Wir stellen eine tolle Tour durch die Region Kürten-Olpe vor, in der die TV-Schmunzelkrimireihe „Mord mit Aussicht“ gedreht wird.
Wandertour im Bergischen LandAuf dem Mühlenweg werden Krimis lebendig
Eigentlich soll er ja in der Eifel liegen, der Ort „Hengasch“ im „Kreis Liebernich“, tatsächlich aber ist die skurrile Welt einer der beliebtesten deutschen TV-Serien mitten in Bergischen Land angesiedelt. Genauer: im malerischen Kürten-Olpe. Beschaulich liegt es da, das Dörfchen in der Senke der hügeligen Landschaft.
„Wenn hier gedreht wird, ist das hinter den Kulissen anders“, sagt Michael Iwanzik, der die Dreharbeiten als Anwohner oft aus nächster Nähe verfolgt hat: „Dann sind hier 120 Filmleute und Schauspieler, die hier auf dem Dorfplatz ein eigenes Dorf mit Wohnwagen, Catering, Garderoben, eigenem Sicherheitsdienst und so weiter aufbauen“, sagt er.
Wenn in dem bergischen Örtchen gedreht wird, dann heißt der Ort auch nicht Kürten-Olpe, sondern „Hengasch“ und wird zur kleinen Welt der Kult-Schmunzelkrimireihe „Mord mit Aussicht“. Und die ist keineswegs die einzige Sehenswürdigkeit entlang des Kürtener Mühlenwegs, der als einer von 25 Themenwegen (Bergische Streifzüge) des Bergischen Wanderlands mit reich bebilderten Infotafeln des Bergischen Wanderlands Mühlengeschichte(n) in der bergischen Gemeinde lebendig werden lässt.
Zu historischen Mühlenstandorten und durch wildromantische Täler
In Betrieb ist zwar keine der Mühlen am Kürtener Mühlenweg mehr, ihre Geschichten aber faszinieren ebenso wie der Weg über aussichtsreiche Höhen und durch wildromantische Täler mit verwunschenen Bachläufen. Wasser ist auch das Element, aus dem das Splash-Bad seine Faszination schöpft.
Das Hallen- und frühere Spaßbad wurde an einem Ort errichtet, der einst ein waschechter Mühlenstandort war: Nicht weit von hier errichtete 1934 die aufstrebende Firma Gebrüder Brochhaus GmbH auf dem heutigen Gelände der Fertighausfirma Nordhaus ein neues Sägewerk mit Schreinerei und eigenem Kraftwerk. In diesem wurden mit Hilfe einer Doppel-Wasserturbine Strom für die gesamte Firma erzeugt, überschüssige Energie zudem ins Stromnetz eingespeist. Das Turbinenhaus wurde 2011 abgebrochen, Teile des Obergraben, durch den das Wasser in den Stauteich floss, sind noch erhalten.
Durch einen unterirdischen Stollen fließt Sülzwasser in die Große Dhünn-Talsperre
Immer am Hang des Sülztals entlang wandern wir talauf. Neben dem Wind in den Bäumen rauscht bisweilen der Verkehr auf der Straße im Tal. An der Kreuzung, an der wir rechts abbiegen, befindet sich vor uns im Tal ein Stauteich. In ihm wird die Sülz gestaut, um aus ihr nach starken Regenfällen Wasser durch einen unterirdischen Stollen in die Große Dhünn-Talsperre im Nachbartal zu leiten.
Gefährlicher war der Betrieb der Mühle, die früher an dieser Stelle stand: In ihr wurde Schwarzpulver hergestellt. Die Zutaten des explosiven Gemischs aus Salpeter, Schwefel und Holzkohle des heimischen Faulbaumes mussten gestampft beziehungsweise gemahlen werden, um sie anschließend vermischen zu können. Eine gefährliche Prozedur, bei der nicht selten ganze Mühlenanlagen in die Luft flogen.
