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Prominente TeilnehmerStadtjugendring diskutiert online über Ehrenamt

Lesezeit 4 Minuten

Einen symbolischen Riesenscheck nahm Stadtjugendring-Vorsitzender Dominik Pinsdorf von Esther Klein von der Kreissparkasse Köln entgegen.

Bornheim – Diese „sensationelle Idee“ habe ihn „von den Socken gehauen“, schilderte NRW-Innenminister Herbert Reul, es sei ihm eine Ehre gewesen, die Schirmherrschaft über das 2019 vom Stadtjugendring gegründete Bornheimer Aktionsbündnis „Jugend trifft auf Blaulicht“ zu übernehmen. Das betonte der Minister auch am Freitagabend, als es in einer Online-Podiumsdiskussion des Stadtjugendrings (SJR) mit prominenter Beteiligung um das Thema „Ehre dem Ehrenamt – die Gesellschaft lebt von Mitgestaltung“ ging.

WDR-Journalistin Jana Büllesbach und Co-Moderatorin Lena Behnke begrüßten dazu hochrangige Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr, des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), des Malteser Hilfsdienstes (MHD) und des Technischen Hilfswerks (THW) (siehe Kasten). Die Rettungsdienste und der Stadtjugendring haben sich zu „Jugend trifft auf Blaulicht“ zusammengeschlossen, um gemeinsam für Nachwuchs zu werben.

Mehrfach wurde diese Initiative mit Preisen ausgezeichnet. Ursprünglich sollte die gut zweistündige Podiumsdiskussion live in der Herseler Rheinhalle über die Bühne gehen, pandemiebedingt fand sie stattdessen online statt und wurde über den YouTube-Kanal des SJR gesendet.

Alles zum Thema Technisches Hilfswerk

Wertschätzung

Einer Umfrage zufolge finden 80 Prozent der Ehrenamtler, dass ihre Arbeit von der Gesellschaft nicht ausreichend wertgeschätzt werde, erklärte Moderatorin Jana Büllesbach. DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt berichtete von Pöbeleien und Beschimpfungen, denen DRK-Ehrenamtler ausgesetzt seien, aber in „viel größerem Maße“ würden sie Dankbarkeit und Wertschätzung erfahren wie aktuell in den Test- und Impfzentren.

Doch nur Danke zu sagen reiche nicht aus, meinte Hasselfeldt. Sie appellierte an Politiker und Arbeitgeber, ehrenamtliches Engagement verstärkt zu unterstützen, etwa mit verkürzten Wartezeiten auf einen Studienplatz, bei Stellenbesetzungen oder Vergünstigungen wie preiswertere ÖPNV-Tickets. Wertschätzung bedeutet Gerd Friedsam zufolge aber auch, mehr Geld in den Zivilschutz und damit in die Ausrüstung und Fortbildung der ehrenamtlich Tätigen zu investieren. Hier habe sich in den vergangenen Jahrzehnten schon vieles getan, vor allem seit der Flüchtlingskrise 2015.

Gästeliste

Online mit dabei waren NRW-Innenminister Herbert Reul, Gerda Hasselfeldt (CSU), Bundesministerin a. D. und Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, THW-Präsident Gerd Friedsam, MHD-Präsident Georg Khevenhüller sowie Dr. Jan Heinisch, Vorsitzender des Verbandes der Feuerwehren (VdF) in NRW. Über den YouTube-Kanal des Stadtjugendrings kann die Podiumsdiskussion jederzeit angeschaut werden (fes).

Georg Khevenhüller kritisierte die immer aufwendigeren bürokratischen Hürden, die der Gesetzgeber für Hilfsorganisationen baue: „Ich bin nicht zu euch gekommen, um Papierkram zu erledigen, sondern um anderen zu helfen. Lasst mich zufrieden mit der Bürokratie“, würden viele Jugendliche sagen, die helfen möchten. Nur mit attraktiveren und flexiblen Angeboten könne man junge Frauen und Männer für das Ehrenamt in Blaulichtorganisationen begeistern.

Ehrenamt und Corona

Die Pandemie stelle auch die Rettungsdienste vor große Herausforderungen, biete aber auch Chancen und Grund zu Optimismus für ein Leben nach der Krise. So sprach Khevenhüller vom „Auslöser eines Änderungsprozesses für die Zukunft“: „Ich bin keiner, der Trübsal bläst und sagt, wie schrecklich und schauderbar alles ist. Ich bin beeindruckt von unseren Helfern, wie sie auf diese Krise reagiert haben“, sagte der MHD-Präsident und verwies auf viele spontane Hilfen wie Einkaufs- oder Besuchsdienste, die entstanden sind. Friedsam schilderte den Spagat zwischen Ehrenamt und der Sorge, sich selbst mit dem Virus zu infizieren.

Insgesamt sei es eine belastende Situation, die aber auch Chancen bieten würde: „So sind wir, was das Digitale betrifft, erheblich weitergekommen.“ Gleichzeitig lechzten die Jugendlichen aber danach, sich wieder mit ihren Kameraden zu treffen und zu üben.

„Gerade die Pandemie zeigt, dass der ehrenamtliche Bereich besonders geeignet ist, flexibel zu reagieren. Ehrenamtliches Engagement ist nicht so schwerfällig wie manche Behörden- oder hauptamtlichen Strukturen“, ergänzte Gerda Hasselfeldt. „Vielen wurde erst in der Pandemie bewusst, dass wir nicht als Individuum alleine leben, sondern von den Kontakten miteinander.“ Langfristig gelte es daher, Jüngeren den Mehrwert eines solchen Engagements deutlich zu machen.

Diversität

Im Live-Chat wollte ein Teilnehmer wissen, inwiefern beispielsweise schwule Ehrenamtler integriert werden. „Bei uns hat jeder seinen Platz“, betonte Jan Heinisch, „wir sind vor Corona mit einem Feuerwehrwagen beim ,Christopher Street Day’ in Köln dabei gewesen, um zu zeigen, dass uns Vielfalt wichtig ist.“ Dies gelte auch bei den Maltesern trotz ihres katholischen Hintergrundes, erklärte Georg Khevenhüller. Hier werde niemand wegen seiner Konfession, seiner ethnischen Herkunft oder seiner sexuellen Orientierung ausgeschlossen.

Gerd Friedsam verwies darauf, dass das THW bereits 2010 die „Charta der Vielfalt“ zur Gleichbehandlung von Menschen in Unternehmen unterzeichnet habe. Stolz verwies er auf den Frauenanteil von 15 Prozent im ehrenamtlichen und von 40 Prozent im hauptamtlichen Bereich: „Hier gibt es aber immer noch Luft nach oben.“ Gerda Hasselfeldt forderte, sich verstärkt um Migranten zu kümmern.

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Grußwort

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) übermittelte ein Grußwort. Der 40-Jährige schilderte, dass er als Jugendlicher für einen katholischen Jugendverband Sommerferienlager und Gruppenstunden organisiert hatte. Er richtete ein „herzliches Dankeschön“ an all jene tatkräftigen Bürger, die sich in den unterschiedlichsten Situationen engagierten. „Es ist wichtig, dieses Ehrenamt sichtbar zu machen und zu zeigen, dass der Einsatz nicht nur sinnvoll ist, sondern auch richtig Spaß macht.“ (fes/jr)