Auf dem Kräuterweg zum Krimigasthof von Seelscheid und ins Naafbachtal, das eigentlich mal eine Talsperre werden sollte
Zu Fuß in die Apotheke der NaturWandertour Kräuterweg in Neunkirchen-Seelscheid
Wandern ist nicht nur gesund, man kann auch viel Heilsames dabei entdecken. Und damit sind nicht nur reizvolle Ausblicke und herrliche Pfade gemeint, auf denen man die Seele nach Herzenslust baumeln lassen kann. Nein, auch ganz handfeste traditionelle Heilmittel lassen sich auf dem Bergischen Streifzug Nummer 17 des Bergischen Wanderlands, dem Kräuterweg in Neunkirchen-Seelscheid, am Wegesrand ausmachen.
Vom Holunder als Teufelsbaum bis zur beruhigenden Kamille – der Kräuterweg begleitet den Wanderer auf eine Reise in die Welt der Heilpflanzen, erklärt ihre Wirkung, liefert Rezepte und erzählt von Legenden, die sich rund um die Pflanzen ranken.
Dabei führt der Weg durch eins der eindrucksvollsten bergischen Täler: das unter Naturschutz stehende Naafbachtal. Die Sonne taucht den Ort am Ausgangspunkt unserer Tour in warmes Licht, während wir zunächst zur Seelscheider Kirche St. Georg hinaufwandern. Das katholische Gotteshaus auf dem Felsen bildet die markante Landmarke von „Berg Seelscheid“.
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Gasthof in Seelscheid ist auch aus Krimi „Mord mit Aussicht“ bekannt
Dessen Pendant ist das „Dorf Seelscheid“ mit der Evangelischen Kirche auf der anderen Seite des Wenigerbachs. Dort begegnen wir auch wieder Bekanntem aus der TV-Schmunzelkrimiserie „Mord mit Aussicht“. Denn bevor deren Außenaufnahmen zu einem guten Teil in Kürten-Olpe gedreht worden sind, das wir in der vorigen Folge dieser „Wandertag Extra“-Reihe auf dem Mühlenweg besucht haben, wurden zahlreiche Szenen für „Mord mit Aussicht“ im „Dorf Seelscheid“ gedreht.
Dort gab der örtliche Gasthof Röttgen fürs Fernsehen den „Gasthof Aubach“ der Krimi-Serie ab. Ganz ohne Fernsehset ist der Ortskern natürlich nochmal so malerisch.
Bald haben wir die Häuser hinter uns gelassen. Die Luft ist erfüllt von duftenden Kräutern.
Blühender „Wegelagerer“ am Kräuterweg hatte einen schlechten Ruf
Einen regelrechten „Wegelagerer“ treffen wir, noch bevor wir den Waldrand erreichen. „Das Blümchen, das dem Tal entblüht, dir Ruhe gibt und Stille“, dichtete einst Heinrich von Kleist (1777-1811), „wenn Krampf dir durch die Nerve glüht, das nennst du die Kamille.“
Sie ist ein wahrer Tausendsassa unter den Heilpflanzen, wirkt entzündungshemmend, bakterien- und pilzabtötend, austrocknend und beruhigend, sie reinigt das Blut, ist harntreibend, krampflösend, schmerzlindernd und nicht zuletzt auch schweißtreibend. Allein ihre Liebe zum „Getreide“ ist der Kamille zum Verhängnis geworden.
Holunder hilft gegen Leiden von Abwehrschwäche bis Zahnschmerzen
Weil sie sich in der Nähe der Pflanze, die der Mensch zur Herstellung von Backwaren anbaut, besonders wohlfühlt, ist sie über Jahrzehnte bekämpft worden und hat sich so auch im Bergischen Land rar gemacht.
Ein paar Meter weiter passieren wir einen Holunderstrauch. Von Abwehrschwäche bis Zahnschmerzen reicht die Liste der Beschwerden, gegen die er helfen soll. Der antike griechische Arzt Hippokrates (460-377 v. Chr.) nannte den Holunder gar einen „Medizinschrank“. Zu Tee aufgegossen, werden Holunderblüten gerne für Schwitzkuren bei Fieber oder Erkältung eingesetzt.
Mit dem „Heilwegerich“ auf dem Weg nach Kalfenbitze unterwegs
Doch nicht nötig: Wir kommen auch so auf Temperatur, schließlich geht es auf dem Kräuterweg immer wieder auf und ab. Der wundheilenden Gemeinen Schafgarbe und dem auch als „Heilwegerich“ bekannten Spitzwegerich begegnen wir auf dem Weg nach Kalfenbitze.
