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GedenkmarschSoldaten und Reservisten erinnerten in Erftstadt an gefallene Kameraden

Lesezeit 3 Minuten
Gruppenfoto mit Soldaten in Uniform und Reservisten, auch Frauen sind dabei.

Mit einem Gedenkmarsch erinnerten die Beteiligten an gefallene Soldaten in Afghanistan.

Die Strecke wird jedes Jahr um einen Kilometer länger, das Gepäck ein Kilogramm schwerer. Nun traten die Beteiligten den „15K3-Marsch“ an.

32 Reservisten, einige aktive Soldaten und Zivilisten unter anderem mit schwerem Gepäck marschierten am Samstag (12. April) durch den Villewald. Mit dem Marsch erinnerten sie an die gefallenen Kameraden des sogenannten Karfreitags-Gefechts, das sich vor 15 Jahren am 2. April im afghanischen Kundus ereignete.

Erftstadt: 15 Kilometer lange Strecke

Dort kamen Hauptfeldwebel Nils Bruns (35 Jahre), Stabsgefreiter Robert Hartert (25) und Hauptgefreiter Martin Augustyniak (28), alle vom Fallschirmjägerbataillon 373, ums Leben. Es war das erste Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs, dass mehrere deutsche Soldaten bei Kampfhandlungen fielen, acht wurden verwundet.

Seither finden diese Gedenkmärsche an verschiedenen Orten bundesweit statt. Die Strecke wird jedes Jahr um einen Kilometer länger und das Gepäck ein Kilogramm schwerer. Nun traten die Beteiligten den „15K3-Marsch“ an. Die 15 Kilometer lange Strecke, die die Soldaten mit 15 Kilogramm Gepäck für die drei gefallenen Kameraden zurücklegten, führte vom Villewald zum Vereinsgelände des Bogensportclubs Erftstadt an der Otto-Hahn-Alle.

Erftstadt: Erlös kommt Stiftung zugute

Es durfte auch weniger Gewicht getragen werden. Zudem unterstützte jeder Marschierende durch den Kauf eines Patches (Aufnäher) die Oberst-Schöttler-Versehrten-Stiftung, der in diesem Jahr der Erlös zugutekommt. Die Reservistenkameradschaften Zülpich und Euskirchen hatte den Marsch zusammen mit dem Brühler Sportschützenclub (SSC) Ville und dem Bogensportclub (BSC) Erftstadt organisiert.

Auf deren Vereinsgelände wurde nach dem anstrengenden Marsch gemeinsam gegrillt. „Wir haben diese Initiative gern unterstützt“, so Sibille Piper vom BSC. „Wir suchen jedes Jahr eine andere Strecke aus, waren bereits in Mechernich und in Euskirchen unterwegs“, ergänzte Frank Dudzinski von der Reservistenkameradschaft Zülpich. Sein Kamerad Gerd Pieper ist auch Mitglied beim SSC Ville und hatte die Route mitgeplant.

Ich wollte das Gedenken unterstützen
Patrick Stamm, Zivilist

Als Zivilist war Patrick Stamm aus Weilerswist dabei. „Ich wollte das Gedenken unterstützen und mich der Strecke stellen. Das ging gut. Zum Schluss sind wir zu zweit vorneweg gegangen. Ich habe ja lange Beine“, sagte er. Der Sohn von Petra und Wolfgang Färber aus Euskirchen ist Reserveoffizier und motivierte seine Eltern, mitzulaufen. „Ja, wir fanden das gut, und auch wichtig, dass das Engagement der Reservisten in die Öffentlichkeit getragen wird“, äußerte Petra Färber.

„Mit diesem Marsch wollen wir gedenken und auch wieder Reservisten zurückgewinnen“, erklärte Rene Zander, Landesvorsitzender NRW im Reservistenverband. „Wir müssen wieder schlagfertig werden, dazu gehört eine ausreichende Reserve.“ Er kritisierte, dass die Bundeswehr zum Beispiel nicht auf die mehr als 800.000 Reservisten unter 65 Jahren in Deutschland zugreifen könne.

Nach der 2011 ausgesetzten Wehrpflicht und dem Auflösen der Kreiswehrersatzämter gibt es keine Behörde mehr, die die Adressen der inaktiven Soldaten hat. Ein Problem dabei ist der Datenschutz. „Wir müssen Strukturen neu aufbauen“, betonte er. Beim Thema Wehrpflicht sprachen sich viele vor Ort für eine einjährige Dienstpflicht für Männern und Frauen aus, und zwar in allen Bereichen.

Davon würden dann auch die Feuerwehr, das Technische Hilfswerk (THW) sowie weitere Blaulicht-Organisationen. „Aber noch fehlt der politische Wille“, so Zander. Zudem müsse das Thema bei der Bevölkerung ankommen.