Eine winzige Kapelle empfängt den Wanderer im kleine Ort Biesenbach
Ein wahres Kleinod empfängt uns im Örtchen Biesenbach: Die winzige Andreas-Kapelle misst gerade mal 2,50 Meter im Quadrat und wurde 1678 von den Eheleuten Johann Georg und Maria Schmits gestiftet, wie aus der Inschrift über dem Eingang hervorgeht. Wir wandern hinunter in eine evangelische Enklave, die hier – in einer ringsum überwiegend katholischen Region des Bergischen Landes – seit dem 17. Jahrhundert existiert.
Bereits 1582 war der Lehnsherr des nahe gelegenen Ortes Olpe zum evangelischen Glauben übergetreten und hatte für seine Gemeinde einen Pfarrer engagiert, der der Reformation zuzurechnen war. Bald darauf wendete sich jedoch das Blatt zugunsten der Gegenreformation: Um 1622 vertrieb man den Pfarrer und verbot die Gottesdienste der Protestanten.
Als Geheimgemeinde im Untergrund begann die Evangelische Gemeinde Delling
Dies war die Geburtsstunde der evangelischen Gemeinde Delling: Im Gutshaus des protestantischen Junkers von Mosbach, genannt Breidenbach, trafen sich nun an die 20 Christen, die nicht zum katholischen Glauben zurückkehren wollten. Zunächst feierten sie ihre Gottesdienste unter strikter Geheimhaltung, erst 1672 wurde ihre Gemeinde anerkannt. Bis zum Bau der klassizistischen Kirche im Jahr 1834 diente das Alte Pastorat als Kirchenraum, Wohnhaus und Schulhaus. Auf einem idyllischen Pfad erreichen wir Schultheismühle.
Der Name des Weilers erinnert an eine heute nicht mehr existierende Öl- und Getreidemühle, die nach ihrem früheren Besitzer, dem Schultheißen, benannt war. Dieser zog im Mittelalter als Beamter für den Landesherrn Abgaben ein und übte die niedere Gerichtsbarkeit aus.
Der genaue Standort der Mühle ist nicht mehr bekannt. Anders ist das bei der Olper Mühle einige Wanderminuten weiter talabwärts: Im Gelände sind der ehemalige Obergraben der erstmals 1383 erwähnten Kornmühle sowie ein Absperrwehr und das Stauweihersystem noch gut zu erkennen. In der Böschung fallen uns zudem zwei historische Mühlsteine auf, bevor wir weiter nach Büchel wandern.
Dort gab es bis um das Jahr 1900 eine wasserbetriebene Stampfe, in der Tierknochen zu Dünger zerkleinert wurden. Im beschaulichen Kirchdorf Olpe mag die Bäckerei seltsam bekannt vorkommen: Die „Kleine Backstube“ ist in der TV-Serie „Mord mit Aussicht“ der „Pascha-Grill“. Ein paar Schritte weiter liegt die berühmte „Gaststätte Aubach“.
Freunde der Krimi-Reihe „Mord mit Aussicht“ werden vieles widerentdecken
Im Alten Landgasthof von Olpe drehte die Filmcrew die meisten Wirtshausszenen, das „Aubach“-Schild über dem Eingang ist hängengeblieben, die Restaurantkarte im Aushang auch.
Über Offermannsberg geht es wieder ins Sülztal. An die früher hier existierende Walkmühle, in der Wollstoffe unter Holzhämmern verdichtet (gewalkt) und damit wasserdicht gemacht wurden, erinnert der Ortsname: „Waldmühle“ leitet sich von „Walkmühle“ ab.
