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Marktplatz MeckenheimHerzstück in Gefahr?

Lesezeit 4 Minuten
Meckenheim Marktplatz Visualisierung des Büros Feddersen Architekten.

So würden die Gebäudekomplexe aussehen. Eine Visualisierung des Büros Feddersen Architekten.

Gerät das Millionenprojekt Marktplatz Meckenheim ins Wanken? Das Betreute Wohnen ist das geplante Herzstück des Quartiers, doch jetzt meldet das Unternehmen Convivo Insolvenz an.

Im Meckenheimer Ratssaal ging es im Zuge der Bürgerbeteiligung um den aktuellen Stand der Planungen für die Neugestaltung der Marktplatzfläche in der Meckenheimer Altstadt.

Laut Trautwein, Geschäftsführender Gesellschafter der HCRE, halte seine Gesellschaft an dem von Convivo entwickelten Konzept fest. Möglicherweise könnten eventuell auch einzelne Projekte des insolventen Unternehmens weitergeführt werden, hofft Jonas Rabe, ein weiterer Geschäftsführender Gesellschafter von HCRE. Darüber hinaus gebe es aber auch schon erste Gespräche mit anderen möglichen Betreibern.

Marktplatz Meckenheim: Nutzungsmix aus Wohnen, Einzelhandel und Gastronomie geplant

Das geplante Betreute Wohnen in Meckenheim besteht aus mehreren Teilen. Die Planungen sehen auf dem 5700 Quadratmeter großen Baufeld einen Nutzungsmix aus Wohnen, Einzelhandel und Gastronomie vor. Auf dem Niveau der Hauptstraße soll ein Vollsortimenter eröffnen und über den neu gestalteten Marktplatz erreichbar sein.

Darüber entsteht ein Wohnquartier mit 55 kleineren Apartments sowie zwei Wohngemeinschaften mit jeweils zwölf Zimmern plus einer Tagespflege für 18 bis 24 Personen. Alles in allem könnten hier also bis zu 120 Senioren in allen Pflegestufen betreut werden, rechnete Trautwein vor.

Ensemble aus vier Gebäuden

Das Ensemble soll aus vier Gebäuden bestehen, die nach derzeitigem Stand der Planungen bis zu vier Stockwerke hoch, bis auf einen für eine gewerbliche Büronutzung vorgesehenen „Campanile“ direkt an der Hauptstraße aber nicht höher als die Umgebungsbebauung sein sollen. In vier bis sechs Wochen, so Rabe, sei klar, wie es mit Convivo weitergehe.

Wir sind vom Standort und vom Konzept weiterhin überzeugt und haben auch schon erste Gespräche mit einem möglichen Nachfolge-Betreiber geführt.
Jonas Rabe (HCRE)

„Wir sind vom Standort und vom Konzept weiterhin überzeugt und haben auch schon erste Gespräche mit einem möglichen Nachfolge-Betreiber geführt.“ Zumal innerhalb der vorgesehenen Kubatur der Gebäude auch noch Änderungen möglich seien, falls dies von einem anderen Betreiber gewünscht werde.

Auch mit unterschiedlichen Pflegestufen als Ehepaar gemeinsam alt werden

Nach derzeitigem Stand sollen hier bis zu 120 Menschen über 65, die noch nicht so viel Pflege benötigen, dass sie stationär untergebracht werden müssten, ebenso eine Bleibe finden können wie Personen, die eine vollstationäre Betreuung benötigen. Auch Ehepaare mit unterschiedlichen Pflegegraden könnten hier gemeinsam alt werden und müssten auch bei einer Erhöhung des Pflegegrades nicht umziehen.

Außerdem gebe es zwei Wohngemeinschaften für jeweils zwölf Personen mit jeweils eigenem Zimmer und Bad sowie Rund-um-die-Uhr-Versorgung, etwa bei Demenz. Darüber hinaus sind 18 bis 24 Tagespflege-Plätze vorgesehen, der dafür zuständige ambulante Pflegedienst werde sich aller Voraussicht nach auch um externe Kunden kümmern.

Wegfall kostenloser Stellplätze ist Reizthema

Bei den drei Dutzend Zuhörern im Sitzungssaal des Rathauses trafen die Vorstellungen der Planer nicht auf ungeteilte Zustimmung. Insbesondere der Wegfall der derzeit 162 kostenlosen Stellplätze auf den beiden Ebenen des Marktplatzes wurde bemängelt, hauptsächlich von Gewerbetreibenden mit einem Geschäft an der Hauptstraße.

Derzeit sind lediglich 102 Stellplätze für das komplette Bauvorhaben vorgesehen. Davon etwa 80 in einer Tiefgarage, die aber allesamt der neuen Nutzung zugeordnet werden sollen. Kostenfrei dürften demnach nur etwa 40 Parkplätze für die Kunden des Vollsortimenters während des Einkaufs seien. In einiger Entfernung in der Swistbachaue sollen weitere 60 Parkplätze für Langzeitparker entstehen, mithin für die Beschäftigten in den Altstadt-Geschäften.

Willi Wittges-Stoelben, der Vorsitzende des „Meckenheimer Verbundes“, betonte einmal mehr, wie wichtig die kostenfreien Parkplätze in der Altstadt sind, „sonst laufen uns die Kunden weg“. Die Haltung der Stadtverwaltung und des Investors, die kein Problem darin sehen, dass Stellplätze entfallen, kann er nicht nachvollziehen: „Wenn Sie uns erklären wollen, was unsere Kunden brauchen, dann übernehmen Sie doch unsere Läden“, schüttelte er den Kopf. „Wir Einzelhändler verstehen das jedenfalls nicht.“

Einzelhändler Thomas Freischem sah das ähnlich und hätte es ohnehin besser gefunden, „wenn mit der Hauptstraße gesprochen worden wäre und nicht über die Hauptstraße“, kritisierte er die aus seiner Sicht mangelhafte Kommunikation mit den Gewerbetreibenden in der Umgebung des Marktplatzes.

Diplom-Ingenieur Matthias Klipp: „Die Chancen sehen“

Stadtplanerin Waltraud Leersch wies dies zurück. Die Planungen seien schon seit Jahren immer wieder kommuniziert worden. Außerdem gebe es ausweislich des Parkraumkonzeptes eine überaus komfortable Parkplatzsituation in der Altstadt. „Gefühlt kann es allerdings auch anders sein“, gab sie zu. Dennoch dürfe man nicht nur an die „Blechlawine“ denken, sondern in erster Linie an die Verbesserung der Aufenthaltsqualität in der Stadt.

Letztlich gelte es, abzuwägen zwischen einem zusätzlichen Angebot an Einzelhandelsflächen und Wohnungen gegenüber dem Erhalt von Pkw-Stellplätzen, ergänzte Toni Trautwein. „Wir sollten nicht nur zurückblicken, sondern nach vorne schauen und unseren Frieden machen mit den getroffenen Entscheidungen und statt der Gefahren besser die Chancen sehen“, ergänzte Diplom-Ingenieur Matthias Klipp (HCRE).

Ohnehin sei man noch ganz am Anfang der Planungen. Dieses und das kommende Jahr würden wohl noch komplett für die Planungsphase benötigt, anschließend folge eine zweijährige Bauphase.