau 68. Beide haben jahrzehntelang sechs Tage die Woche für den Laden geschuftet. Da soll auch irgendwann Schluss sein. „Als Angestellter stellt sich die Frage nach dem Aufhören ja nicht. Da geht man halt in Rente“ so Westenhöfer. Als Inhaber falle eine solche Entscheidung schwerer.

Angedacht war zunächst, dass eine seiner Töchter das Unternehmen weiterführen könnte, aber: „Eine ist der Liebe wegen nach Österreich gezogen, die andere lebt in Berlin. Beide sind auch nicht mehr im Spielwaren-Einzelhandel tätig“, erzählt Westenhöfer.

Für ihn ist das aber „völlig ok“. Er sagt: „Ich habe da nie Druck ausgeübt. Die Kinder müssen selbst entscheiden, was sie wollen. Klar schwebt beim Gedanken an das Ende Wehmut mit. Mehr als 100 Jahre – das ist schon eine Zeit. Aber irgendwann ist es halt soweit.“

Jahrzehntelange Tradition

Der Puppenkönig lockte in der Vorweihnachtszeit alljährlich mit einer großen Modelleisenbahn im Schaufenster, die durch eine malerische Winterlandschaft fuhr. 90 Jahre lang drückten sich große und kleine Kinder hierfür die Nase an der Schaufensterscheibe platt.

Gegründet wurde das Unternehmen 1873 in Köln. Das Geschäft in der Hohe Straße war damals das größte für Kinder-Spielwaren in der ganzen Stadt. In Bonn wurde die erste Filiale 1913 eröffnet.

Inzwischen bietet der Laden Spielsachen und Kindermode auf drei Etagen an – doch im November ist damit endgültig Schluss.

Was mit der Immobilie im Anschluss passieren wird, habe er noch nicht entschieden, sagt Westenhöfer. Eines steht aber fest: „Spielwaren wird es hier sicherlich nicht mehr geben.“

„Ein herber Verlust“

„Wir bedauern zutiefst, dass das alteingesessene Spielwarenunternehmen Puppenkönig nach 106 Jahre am Ende dieses Jahres seine Tore für immer schließt. Für die Innenstadt Bonns, für tausende Kinder und Eltern ist das ein weiterer herber Attraktivitäts- und Qualitäts-Verlust“, kommentierte Jannis Vassiliou, Vorsitzender des Einzelhandelsverband Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen, am Donnerstag die Nachricht aus der Gangolfstraße.

Er nimmt auch die Bonner in die Pflicht: „Die Bonner dürfen nicht zulassen, dass Ihre Stadt auch immer mehr unter der neuen Ego-Art leidet, sich im Fachgeschäft auf Kosten von Arbeitsstellen beraten zu lassen, um dann bei Unternehmen, die teilweise in Deutschland nicht steuerpflichtig sind, beim Onlinekauf ein paar Euros einzusparen. Dabei nehmen diese Verbraucher nicht nur die Schädigung der Umwelt, welche durch den ständig zunehmenden Lieferverkehr die Luft verpestet in Kauf, sondern sie fördern auch bewusst die Verödung der Innenstädte.“