- Der Bundesvorsitzende der Jungen Union, Tilman Kuban, fordert, dass die Jugend mehr in den Fokus der Pandemie-Maßnahmen rücken muss.
- Denn sie sind in diesem Fall die dreifachen Verlierer.
- In welchen Bereichen das der Fall ist, erzählte er Kerstin Münstermann in einem Gespräch.
Lieber Herr Kuban, am Samstag stehen die drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz bei der der JU das erste Mal gemeinsam auf der Bühne. Was erwarten Sie von diesem „Pitch“-Format, wie sie es genannt haben?Tilman Kuban: Wir wollen die Zukunftsagenda der Kandidaten hören – wir erwarten konkrete Antworten auf die Frage, wie man die 20er Jahre gestalten will. Dazu gibt es vier konkrete Blöcke: Digitales, Bildung, Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit. Es geht um Fragen zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz, wie man die digitale Bildung vorantreiben will, wie man das Sozialsystem zukunftsfest macht und wie Deutschland zu mehr Umweltschutz kommt.
Glauben Sie, die drei Kandidaten packen das?
Die Union hat gerade einen großen Vertrauensvorschuss bei den Menschen für das Management in der Pandemie. Aber als Nachwuchs wollen wir schon wissen, wie sich ein CDU-Chef die Zukunft des Jahrzehnts vorstellt.
Sie starten im Anschluss eine Mitgliederbefragung an deren Ende ein bindendes Votum für Sie als Delegierter bei der Abstimmung steht. Warum macht die CDU keine Mitgliederbefragung?
Wir sind überzeugt, dass die Mitglieder selbstbewusst sind und mehr mitbestimmen wollen, deswegen setzen wir auf diese Mitgliederbeteiligung und das komplett digital. Dafür haben wir uns auch auf dem letzten Parteitag eingesetzt, die CDU hat das abgelehnt. Wir werden am 29. November auch die erste bundespolitische Organisation sein, die ihren Vorstand komplett digital wählt.
Muss die CDU angesichts der Pandemielage nicht auf ihren Parteitag verzichten und ähnlich agieren?
Nach dem jüngst verabschiedeten Gesetz gibt es für Parteien die Möglichkeit einer Briefwahl oder einer zeitlich versetzten Urnenwahl. Oder die Vorstände bleiben erstmal im Amt. Die CDU sollte zu einer Wahl im Dezember kommen, egal wie. Die Zukunft werden allerdings hoffentlich digitale Parteitage sein. Andere Länder wählen schon ganze Parlamente digital. Da müssen wir schleunigst besser werden.
Gesundheitsminister Jens Spahn spielt bei der JU schon lange eine große Rolle – wie kann er stärker zum Zug kommen?
Jens Spahn ist das Gesicht des Generationswechsels in der CDU. Deshalb bin ich überzeugt, dass er – in welcher Konstellation auch immer – auch in Zukunft eine wesentliche Rolle für Deutschland einnehmen wird.
Wann sollte die Union einen Kanzlerkandidaten aufstellen?
Wolfgang Schäuble ist ein kluger und sehr erfahrener Ratgeber und an dieser Stelle bin ich voll auf seiner Seite. Es ist richtig, wenn wir uns Anfang des Jahres zunächst auf die Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz fokussieren und die Wahlkämpfer dort unterstützen. Wir sollten die landespolitischen Themen nicht mit Diskussionen in Berlin überlagern. Ein Zeitplan bis Ende März ist ein guter Weg.
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Sie vertreten die junge Generation. Wie kann man eine verlorene Generation Corona verhindern?
Die junge Generation wird immer mehr zum doppelten, wenn nicht sogar zum dreifachen Verlierer der Pandemie – im Bereich der Bildung, des Arbeitsmarkts und der Rekordschulden. Und auch wenn es banal klingt: Die Freiheiten der Jugend können wir momentan nicht so ausleben, wie andere Generationen vorher. Die Jugend muss mehr in den Fokus der Maßnahmen rücken.
Und wie?
Wir müssen den Digital-Pakt Schule konsequent umsetzen und dabei auf den kommunalen Eigenanteil verzichten. Wir brauchen einen Berufsstarterbonus, damit der Einstieg in den Arbeitsmarkt funktioniert. Und wir brauchen die klare Ansage des nächsten Kanzlers, dass die Staatsverschuldung bis 2030 wieder auf 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts heruntergefahren wird.
Was bedeutet das konkret, etwa bei der Ausbildung?
Neben der digitalen Bildung will ich, dass wir eine echte Weiterbildungskultur entwickeln. Bisher ist das System sehr zerfleddert. Wir brauchen bundesweit einheitliche Zertifikate und Abschlüsse in der beruflichen Weiterbildung. Denn nur, wenn es einheitliche Standards gibt, wissen Arbeitgeber Weiterbildungsmaßnahmen auch richtig einzuordnen und Arbeitnehmer werden für ihren Einsatz eher finanziell belohnt.
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