Warum die Mühlen im Volkslied „klappern“, erfahren wir in Hommermühle. Auch die hiesige Getreidemühle verfügte schließlich früher über einen sogenannten Rüttelschuh, der das Korn nach und nach zwischen die beiden Mahlsteine der Mühle rüttelte und dabei das markante Klappern erklingen ließ. Durch das Kürtener Oberdorf mit der katholischen Kirche steigen wir ins Ahlenbacher Tal hinunter, in dem bis um 1880 in einer Lohmühle Baumrinde zu Lohe zerkleinert wurde. Diese wurde zum Gerben von Tierhäuten benötigt. Weit über die Kürtener Gemeindegrenzen hinaus bekannt ist die letzte Mühle an unserem Weg: Das Restaurant im Gebäude der Ahlenbacher Mühle, in der bis in die 1960er Jahre Getreide gemahlen wurde, hat es mit seiner exquisiten Küche bereits in zahlreiche Fachblätter geschafft und erinnert dabei mit seinem Namen „Zur Mühle“ bis heute an viele Mühlengeschichte(n).
Start, Ziel und Informationen
Start/Ziel: Parkplatz am Splash-Bad, Broch 8, 51515 Kürten Länge/Dauer: 13,5 km, ca. 4 Std. Karte/GPS-Daten: Wanderkarte Bergisches Land, Karte 2, hg. v. Das Bergische; GPS-Daten unter dem Suchbegriff Mühlenweg (Bergischer Streifzug Nr. 7) auf der Internetseite des Bergischen Wanderlands: www.bergisches-wanderland.de Profil: Der Weg führt außerhalb der Ortschaften vorwiegend über Wald- und Wirtschaftswege, über verkehrsarme Straßen sowie über einige reizvolle Waldpfade. Dabei ist ein nicht zu anstrengendes Auf und Ab in der hügeligen, vielfach offenen Landschaft rund um den Hauptort der Gemeinde Kürten zu meistern.
Anfahrt: Mit dem Pkw: Von Köln A 4 Richtung Olpe bis Ausfahrt Moitzfeld, an Ampel geradeaus durch Moitzfeld und Herkenrath bis Spitze. Dort an der Ampel rechts abbiegen und der Straße durch Dürscheid, Biesfeld, Eichhof und den Kürtener Hauptort hindurch folgen. Etwa 1,5 km hinter dem Ortsausgang rechts abbiegen zum Splash-Bad. Mit dem ÖPNV: Von Köln Hauptbahnhof mit der S-Bahn Linie 11 bis Bergisch Gladbach, weiter mit Bus Linie 426 bis zur Haltestelle „Splash-Bad/Wende“.
Einkehrmöglichkeiten: Café-Restaurant „In der Delling“, Delling 12, 51515 Kürten-Delling, Tel. 02268/8 01 14 40, geöffnet Mi – Fr 12 – 15 Uhr und 17.30 Uhr – 22 Uhr; Sa/So 12 – 22 Uhr www.inderdelling.com Landgasthof „Zum Haus Olpe“, Hauptstraße 26, 51515 Kürten-Olpe Tel. 02268/9 09 16 90, geöffnet Di – Fr 17 – 22 Uhr, Sa/So 12 – 22 Uhr. www.landgasthof-zum-haus-olpe.de Landgasthof „Zur alten Ulme“, Im Winkel 2, 51515 Kürten, Tel. 02268/9 09 16 15, geöffnet Do – Mo ab 17 Uhr, Mi 9 – 13 Uhr (Frühstück) www.zur-alten-ulme.de Restaurant „Zur Mühle“, Wipperfürther Straße 391, 51515 Kürten, Tel. 02268/66 29, geöffnet Do – So 18 – 23 Uhr, sonn- und feiertags zusätzlich von 12 – 15 Uhr. www.restaurant-zur-muehle.com
Buchtipp: „Die Bergischen Streifzüge“, Auf 24 Themenwegen durch das Bergische Land, Bachem-Verlag, 2. Auflage 2021, 192 Seiten, 14,95 Euro
Die Tour
1 Vom Parkplatz am Splash-Bad der weißen „7“ auf rotem Grund des Mühlenwegs folgen: auf dem Weg an den ersten beiden Infotafeln des Bergischen Streifzugs vorbei talaufwärts. Nach ca. 370 Metern links halten und am Hang entlang weiterwandern bis zu einer Kreuzung. Dort mit dem Mühlenweg nach rechts abbiegen und dem Weg hinauf nach Biesenbach folgen. Dort die Landstraße überqueren und links neben einer winzigen Kapelle auf einem Wirtschaftsweg wieder bergabwandern. An einer T-Kreuzung rechts gehen nach Delling. Vor der Gastwirtschaft „In der Delling“ rechts über Treppen hinauf zur evangelischen Kirche, links an ihr vorbeigehen und einem Pfad nach links folgen, der bald am Hang des Olpebachtals entlangführt.
