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„Flüchtlinge nicht vergessen“„Zeit für Menschlichkeit“ löst Hilfswelle aus

Lesezeit 4 Minuten

Freuen sich über den Erfolg und die Welle der Hilfsbereitschaft, die ihr Song ausgelöst hat: Jens Streifling (l.) und Bruno Schrage.

Bornheim/Pulheim – „Ich musste einfach etwas tun“, beschreibt Bruno Schrage seinen Gemütszustand zum Zeitpunkt des Lockdowns im März. Dabei ging es dem 55-Jährigen ehemaligen Breniger Pastoralreferenten und überzeugtem Christen zunächst um eine organisierte Nachbarschaftshilfe im Ort. „Ich habe jetzt Zeit, auf mich kannst zu zählen“, gab ihm sogleich auch Jens Streifling von der Kölner Kultband Höhner das Signal, ihn zu unterstützen. Streifling wohnt wie Schrage in Brenig.

Mehr als 40 Ehrenamtler erfüllten damals das Nachbarschaftsprojekt mit Leben, machten den Menschen in Bornheim Mut und stärkten den Zusammenhalt untereinander.

Mutmachsong gegen Corona

„So entstand auch die Idee eines Mutmachsongs gegen Corona“, berichtet Schrage. Bei Jens Streifling rannte er auch mit dieser Idee offene Türen ein. „Mach mal, habe ich Bruno gesagt“, erklärt Streifling – und Schrage machte. „Ich bin nachts wach geworden und wusste den Text“, erinnert er sich. Gleich am nächsten Morgen habe er die Zeilen geschickt und Streiflings Ehefrau Lidia, eine ausgebildete Geigerin und Musikerin, habe spontan die Melodie passend zum Text komponiert. Es war die Geburtsstunde des Songs „Zeit für Menschlichkeit“. Das erste Demoband überzeugte dann nicht nur „Songwriter“ Schrage, sondern auch den Stommelner Frontmann der Höhner, Henning Krautmacher. „Ich dachte sofort: Klasse! Transzendent und auf den Punkt!“, so Krautmacher. Gemeinsam habe man dann noch am Text gefeilt.

Zusagen aus ganz Deutschland

Ganz besonders freute sich Schrage auch über die Bereitschaft der vielen Musiker, die nach seiner Anfrage direkt bereit waren, beim Song-Projekt mitzumachen. „In nur 24 Stunden hatten wir mehr als zehn Zusagen von Musikern aus ganz Deutschland, unter anderem von Bernd Stelter, Michael Kuhl und Ela T. Die Interpreten filmten sich zu Hause bei ihren Musikvorträgen und schickten die Filme an Elias, den Sohn von Jens Streifling. Der drehte in Brenig und in Köln kurze Filmsequenzen und erstellte das Musikvideo. Letztendlich habe dann Schrages aktueller Arbeitgeber, der Diözesan-Caritasverband, die gesamte Öffentlichkeitsarbeit übernommen. Weder die Höhner noch Bruno Schrage wollten mit dem Lied Geld verdienen, sämtliche Einnahmen werden an die Kölner Obdachlosenhilfe gespendet. Dass ihr Lied jedoch einen solchen Erfolg haben könnte, hatte damals keiner der Initiatoren gedacht.

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„Die aktuelle Spendensumme, beträgt bisher mehr als 28 000 Euro“, freuen sich beide. Und der Song sei bisher schon mehr als zwei Millionen Mal bei Facebook und Youtube angeklickt worden. „Er hat genau die Emotionen ausgelöst, die wir uns erhofft hatten“, sagt Schrage. Inzwischen hätten sie sogar eine Anfrage eines großen Fernsehsenders für den Jahresrückblick 2020.

Internationale Version des Songs

Seit drei Wochen ist jetzt auch eine internationale Fassung ihres Songs in Kooperation mit Caritas International online veröffentlicht: „Time for sympathy and love“.

Wieder waren es Streifling und Schrage, die nach dem Brand im Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Moria sagten: „Es muss etwas passieren.“ „Wir wollten ein Zeichen setzen“, so Schrage. Die wenigsten Menschen wüssten, dass aktuell mehr als 25 Millionen Kinder und Jugendliche ihre Heimat wegen Krieg und Hunger weltweit verlassen müssten. Und Zeit für Menschlichkeit, Liebe und Sympathie gelte ja nicht nur für die Menschen in Deutschland, sondern für alle Menschen auf dieser Welt.

„Das Lied beschreibt die Ängste der Flüchtlinge auf ihrer Flucht und ihr Entsetzen bei ihrer Ankunft in den Flüchtlingslagern“, erklärt Schrage. „Bei allem Verständnis für die Sorgen und Nöte, die wir alle in diesen Zeiten der Pandemie haben, wollten wir diejenigen, die noch obdachloser als Obdachlose sind, nämlich die zahlreichen Flüchtlinge dieser Welt, nicht vergessen“, ergänzt Krautmacher. Ganz bewusst hätten sie deswegen die englische Sprache für das Lied gewählt und internationale Künstler gebeten, Teil der Aktion zu werden.

Auch die internationale Fassung „Time for sympathy and love“ mit Chris de Burgh, Fools Garden, Tom Gabler und anderen ist kostenlos und nur im Internet zu haben. Spenden gehen zu 100 Prozent an die Flüchtlingshilfe von Caritas International.