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Kanzler erklärt „peinlichen“ VorfallScholz stellt Esken im Bundestag bloß und bezeichnet Merz als „Fritze“

Lesezeit 3 Minuten
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sitzt bei der Sitzung zur Vertrauensfrage im Bundestag auf der Regierungsbank.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sitzt bei der Sitzung zur Vertrauensfrage im Bundestag auf der Regierungsbank.

Was für eine kuriose Szene im Bundestag: Olaf Scholz ignoriert seine Parteikollegin Saskia Esken und lässt diese fassungslos zurück.

Olaf Scholz unterhält sich nach der Abstimmung über die Vertrauensfrage mit SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich, schüttelt ihm die Hand. SPD-Chefin Saskia Esken kommt dazu, Scholz sieht sie kurz an – um dann kommentarlos abzudrehen und Esken im Bundestag stehenzulassen. Die düpierte SPD-Chefin breitet fragend die Hände aus – als wenn sie sagen will: Was war denn das jetzt? Es dauerte nicht lange, bis diese irritierende Szene viral ging.

Gleich zwei kurze Videos des Vorfalls gingen am Montagabend durch das Netz. Der Kanzler kommt bei den Debatten dazu nicht gut weg. Die politische Konkurrenz reagierte hämisch.

Scharfe Kritik an Verhalten von Olaf Scholz im Bundestag

Der frühere CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak schrieb auf X: „Hier erlebt Saskia Esken als Vorsitzende der SPD persönlich, was ‚Respekt für Dich‘ für Bundeskanzler Scholz bedeutet.“ Ziemiaks Parteikollege Bodo Löttgen verurteilte die „die Arroganz und Ignoranz von Olaf Scholz gegenüber Saskia Esken“.

Scholz selbst war später um Schadensbegrenzung bemüht und räumte sein Fehlverhalten ein. „Saskia und ich haben uns das Video angeschaut. Peinlich von mir – zum Glück konnten wir beide drüber lachen…“, schrieb Scholz auf X zu einem Foto, das ihn zusammen mit Esken zeigt.

Esken und Scholz können der eigenen Aussage nach über Vorfall im Bundestag lachen

Auch die SPD reagierte – und versuchte es mit einem Witz: Unter einem Foto, das Scholz nach einem Unfall mit Augenklappe zeigt, schrieb der Parteivorstand auf X: „Vielleicht hat das andere Auge damals auch was abbekommen...“.

Während Olaf Scholz und Rolf Mützenich sprechen, kommt Saksia Esken (hier nicht im Bild) dazu. Scholz allerdings dreht dann einfach ab und lässt die Parteikollegin ratlos zurück.

Während Olaf Scholz und Rolf Mützenich sprechen, kommt Saksia Esken (hier nicht im Bild) dazu. Scholz allerdings dreht dann einfach ab und lässt die Parteikollegin ratlos zurück.

Während Scholz im Bundestag die eigene Parteikollegin bloßstellte, sorgte er ein paar Stunden später im ZDF-„heute journal“ erneut für Gesprächsstoff – diesmal wegen einer Aussage zu CDU-Chef Friedrich Merz. Diesen bezeichnete der SPD-Politiker im Gespräch mit Moderator Christian Sievers als „Fritze Merz“, der gerne „Tünkram“ (Plattdeutsch für Unsinn) erzähle. Scholz bezog sich damit auf Kritik von Merz, dass der Kanzler auf EU-Gipfeln öfter schweigend dabei sitze, ohne sich politisch einzuschalten.

Olaf Scholz bezeichnet Merz als Fritze und spricht Lindner „sittliche Reife“ ab

Im Bundestag hatte Scholz auch FDP-Chef Christian Lindner angegriffen und diesem „die sittliche Reife“ für ein Regierungsamt abgesprochen. Erst vor wenigen Tagen hatte Scholz gemeinsam mit Merz und Vizekanzler Robert Habeck im TV erklärt, die Spitzenkandidaten wollten im Wahlkampf respektvoll miteinander umgehen.

Kritik kam prompt vom früheren CDU-Kanzlerkandidaten und NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet. „Bei allem Verständnis für Scholz'schen Frust am Tag seines Scheiterns: Den Namen des Wettbewerbers ins Lächerliche zu ziehen, ist inakzeptabel. Der Oppositionsführer ist für den Kanzler nicht der ‚Fritze‘“, schrieb er auf X. Das zerstöre jeden Respekt unter Demokraten. Das CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn, Ex-Gesundheitsminister, schrieb auf X: „S in SPD steht für stillos.“

Nicht zimperlich war am Montag allerdings auch die Opposition mit Scholz ins Gericht gegangen. Schon in der Debatte im Bundestag hatte sich der Kanzler, dessen Ampel-Regierung schon vor Wochen zerbrochen war, heftige Kritik anhören müssen.

Friedrich Merz attackierte den Kanzler persönlich und warf ihm vor, das Land in einer der größten Wirtschaftskrisen der Nachkriegsgeschichte hinterlassen und auf EU-Ebene versagt zu haben. Es sei „zum Fremdschämen“, wie der Kanzler sich in der EU bewege. CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt nannte es grotesk, dass Scholz sich erneut zur Wahl stellt: Wer eine Koalition nicht zusammenhalten könne, könne auch das Land nicht zusammenhalten. (mit dpa)