60 Jahre MathildenhofEin Geburtstag, der die Nachbarschaft beflügelt
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Leverkusen – So sieht es also, wenn ein sonst friedlich vor sich hin vegetierender Grünstreifen auf einmal zum Leben erweckt wird: Von der Bühne schallt Musik, Waffeleisen verbreiten Duftwolken, das winzige Kettenkarussell dreht und dreht und dreht sich. Kinder lachen, Erwachsene quatschen. Es ist ein friedliches, geselliges und fröhliches Miteinander von hunderten Besuchern. So vielen, dass die Veranstalter am frühen Nachmittag schon zum Getränkehändler fahren und Nachschub holen müssen.
Kein Stromanschluss
Selbstverständlich ist das nicht, was sich am Sonntag auf dem Parkgelände zwischen Spandauer und Brandenburger Straße abgespielt hat. Die Feier zum 60-jährigen Bestehens der Siedlung Mathildenhof hat der Bürgerverein Steinbüchel gemeinsam mit 14 Vereinen organisiert. Mitten im Herzen des Jubilars. „Das ist so ein toller großer grüner Platz, hier könnte man viel mehr machen, wenn nur die Infrastruktur stimmen würde“, sagt Hans-Peter Teitscheid vom Bürgerverein. Denn an dem Platz gibt es keinen Stromanschluss. Und damit keine Musik und kein Waffeleisen.
„Deswegen hätten wir die Veranstaltung fast noch absagen müssen, wenn nicht die THW mit ihrem größten Wagen gekommen wären und alles verkabelt hätten.“ Zustimmung bekommt er von Bürgermeister Bernhard Marewski: „Bei so etwas erwarte ich von der Stadtverwaltung unbürokratische Unterstützung.“ An solchen öffentlichen Plätzen, nicht nur in Steinbüchel, solle die Verwaltung ausloten, was machbar ist und mit der EVL sprechen. „Wenn in acht bis zehn Stromkästen investiert würde, würde dass das Leben in der Stadt enorm beflügeln.“
Denn beflügelt hat dieses Fest das Nachbarschaftsgefühl in Mathildenhof mit Sicherheit. Marina Musket etwa ist gegen Mittag mit ihren beiden Kindern der Musik gefolgt und auf dem Platz gelandet. Nur mal kurz gucken. Als am frühen Abend gerade die Band „Dream“ die Bühne besteigt, ist sie immer noch da. „Das ist so toll hier“, schwärmt sie.
Tochter Lina springt mit lila bemaltem Schmetterlingsgesicht zwischen Kettenkarussell und Bühne hin und her, Sohn Ben hat sich schon am Boxsack des Budoclub probiert und spielt jetzt mit Nachbarskindern im hintern Teil der Wiese Fußball.
Siedlung für Bayer-Mitarbeiter
Wie viele Siedlungen in Leverkusen ist Mathildenhof als Wohnraum für angeworbene Bayer-Mitarbeiter entstanden und bis heute multikulturell. „Das Fest zeigt ein vorzügliches miteinander“, resümiert Marewski zufrieden. „Und umso bunter eine Gesellschaft ist, umso toleranter ist sie auch.“
Auch Marina Musket hat viele neue und bekannte Gesichter getroffen. „Hier sind viele Leute, die man sonst so mal auf der Straße trifft oder an der Schule, aber sich nie wirklich unterhält“, sagt die Mutter. An diesem Tag hat sie die Zeit und Gelegenheit dazu. Und keine Lust nach Hause zu gehen, es ist einfach zu nett bei Livemusik, Bratwurst und Sonnenschein.