Kurz hinter dem Weiler fällt uns der Gemeine Huflattich auf. Der bereits im März blühende Frühlingsbote hilft gegen Husten, steht aber auch im Verdacht, krebserregend und leberschädigend zu sein.
Im Hochsommer wirkt der folgende Tourabschnitt besonders wohltuend. Auf einem Pfad geht's durch ein kühles, bewaldetes Bachtal. Bei Mohlscheid empfangen uns die Birke, aus deren Saft sich Met herstellen lässt, und das Johanniskraut, das als „Kraut des Himmels“ Traurigkeit vertreiben und gegen Depressionen helfen soll.
Hinunter in ein Tal, das eigentlich mal ein großer Stausee werden sollte
Von Meisenbach steigen wir ins Naafbachtal hinunter. Ein Glück, dass die hier in den 1970er Jahren geplante Trinkwassertalsperre nie gebaut wurde, weil damals der Wasserbedarf stagnierte – sonst stünde dieses Naturparadies heute unter Wasser.
Wir folgen dem Naafbach und sollten unweit der Infotafel zur Mistel unbedingt einen Abstecher ins malerische Fachwerkdörfchen Ingersauel unternehmen, bevor wir wieder auf die Höhe steigen. Dort erwartet uns die Wilde Malve, mit der schon Karl der Große (747/748-814) Insektenstiche behandelte.
Und die „Große Käsepappel“, so der deutsche Trivialname dieses Krauts, kann noch mehr: Als Schwangerschaftstest lässt sie sich ebenso verwenden wie zum Schutz gegen Blitzeinschlag – und Salat verleiht sie obendrein ein mild-würziges Aroma. Salat, „Spinat“ oder Suppe lässt sich auch aus der Brennnessel anrichten, die uns zurück am Ortsrand von Seelscheid empfängt. Keine Frage: Wandern macht hungrig, und eine Einkehr ist jetzt genau das Richtige, um den Kräuterweg zu krönen.
Start, Ziel und Informationen
Start/Ziel: Parkplatz Am Ehrenmal, 53819 Neunkirchen-Seelscheid Länge/Dauer: 16,5 km, ca 5 Std.; bei Abkürzung: ca. 12,7 km, ca. 4 Std. Karte/GPS-Daten: Wanderkarte Bergisches Land, Karte 5 Süden, hg. v. Das Bergische; GPS-Daten auf Internetseite des Bergischen Wanderlands.Profil: Außerhalb der Orte überwiegend gut befestigte Wald-, Wiesen- und Wirtschaftswege sowie Pfade; Gesamtsteigung ca. 218 Höhenmeter.
Anfahrt: Mit dem Pkw: A3 bis Ausfahrt Lohmar, Richtung Siegburg, dann nächster Abzweig links auf B 56 bis Seelscheid, an Ampelkreuzung in der Ortsmitte von Seelscheid links in die Breite Straße, nach ca. 400 m rechts auf den Parkplatz Am Ehrenmal.
Mit dem ÖPNV: Von Köln mit S 12 bis Siegburg Mit dem ÖPNV: Von Köln mit S 12 bis Siegburg, mit Bus 576 bis „Seelscheid Post“.
