Die globale Wirtschaftskrise hat den Bad Münstereifeler Autozulieferer Auto-Heinen in die Knie gezwungen. Das Unternehmen meldete am Freitag Insolvenz beim Amtsgericht Bonn an.
BAD MÜNSTEREIFEL. Einer der größten Arbeitgeber in der Kurstadt ist in großen Schwierigkeiten. Steht das Unternehmen Auto-Heinen, bei dem zuletzt laut Geschäftsführer Bernd Huber 275 Mitarbeiter beschäftigt waren, vor dem Aus? Am Donnerstag, so Huber, hätten die Banken die Kreditlinie des Auto-Zulieferers über ein Gesamtvolumen von 12,5 Millionen Euro fällig gestellt. Das bedeutet: Das Unternehmen hätte die Millionensumme sofort zurückzahlen müssen.
Bürgermeister Alexander Büttner war gestern sichtlich betroffen über die Hiobsbotschaft aus seiner Stadt. „Wir machen uns große Sorgen um die Arbeitsplätze. Jetzt geht es zunächst einmal um die Mitarbeiter und deren Familien - die Gewerbesteuer ist da sekundär.“
Büttner betonte, er habe bereits Anfang des Jahres die großen Betriebe im Stadtgebiet besucht. „Da steckten viele bereits in der Liquiditätsklemme.“ Er habe den Unternehmern Hilfe angeboten. So habe er etwa seine Beziehungen zur Landesregierung in puncto möglicher Bürgschaften spielen lassen.
Auch Auto-Heinen hatte kürzlich eine Landesbürgschaft in Höhe von 2,5 Millionen Euro beantragt. Die war dann laut Huber auch zugesichert worden. Doch dies reichte den Banken vor dem Hintergrund dramatisch sinkender Absatzzahlen in der Autoindustrie wohl nicht mehr, um das Traditionsunternehmen weiterhin zu stützen.
Noch im Jahre 2008 hatte Auto-Heinen einen Umsatz von 40 Millionen Euro mit Aufträgen von Ford, Daimler und anderen Großunternehmen erzielt. Doch im vierten Quartal des vergangenen Jahres sanken die Aufträge dramatisch. Das Unternehmen musste - wie berichtet - 40 bis 50 Leiharbeiter entlassen und für große Bereiche des Betriebes Kurzarbeit anmelden.
Während sich die Kunden, so Huber, an den Bemühungen beteiligten, die Firma zu retten, spielten die Banken nicht mehr mit. Denn das noch am Jahresanfang für das laufende Jahr erhoffte Umsatzvolumen von 35 Millionen Euro sei immer weiter geschrumpft. Derzeit sei wohl nur ein Jahresumsatz für 2009 in Höhe von 27 Millionen Euro zu erwarten, befürchtet Huber.
Und weiter: „Wir hatten gehofft, dass in der ersten Hälfte dieses Jahres bereits eine gewisse Erholung eintreten würde. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt.“ Die Geschäftsleitung habe ein Restrukturierungskonzept vorgelegt, in dem man auf die Geschäftsentwicklung reagiert habe. Man wollte, so Huber, Kosten einsparen und sich mit verstärkter Kurzarbeit über die Runden retten, aber: „Die Banken haben unsere Fortführungsprognose nicht anerkannt.“
Das Unternehmen habe von den Kunden bereits in der Anfangsphase Zusatzbeiträge erhalten. Auch jetzt hätten die Großkunden weitere Unterstützung signalisiert, denn die Fahrzeugteile wie etwa Getriebe, die man liefere, seien auf dem Weltmarkt nicht so einfach zu bekommen. „Was wir herstellen und liefern, ist einzigartig und in vielfacher Hinsicht sicherheitsrelevant“, so Huber.
Trotz des Insolvenzantrags und des drohenden Insolvenzverfahrens gehe er davon aus, dass Auto-Heinen bestehen bleibe und unter Führung des Insolvenzverwalters fortgeführt werde. Daran seien auch die Kunden stark interessiert.
Heute Mittag um 13.30 Uhr wollen Insolvenzverwalter Dr. Jörg Nerlich aus Bonn und seine Mitarbeiter die Betriebsangehörigen des Autoteile-Zulieferers im Rahmen einer Betriebsversammlung umfassend darüber informieren, wie es unter der vorläufigen Insolvenzverwaltung in Bad Münstereifel weitergehen soll.
„Wir wissen noch gar nichts“, sagte gestern Betriebsratsmitglied Clemens Geller. Erst heute werde man erfahren, ob und wie es weitergehe. Bereits im Herbst hätten die „Big Five“, die großen Automobilkonzerne, dem Münstereifeler Unternehmen finanziell unter die Arme gegriffen, um die Firma zu retten. Vor 14 Tagen habe Bernd Huber den Betriebsrat informiert, dass er 50 bis 55 Leute entlassen müsse. Für diese Betriebsangehörigen habe man zusammen mit der IG Metall in Verhandlungen mit der Arbeitsagentur versucht, Fortbildungen und Umschulungen zu erreichen. Der betroffene Personenkreis sei bereits ausgewählt worden. Doch durch die jetzige Entwicklung seien diese Verhandlungen erst einmal ausgesetzt, so Gellers Einschätzung. „Die Stimmung ist mies, die Mitarbeiter sind gespannt, ob es weitergeht.“ Im Unternehmen habe man gehofft, dass es weitergehe, aber die Auftragslage sei um 40 Prozent eingebrochen. „Für die Jahre 2010 und 2011 haben wir aber eine gute Auftragslage“, so Geller weiter. Jetzt hofften alle, dass Auto Heinen überlebe.