2 In Schultheismühle der Straße zunächst nach links folgen, die Straße dann überqueren und geradeaus wieder in den Wald wandern. Einer kleinen Straße bald nach links ins Tal folgen, in Olpermühle den Olpebach überqueren, der Querstraße nach rechts bis Büchel folgen und dort die Straße nach rechts auf einen Wanderweg verlassen. Dieser führt durch die Talaue nach Kohlgrube. Dort einem Sträßchen nach links folgen. An zwei Einmündungen jeweils rechts halten und der Olpetalstraße hinauf nach Olpe folgen.
3 Am Ortseingang von Olpe hinter einer Einmündung rechts auf einen Fußweg wechseln. Diesem hinauf zum Dorfplatz folgen. An der Hauptstraße dahinter nach links gehen, hinter der Kirche St. Margareta rechts in die Straße „Zum Wiedenhof“ abbiegen und gleich darauf links in die Burgstraße. Von ihr links in die Straße „Am Buchenwald“ abzweigen und an deren Ende über einen Fußweg hinauf zur Kreisstraße steigen. Dieser rechts hinauf nach Offermannsberg folgen.
4 An der Straßenkreuzung auf der Höhe links abbiegen und der Straße, immer auf der Höhe bleibend, an einem Funkmast vorbei folgen. In einer Rechtskurve geht es geradeaus auf einem Wiesenweg weiter. An einer T-Kreuzung rechts halten, Richtung Tal hinabwandern und an einer Kreuzung schräg links auf einen Pfad (!) wechseln, der hinunter zur Kürtener Sülz führt. Das Flüsschen überqueren und der zweispurigen Straße gut 50 Meter nach links folgen. Dann am Ortseingang von Waldmühle die Straße überqueren und geradeaus auf einem Pfad hinauf bis zu einem breiteren Querweg. Diesem nach links folgen.
5 Bei Hommermühle stößt der Weg auf ein Sträßchen. Diesem rechts bergauf folgen. Oben rechts in „Am Halfenberg“ abbiegen und dem Straßenverlauf bis zur Kirche St. Johann Baptist folgen. Links an der Kirche vorbei und über Treppen hinunter zur Straße „Kirchplatz“ gehen. Dieser nach links ins Tal folgen. In spitzem Winkel dort rechts auf die Wermelskirchener Straße abbiegen. An deren Einmündung auf die Wipperfürther Straße dieser ca. 100 Meter nach links folgen und hinter dem Fotogeschäft Finklenburg rechts in eine Stichstraße einbiegen. An deren Ende über eine Sülzbrücke auf einen Pfad, der in einer Kehre hinauf zu einem Waldwirtschaftsweg führt. Diesem nach links folgen. Hinter einem umzäunten Grundstück nach links wandern bis zu einem Querweg und diesem dann nach rechts bergauf bis zum Ausgangspunkt der Tour folgen.
Weitere Folgen der „Wandertag-Extra“-Serie
Weitere Folgen der „Wandertag Extra“-Serie sind auf dem Bauernhofweg bei Lohmar, dem Bierweg in Wiehl-Bielstein und dem Kräuterweg in Neunkirchen-Seelscheid erschienen.