Einkehrmöglichkeiten: Gasthof Röttgen, Kirchweg 6, 53819 Neunkirchen-Seelscheid, Tel. 0 22 47/61 53. Fr 12 – 13.30 Uhr und 16.30 – 21 Uhr, Sa 16.30-21 Uhr, So 11.30 Uhr – 20 Uhr, Mo 18 – 21 Uhr. Feiertags gesonderte Öffnungszeiten. www.gasthof-roettgen.de Restaurant „Zur gemütlichen Ecke“, Kirchweg 5, 53819 Neunkirchen-Seelscheid, Tel. 0 22 47/ 128 46 40. Geöffnet Mo/Do/Fr 17–22 Uhr, Sa 16 – 22 Uhr, So 11–22 Uhr gemuetliche-ecke-seelscheid.de „Haus am Berg“, Bergstraße 56, 53819 Neunkirchen-Seelscheid, Tel. 0 22 47/3 02 52 66. Mi-Sa 17-18 Uhr, soqwie jeden letzten Sonntag im Monat 11 – 18 Uhr. www.haus-am-berg-seelscheid.de
Buchtipp: „Die Bergischen Streifzüge“, Auf 24 Themenwegen durch das Bergische Land, Bachem-Verlag, 2. Auflage 2021, 192 Seiten, 14,95 Euro
Die Tour
1 Vom Parkplatz Am Ehrenmal an der hinteren Seite dem Sträßchen und der Markierung des Kräuterwegs (weiße „19“ auf rotem Grund) schräg links bergauf folgen. An der T-Kreuzung links gehen, auf Kirche St. Georg zu. Direkt davor rechts, dann links am Friedhof entlang bergab ins Tal. Unten links zur zweispurigen Breite Straße und dieser nach rechts folgen. Nach ca. 100m am zweiten Abzweig rechts in den Kirchweg, diesem ca. 85m an Gasthof Röttgen vorbei bergan folgen. An T-Kreuzung rechts, an Gabelung links halten und Kirchweg bergan folgen. An evangelischer Kirche vorbei, dann Straßenverlauf bald nach rechts folgen. An Kreuzung links, auf Straße „An der Krautbitze“ zur Frauenstraße.
2 Frauenstraße (K 11) überqueren und geradeaus auf Wirtschaftsweg weiter. An Infotafel dem Kräuterweg nach rechts und dann wieder rechts immer an der Kante der Hochfläche entlang folgen. Nach 3,6 km bei Hohn auf Straße Kalfenbitze kurz nach rechts und dann nach links auf Wirtschaftsweg weiter. Jetzt aufpassen: Nach 900m biegt der Kräuterweg vom Wirtschaftsweg links auf einen Pfad in den Wald ab.
3 Pfad mit dem Kräuterweg bergab ins Tal folgen. Dort auf Steg den Holzbach überqueren. Abkürzung: Nun links bachabwärts bis zu Straße, auf dieser links, bis zu Straßeneinmündung, dort rechts bis zur Nummer 5 in der Wegbeschreibung (siehe Karte). Normaler Weg: Nach dem Steg rechts und dann an einer Gabelung schräg links bergauf nach Mühlscheid. Oben an der Einmündung auf Wirtschaftsweg links gehen, am Weiler Meisenberg. An Einmündung auf Sträßchen rechts und nächster Abzweig gleich wieder links in die Straße „Zum Steinenbach“. An der nächsten Verzweigung links halten und an der folgenden Gabelung erneut links, um auf dem Wirtschaftsweg hinunter in ein Bachtal zu steigen. Abzweige links und rechts liegen lassend, ins Tal des Naafbachs wandern.
4 Den Bach überqueren, um dem Talweg auf der anderen Seite nach links talab zu folgen. Bald führt der Streifzug noch einmal rechts bergauf, um eine morastige Passage im Tal zu umgehen. Dann geht's wieder hinunter ins Tal, wo wir dem Talweg bachab folgen, bis wir auf eine Straße stoßen.
5 Der Straße geradeaus für ca. 250 m folgen und dann links abbiegen. Dem nun asphaltierten Talweg an Ingersauel vorbei folgen und nach gut 930 m (ca. 200 m vor Naaf) links abbiegen. Den Naafbach überqueren, dann nach links gehen, den ersten Abzweig rechts liegen lassen und dem zweiten nach rechts kehrend bergauf folgen. Auf der Höhe an Infotafel des Kräuterwegs links halten. An Waldrand entlang, dann durch Wald und hinauf zur Straße. Diese überqueren und geradeaus in Straße Rundweg. Nach 145 m Straße durch Linkskurve folgen, dann nach gut 90m rechts abbiegen. Auf Sträßchen bergab und links an Wald entlang ins Tal.
6 Den Wenigerbach überqueren, dann Sträßchen nach links folgen und nach ca. 60m geradeaus. Nach ca. 670m an Straßenabzweig links bergab, nach ca. 120m schräg rechts und nach gut 70m scharf rechts bald über Treppe hinauf zur Straße und dieser nach links folgen. An Einmündung auf Breite Straße rechts, durch Park zum Ausgangspunkt auf anderer Straßenseite.
Weitere Folgen der „Wandertag-Extra“-Serie
Weitere Folgen der „Wandertag Extra“-Serie sind auf dem Bauernhofweg bei Lohmar, dem Bierweg in Wiehl-Bielstein und dem Mühlenweg in Kürten erschienen.