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StaatsbesuchItaliens Präsident in Köln gefeiert

Lesezeit 4 Minuten
Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella (M.) winkt vor dem Kölner Rathaus den Schaulustigen.

Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella (M.) winkt vor dem Kölner Rathaus den Schaulustigen.

Per Schiff kam Italiens Präsident Sergio Mattarella am Samstag nach Köln. Beim Staatsbesuch in der „nördlichsten Stadt Italiens“ jubelten ihm viele Menschen zu.

Mit einem Kölsch in der Hand schippert der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella am Dom vorbei. Sein Gegenüber Frank-Walter Steinmeier hält stattdessen ein Espressotässchen, als das Wahrzeichen neben dem Boot auftaucht, auf dessen Oberdeck sie stehen. Mit einem Bild der deutsch-italienischen Freundschaft läuten die beiden Staatsmänner ihren Besuch in Köln ein, bevor sie auf Höhe der Bastei anlegen.

Mattarella und seine Tochter Laura sind auf Einladung von Bundespräsident Steinmeier zu einem Staatsbesuch vom 26. bis zum 29. September in Deutschland. Den Samstag verbringen die beiden in der Domstadt, zuvor waren sie in Berlin und Bonn. Fast 30.000 italienische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger wohnen dem statistischen Jahrbuch der Stadt zufolge in Köln.

Italiens Präsident Sergio Mattarella (l.), seine Tochter Laura Mattarella (2.v.l.) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit seiner Frau Elke Büdenbender an Bord eines Schiffes, im Hintergrund der Kölner Dom.

Italiens Präsident Sergio Mattarella (l.), seine Tochter Laura Mattarella (2.v.l.) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit seiner Frau Elke Büdenbender an Bord eines Schiffes, im Hintergrund der Kölner Dom.

Vom Hotel Excelsior aus, wo der Präsident nach seiner Ankunft eincheckte, läuft er am Samstagnachmittag vorbei an italienischen Jubelrufen und sichtlich verwirrten Touristen zu einer Besichtigung des Doms. Mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker als persönliche Stadtführerin geht es für Mattarella und die Delegation, zu der neben Steinmeier auch NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) gehörte, auf direktem Weg auf den Alter Markt und zum Rathaus. Besonnen läuft Mattarella durch die Altstadt, winkt und lächelt. Ihm immer dicht auf den Fersen sind Dutzende Sicherheitskräfte. Schaulustige werden entlang der Wege des Präsidenten kurzfristig mit Kordeln eingezäunt.

„Signor Mattarella!“, habe sie laut gerufen, als er kurz vor dem Rathaus-Eingang an ihr vorbeilief, erzählt Patrizia Pili. Weil sie in der Aufregung vergessen hatte, ihn Präsident zu nennen, habe sie noch befürchtet, er würde sie nicht beachten. „Aber dann hat er sich umgedreht und mir die Hand gegeben. Mattarella ist wirklich sehr süß“, sagt die 52-Jährige mit Wurzeln in Sardinien glücklich, nachdem sie den Präsidenten zum ersten Mal live gesehen hat.

Köln, RSK, Staatsbesuch

Fototermin auf dem Roncalliplatz: OB Henriette Reker (l.) , Sergio Mattarella, Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender.

Standing Ovations für Italiens Präsident bei Besuch in Köln

Im Rathaus wird Mattarella vor rund 200 Gästen aus der italienischen Gemeinschaft Kölns mit Standing Ovations gegrüßt. Bei seinem Spaziergang habe er das Gefühl gehabt, in einen Teil der Geschichte einzutauchen, erzählt er während seiner Rede. „Das Erbe der römischen Zivilisation, die die Geschichte und den Namen dieser Stadt so geprägt hat, ist immer noch stark zu spüren.“ Hauptsächlich betont er danach die Wichtigkeit einer gemeinsamen europäischen Identität, die von Austausch und Offenheit geprägt ist. Dabei erinnert er daran, dass der Kölner Konrad Adenauer als erster Kanzler der Bundesrepublik maßgeblich zu einer Entstehung eines geeinten Europas beigetragen hat.

Dankbar wendet der Präsident sich auch an das deutsch-italienische Publikum: „Sie sind der Motor der intensiven bilateralen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern“, sagt er und richtet die „herzlichsten Grüße der italienischen Republik“ aus. Menschen mit italienischen Wurzeln, die hierzulande leben, trügen außerdem zu einem „offenen, gastfreundlichen und pluralen Deutschland“ bei, lobt Mattarella.

Oberbürgermeisterin Reker würdigt Verdienste der Italiener in Köln

Dass Köln die nördlichste Stadt Italiens genannt wird, sei nicht nur ein Bonmot, erklärt OB Reker schon in ihrer Begrüßungsrede. Dinge wie eine „Sprache des Herzens und der Emotionen“ sowie die Liebe zur Tradition, ohne sich der Moderne zu verschließen, würden die Menschen in der Regel nicht nur mit Italien, sondern auch mit Köln verbinden.

Die OB betont außerdem die wichtige Rolle der Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter aus Italien, die in den 50er Jahren nach Köln kamen. „Sie nahmen Arbeiten an, für die sich keine Arbeitskräfte fanden“, sagt sie. Auch weil Deutsche diese Arbeiten schon nicht mehr annehmen wollten. Unter anderem bei Ford am Fließband haben sie gearbeitet. „Gott sei Dank“, seien viele von ihnen danach in der Domstadt geblieben, so Reker. „Köln ohne sein italienisches Erbe und die italienischen Kölnerinnen und Kölner, das ist unvorstellbar. Wir sind unzertrennlich.“

Viele Kölner jubelten Sergio Mattarella (M.) auf seinem Weg durch die Altstadt zu.

Viele Kölner jubelten Sergio Mattarella (M.) auf seinem Weg durch die Altstadt zu.

Nur ein paar Sekunden ist Mattarella zu sehen, als er aus dem Rathaus kommt. Rund 100 Personen haben sich um den abgesperrten Platz vor dem Gebäude gedrängt, um ihn abzufangen. Schwarz-glänzende Mercedes warten dort, umrahmt von Sicherheitskräften, auf die Regierungsleute. Auch Patrizia Pili steht noch hier. Fast zwei Stunden hat sie gewartet, während Reden gehalten wurden, ein kurzes Klassik-Konzert lief und der Präsident sich in das goldene Buch der Stadt eintrug. Als Mattarella aus dem Rathaus kommt, winkt Pili ihm nochmal zu, ruft mit den anderen begeistert in seine Richtung. Dann verschwinden er und seine Tochter in der Limousine mit der kleinen Italienflagge auf dem Kotflügel.

Seinen Besuch in Köln ließ Mattarella am Abend mit einem Festbankett in der Flora ausklingen. Gemeinsam mit Steinmeier reiste er am Sonntag zurück nach Italien, wo beide Präsidenten an der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag des von SS-Truppen verübten Massakers an fast 800 italienischen Zivilistinnen und Zivilisten in Marzabotto teilnahmen. (mit dpa)