Rheinbach-Merzbach – Nicht nur in Wormersdorf, sondern auch in Merzbach soll in absehbarer Zeit ein Nahversorgungszentrum entstehen, das bestätigte Geschäftsführerin Julia Schoofs vom Projektentwickler Dipl.-Ing. Josef Schoofs Immobilien GmbH (Köln) gegenüber der Bonner Rundschau. Während es für das Projekt in Wormersdorf schon konkrete Pläne gibt, die jüngst im Rheinbacher Planungsausschuss vorgestellt wurden, sind die Gespräche in Merzbach erst im Anfangsstadium. Doch von Seiten der Politik gibt es bereits jetzt Unterstützung für das Projekt.
Pendler könnten für Frequenz sorgen
Die CDU beispielsweise will damit dem „stetigen Rückgang der dörflichen Infrastruktur in den Rheinbacher Höhenorten“ entgegenwirken und sieht das Projekt als „Silberstreif am Horizont“. Nach jahrelangen vergeblichen Bemühungen des Neukirchener Stadtratsmitglieds Georg Schragen habe der nun mit Schoofs einen Projektentwickler gefunden. Firmenvertreterin Julia Schoofs bestätigt dies: „Neben der Realisierung des Vollversorgers am Standort in Wormersdorf möchten wir im Stadtteil Merzbach die örtliche Nahversorgungssituation stärken.“
Der Bereich Neukirchen/Merzbach sei mit seinen Ortschaften und Weilern mit über 2300 Einwohnern der drittgrößte Siedlungsbereich der Stadt, so Schragen. Früher habe es hier sechs Lebensmittelgeschäfte, vier Gaststätten, einen Schuster, eine Bäckerei, eine Metzgerei, ein Elektrofachgeschäft, einen mobilen Bekleidungshändler, einen ebenfalls mobilen Lebensmittelanbieter, ein Taxi- sowie zwei Busunter-nehmen und eine Reinigung gegeben. „Sollte ein Nahversorger in Neukirchen/Merzbach realisiert werden, so könnte eine wesentliche Lücke an verloren gegangener dörflicher Infrastruktur geschlossen werden“, glaubt Schragen. Die Vorteile für die Ortschaften lägen klar auf der Hand: Für die einen bedeute es kurze Wege zum Einkauf, für die anderen ein Stück weit Entlastung, nicht immer durch die verstopfte Rheinbacher Innenstand zum Einkaufen fahren zu müssen. Zudem ist Schragen davon überzeugt, dass alleine die Landesstraße 113 genügend Kaufkraft bringen werde, denn sie werde von vielen Pendlern befahren.
Ähnlich sieht es die Rheinbacher SPD, die sich offen für die Ansiedlung eines Lebensmittelsmarktes in Merzbach zeigt. Schließlich sei es dort und auch für andere Ortschaften grundsätzlich wünschenswert, ein Einkaufsangebot vor Ort zu haben. In Merzbach könne das Vorhaben nun konkret werden, da ein Eigentümer von Ackerflächen am Ortsrand den Projektentwickler unterstützt. Zudem zeige das Handlungskonzept „Wohnen Rheinbach 2030“ auf, dass insbesondere im Rheinbacher Süden eine Unterversorgung in diesem Bereich bestehe, so Ratsherr Dr. Georg Wilmers, Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung und Bauen. Nicht zuletzt könne ein Vollsortimenter in Merzbach die erhebliche Verkehrsbelastung in der Rheinbacher Innenstadt verringern.
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Andererseits sei aber auch die zu erwartende Flächenversiegelung kritisch zu betrachten, so Wilmers weiter. „Schon die Diskussion zum Vollsortimenter in Wormersdorf hat gezeigt, dass manchen Klima- und Umweltschutzaspekten bei solchen Ansiedlungen nur unzureichend Rechnung getragen werden kann.“ Die Rheinbacher Sozialdemokraten könnten sich aber Synergieeffekte vorstellen in dem Sinne, dass ein Lebensmittelmarkt zusammen mit einem Dorfhaus – sofern sich ein konkreter Bedarf in Merzbach und Neukirchen für ein solches ergebe – verwirklicht werde und die Parkflächen von beiden Einrichtungen genutzt werden könnten.
Das Schaffen der politischen Voraussetzungen für die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes, etwa die Änderung des Bebauungsplans, dauere jedoch Jahre. „Es ist gut, mit der Diskussion darüber jetzt zu beginnen. Aber den Eindruck zu erzeugen, bald könne in Merzbach ein neu gebauter Lebensmittelmarkt auf der grünen Wiese eröffnet werden, ist Augenwischerei“, so Ute Krupp, planungspolitische Sprecherin der Rheinbacher SPD-Fraktion.
Drei Fragen an Julia Schoofs
Julia Schoofs ist Geschäftsführerin des Projektentwicklers Dipl.-Ing. Josef Schoofs Immobilien GmbH (Köln). Mir ihr sprach Volker Jost.
Frau Schoofs, wie weit sind Ihre Überlegungen gediehen?
Von Seiten der Politik haben wir bisher primär positive Resonanz zur Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes erhalten. Wir befinden uns aktuell in Gesprächen mit den örtlichen politischen Gremien und der Verwaltung, um den Prozess zur Optimierung der Nahversorgungssituation anzustoßen. Die ersten positiven Gespräche mit potenziellen Betreibern wurden ebenso bereits geführt.
Wäre das ein vergleichbares Projekt wie in Wormersdorf?
Unser Ziel ist die Optimierung der Nahversorgungssituation in Merzbach unter Berücksichtigung des örtlichen Bedarfs. Mit der Ansiedlung eines Lebensmittel-Discount-Anbieters kann er sichergestellt werden.
Wie sähe der zeitliche Horizont aus?
Wir gehen davon aus, dass wir für das Baurecht ein Bebauungsplanverfahren durchlaufen müssen. Wir werden zeitnah weitere Gespräche mit der örtlichen Politik und Verwaltung führen.