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Bundestagswahl 2025Womit die Parteien bei den Wählern punkten wollen

Lesezeit 5 Minuten
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), steht zwischen Saskia Esken (r), SPD-Bundesvorsitzende, Lars Klingbeil, SPD-Bundesvorsitzender, bei der Vorstellung des Entwurf für das SPD Wahlprogramm für die Bundestagswahl 2025.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), steht zwischen Saskia Esken (r), SPD-Bundesvorsitzende, Lars Klingbeil, SPD-Bundesvorsitzender, bei der Vorstellung des Entwurf für das SPD Wahlprogramm für die Bundestagswahl 2025.

Es überwiegen die Unterschiede, doch es gibt auch einige Schnittmengen: Union, FDP, SPD und Grüne präsentieren ihre Programme zur Wahl im Februar kommenden Jahres.

Ausländer, Steuern, Wirtschaft und Waffenlieferungen: Am Tag nach der Vertrauensfrage richtet sich der Fokus auf hochemotionale Themen. Union, SPD und Grüne stellen in Berlin ihre Programme zur Bundestagswahl vor. Die FDP will einen Tag später nachziehen, ihr Programmentwurf liegt der dpa aber schon vor.

Die Kandidaten dürften in Berlin Schwerpunkte aus den Entwürfen hervorheben. Nacheinander an unterschiedlichen Orten auftreten wollen – in dieser Reihenfolge – unter anderem Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck, CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz sowie der SPD-Kanzlerkandidat und amtierende Kanzler Olaf Scholz. Begleitet werden sie jeweils von weiteren Spitzenpolitikern.

Inhaltlich setzen sie unterschiedliche Akzente – von dem Versprechen von niedrigeren Stromsteuern und Netzentgelten bei der Union bis zu Weichenstellungen für wirtschaftlichen Aufschwung und bezahlbares Leben bei der SPD. Bei den Grünen steht die sozialverträgliche Ausgestaltung des Klimaschutzes im Zentrum. Auch die FDP setzt einen Schwerpunkt auf die Wirtschaft. Stark unterschiedlich ist der Kurs von Scholz und Merz in der Ukraine-Politik.

Steuern/Schuldenbremse

Entlastungen versprechen alle vier politischen Kräfte. Die SPD für 95 Prozent aller Steuerzahler – ohne allerdings Details zu nennen. CDU und CSU wollen den Einkommensteuertarif schrittweise senken. Der Spitzensteuersatz von 42 Prozent soll erst bei höheren Einkommen greifen. Die Grünen wollen einen höheren Grundfreibetrag, bis zu dem keine Einkommensteuer anfällt. Die FDP nennt dafür die konkrete Zahl von mindestens 1000 Euro. SPD und Grüne wollen Menschen mit hohen Vermögen stärker zur Kasse bitten.

Friedrich Merz (l), CDU-Bundesvorsitzender und CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender im Bundestag, steht neben Markus Söder, (CSU), Ministerpräsident von Bayern und CSU-Vorsitzender, bei der Vorstellung des gemeinsamen Wahlprogramms für die Bundestagswahl 2025 nach der Sitzung der Vorstände von CDU und CSU.

Friedrich Merz (l), CDU-Bundesvorsitzender und CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender im Bundestag, steht neben Markus Söder, (CSU), Ministerpräsident von Bayern und CSU-Vorsitzender, bei der Vorstellung des gemeinsamen Wahlprogramms für die Bundestagswahl 2025 nach der Sitzung der Vorstände von CDU und CSU.

Den Solidaritätszuschlag möchten Union und FDP komplett abschaffen. Die SPD will ihn für die Reicheren behalten, die Grünen wollen ihn in die Einkommensteuer integrieren. Die SPD stellt eine niedrigere Mehrwertsteuer für Lebensmittel in Aussicht, Union und FDP auf Speisen in der Gastronomie. Bei der Schuldenbremse ticken SPD und Grüne ähnlich: Union und FDP wollen daran festhalten – die SPD will Ausnahmen für Investitionen einführen, die Grünen solche ermöglichen.

Soziales/Rente

Einen Mindestlohn von 15 Euro wollen SPD und Grüne – die einen 2026, die anderen ein Jahr früher. Bei beiden zielen einige Punkte auf die Stärkung von Beschäftigten ab – etwa das Aus für Befristungen von Arbeitsverträgen ohne sachliche Gründe bei der SPD oder die Eindämmung entsprechender Jobs bei den Grünen. CDU/CSU wollen dagegen mit Ideen für „die Fleißigen“ punkten, etwa steuerfreie Überstundenzuschläge. „Wer freiwillig mehr arbeiten will, soll mehr Netto vom Brutto haben“, heißt es in ihrem Entwurf.

Franziska Brantner (l-r), Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz und Kanzlerkandidat von Bündnis 90/Die Grünen, Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Außenministerin, und Felix Banaszak, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, stellen den Entwurf des Wahlprogramms der Grünen zur Bundestagswahl 2025 vor.

Franziska Brantner (l-r), Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz und Kanzlerkandidat von Bündnis 90/Die Grünen, Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Außenministerin, und Felix Banaszak, Bundesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, stellen den Entwurf des Wahlprogramms der Grünen zur Bundestagswahl 2025 vor.

Den Namen „Bürgergeld“ wollen Merz und sein Parteienbündnis abschaffen, ihre „Neue Grundsicherung“ soll Vermittlung in Jobs viel stärker ins Zentrum rücken. Streng heißt es bei der Union: „Wenn jemand grundsätzlich nicht bereit ist, Arbeit anzunehmen, (...) muss die Grundsicherung komplett gestrichen werden.“ Am Renteneintrittsalter, wie es bisher geregelt ist, halten alle drei Parteien fest. Die Union will ein stabiles Rentenniveau und weiter steigende Bezüge.

Einen „wirklich flexiblen Renteneintritt“ verlangt die FDP, außerdem hat sie erneut ihre Forderungen nach einer „individuelle Aktienrente“ und nach einem „Altersvorsorgedepot für die private Altersvorsorge“ der Rentner in Deutschland in ihr Programm geschrieben.

SPD und Grüne wollen das Rentenniveau bei 48 Prozent festschreiben. Die Grünen schlagen zudem einen Bürgerfonds vor: Mit Darlehen und Eigenmitteln des Bundes soll nachhaltig und klimaverträglich in europäische und deutsche Unternehmen investiert werden. Die Erträge sollen zur Stärkung geringerer und mittlerer Renten benutzt werden.

Wirtschaft/Konjunktur

„Leistung muss sich wieder lohnen“, heißt es bei der Union. Flexiblere Regeln, Vereinfachungen, weniger Bürokratie sollen Deutschland wieder flotter machen. Als „Schutzschirm für unsere Wirtschaft“ kündigt die Union Instrumente gegen Subventionen an, die den globalen Wettbewerb verzerren. Strom- und Wärmenetze, Ladesäulen und Wohnungen sollen bei der SPD in großem Stil neu gebaut werden – gefördert aus einem sogenannten Deutschlandfonds.

Ein kreditfinanzierter Deutschlandfonds soll auch bei den Grünen helfen – etwa fürs Schienennetz, Kitas oder auch Innovationsanreize. Die FDP verlangt „tiefgreifende und strukturelle Reformen“ für eine „echte Wirtschaftswende“. Dazu gehört für sie unter anderem das Senken der Unternehmenssteuern auf unter 25 Prozent.

Migration

Die Union will umgehend einen faktischen Aufnahmestopp für illegale Migranten. Wer aus einem EU- oder Schengen-Staat für einen Asylantrag einreist, soll an der Grenze abgewiesen werden. CDU/CSU versprechen zügige Asylverfahren und „eine konsequente Umsetzung der Asylentscheidungen“.

Die SPD setzt sich zwar für „rasche wie konsequente Abschiebungen“ ein, bevorzugt aber die freiwillige Rückkehr von Migranten ohne Bleiberecht. Die Grünen setzen auf „faire, verbindliche und solidarische Verteilung von Schutzsuchenden in Europa“. Berücksichtigt werden müssten Bedürfnisse von Frauen, Kindern, Queeren, Behinderten.

Die FDP plädiert für eine „geordnete Migration nach klaren Regeln“. Im Programmentwurf heißt es: „Wir wollen Einwanderung in den Arbeitsmarkt, nicht in die sozialen Sicherungssysteme.“

Ukraine/Russland/Bundeswehr

Die SPD will die Waffenlieferungen an angegriffene Land „mit Besonnenheit und Augenmaß“ und „so lange wie nötig“ fortsetzen. Deutschland solle aber nicht Kriegspartei werden. Die von der Ukraine erbetenen Taurus-Marschflugkörper will die SPD nicht liefern – anders als dies Merz unter bestimmten Bedingungen vorgeschlagen hatte. Scholz bekräftigte auch erst: Mit deutschen Waffen dürfe nicht tief ins russische Hinterland geschossen werden.

Im FDP-Programmentwurf heißt es dagegen, die Ukraine müsse sich auch gegen Abschussbasen und Nachschublinien auf russischer Seite mit weitreichenden Waffen verteidigen können.

Merz und die Union setzen einen anderen Akzent. Den Ukraine-Feldzug Russlands sieht die Union im Zusammenhang damit, dass Präsident Wladimir Putin   „eine neue Weltordnung nach seinen Regeln“ wolle. „Fällt die Ukraine, droht der Angriff auf ein weiteres europäisches Land.“ Der Ukraine verspreche man alle erforderliche Unterstützung.

Nach einem Wahlsieg wollen CDU/CSU, dass Deutschland, Frankreich, Polen und England in Abstimmung mit den USA Sicherheitsgarantien für die Ukraine entwickeln. Die Union betont dabei ebenso wie SPD und Grüne, ein Friedensprozess müsse von der Ukraine auf Augenhöhe geführt werden können.

Die Union ist zudem etwa für eine aufwachsende Wehrpflicht, die SPD lehnt eine Wiedereinführung der Wehrpflicht hingegen ab, will aber einen „neuen, flexiblen Wehrdienst“ einführen. Die Grünen wollen den freiwilligen Wehrdienst und die Reserve für eine breite Zielgruppe attraktiver machen. Die FDP will „die Bundeswehr zur stärksten konventionellen Streitkraft in Europa“ machen. (dpa)